Schleswig-Holstein & Hamburg

Flüchtlingshaus huckepack ins Freilichtmuseum gebracht

Flüchtlingshaus huckepack ins Freilichtmuseum gebracht

Flüchtlingshaus huckepack ins Freilichtmuseum gebracht

dpa
Rosengarten
Zuletzt aktualisiert um:

Ein original erhaltenes Flüchtlingshaus aus der Aufbauzeit nach dem Zweiten Weltkrieg ist von Tostedt in das Freilichtmuseum am Kiekeberg bei Hamburg gebracht worden. Für den 30 Kilometer langen Weg huckepack auf einem Lastwagen brauchte das 1955 errichtete Siedlungshäuschen drei Tage. Das teilte das Museum in der Gemeinde Rosengarten (Kreis Harburg) am Dienstag mit.

«Für uns ist das komplett erhaltene Siedlungshaus ein Glücksfall», sagte Museumsdirektor Stefan Zimmermann. Nach der Restaurierung soll es ab 2023 zu besichtigen sein in einer Gruppe von Häusern, die an die frühen Jahre der Bundesrepublik von 1949 bis 1979 erinnert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten viele Flüchtlinge und Vertriebene notdürftig in Behelfsunterkünften, Zimmern oder Ställen leben. Mit der Währungsreform 1948 und Hilfsprogrammen in den 1950er Jahren begann für sie der Aufbau einer neuen Existenz. Vielerorts entstanden die einfachen Siedlungshäuser, meist mit Stall und Toilette als Anbau oder im Garten. Überreste solcher Siedlungen finden sich bis heute in vielen Städten und Dörfern.

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg nennt sein Projekt «Königsberger Straße». Direktor Zimmermann sieht es als glücklichen Zufall, dass die Erbauer des Häuschens tatsächlich aus Königsberg in Ostpreußen stammten, dem heutigen Kaliningrad in Russland. Die Familie habe den Museumsleuten von ihrer Geschichte erzählen können. «Anhand der Aufbauleistung einer Familie können wir so die Integrationsleistung und den individuellen Beitrag der Flüchtlinge und Ausgebombten zum wirtschaftlichen Aufschwung verdeutlichen», sagte Zimmermann.

Für den Transport auf dem Sattelschlepper wurde dem Häuschen nur die Dachspitze abgenommen. Ebenfalls an den Kiekeberg geholt wird der Stall, in dem die Familie zwei Schweine, Hühner und Kaninchen hielt. Das vor langer Zeit abgerissene Toilettenhäuschen wird nachgebaut. Bund, das Land Niedersachsen, die Metropolregion Hamburg und andere fördern das Ausstellungsprojekt «Königsberger Straße», das 6,14 Millionen Euro kosten soll.

Mehr lesen

Leserbrief

Meinung
Kristian Pihl Lorentzen
„Hærvejsmotorvejen som grøn energi- og transportkorridor“