Schleswig-Holstein & Hamburg

Hamburgs Arbeitsmarkt stabilisiert sich

Hamburgs Arbeitsmarkt stabilisiert sich

Hamburgs Arbeitsmarkt stabilisiert sich

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Das Logo der Agentur für Arbeit leuchtet über einem Büro. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

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Vor gut einem Jahr hatte Corona den Hamburger Arbeitsmarkt mit Wucht getroffen: Binnen dreier Monate schoss die Zahl der Arbeitslosen um fast ein Drittel nach oben. Der Weg aus dem tiefen Tal ist steinig.

Der Arbeitsmarkt in Hamburg stabilisiert sich zusehends. «Die Arbeitslosigkeit geht weiter zurück, es gibt zunehmend mehr gemeldete freie Stellenangebote, die Gesamtbeschäftigung bleibt stabil, Kurzarbeit ist auf dem Rückzug», sagte der Geschäftsführer der Hamburger Agentur für Arbeit, Reinhold Wellen, am Mittwoch. Insgesamt waren im Juni 82.248 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das ist im Vergleich zum Mai ein Rückgang um 1647 oder 2,0 Prozent.

Eine spürbare Entspannung zeigt vor allem der Vergleich zum Vorjahr: Gemessen am Monat Juni 2020 reduzierte sich die Zahl der Arbeitslosen um 5527 oder 6,3 Prozent. Die Arbeitslosenquote lag im Juni bei 7,6 Prozent, nach 7,8 Prozent im Mai und 8,2 Prozent im Juni des Vorjahres. «Niedrige Inzidenzen und weitere Lockerung sorgen dafür, dass die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt langsam wieder Tritt fasst», sagte der norddeutsche Arbeitgeberpräsident Philipp Murmann. «Die Kurzarbeit hat in den vergangenen Monaten Schlimmeres verhindert.»

Im bundesweiten Vergleich fällt die Erholung in Hamburg noch relativ zögerlich aus: Insgesamt ging die Zahl der Arbeitslosen in ganz Deutschland von Mai auf Juni um fast 3 Prozent zurück. Allerdings hat Hamburg angesichts lange Zeit recht hoher Coronazahlen einen langsameren Lockerungskurs verfolgt als zum Beispiel das Nachbarland Schleswig-Holstein. So wurde die Stadt erst am 11. Juni wieder für auswärtige Touristen geöffnet. Stichtag für die Erhebung der Arbeitsmarktdaten war der 14. Juni. Bis Mitte Mai galten sogar wochenlang nächtliche Ausgangsbeschränkungen.

Ein großes Problem bleibt das Thema Langzeitarbeitslosigkeit, die stetig zunimmt, seit die Coronapandemie vor mehr als einem Jahr den Arbeitsmarkt mit Wucht getroffen hat: «Arbeitslose Menschen sahen sich einem verschlossenen Arbeitsmarkt gegenüber, der mit Kurzarbeit, einbrechenden Umsätzen, Lockdowns und gesundheitlichen Problemen umgehen musste», schreibt die Arbeitsagentur. «Vorstellungstermine, Probearbeiten oder befristete Jobs waren ein seltenes Gut geworden.» Aktuell sind 29 339 Hamburger länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet, 47,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Mittlerweile machen Langzeitarbeitslose einen Anteil von 35,7 Prozent an der Gesamtarbeitslosigkeit in Hamburg aus, nach 22,7 Prozent ein Jahr zuvor.

Angespannt ist die Situation rund einen Monat vor dem Start des Ausbildungsjahres auf dem Lehrstellenmarkt: «In Hamburger Unternehmen gibt es aktuell noch fast 4000 freie Ausbildungsstellen», sagte Wellen. Aus Wellens Sicht sind die Arbeitsmarktchancen für junge Menschen trotz der aktuellen Coronakrise prächtig - und zwar aus demografischen Gründen. Innerhalb der nächsten sieben Jahre schieden 67.400 Fach- und Führungskräfte in Hamburger Unternehmen aus, die durch jungen Nachwuchs ersetzt werden müssen. Wellen sprach daher von «enormen Einstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten für junge Leute in den nächsten Jahren».

Arbeitgeberpräsident Murmann appellierte an nicht versorgte Jugendliche: «Nehmt eure Zukunft aktiv selbst in Hand. Fast 4000 offene Ausbildungsplätze bieten eine hervorragende Perspektive für einen erfolgreichen Start in das Berufsleben. Die Unternehmen freuen sich auf euch.»

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