Schleswig-Holstein & Hamburg

Deutlich weniger Patienten in Hamburger Hausarztpraxen

Deutlich weniger Patienten in Hamburger Hausarztpraxen

Deutlich weniger Patienten in Hamburger Hausarztpraxen

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Blick in das leere Wartezimmer einer Arztpraxis. Foto: Daniel Karmann/dpa/Symbolbild

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Die Überwindung, zum Arzt zu gehen, ist in der Corona-Pandemie größer geworden. Die Hausarztpraxen verzeichnen viel weniger Patienten als in früheren Jahren. Die Vorsitzende des Hausärzteverbandes Hamburg betrachtet diese Entwicklung mit Sorge.

In der Corona-Krise kommen deutlich weniger Patienten in die Hamburger Hausarztpraxen. Der Rückgang im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie liege bei etwa 20 Prozent, sagte die Vorsitzende des Hausärzteverbandes Hamburg, Jana Husemann. Wenn möglich, würden es die Patienten vermeiden, sich in den Sprechstunden vorzustellen. «Die Patienten machen ihre Erkrankungen gerade lieber mit sich selbst aus.» Diese Entwicklung sieht Husemann mit Sorge. «Es kann sein, dass so gefährliche Verläufe übersehen werden.»

Die Gründe für den Rückgang: Die Patienten befürchten nach Angaben der Ärztin, sich in den Praxen anzustecken. «Diese Bedenken sind unbegründet, es ist sicher in den Hausarztpraxen.» Denn die Teams hätten umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Wer den Gang zum Arzt trotzdem unbedingt vermeiden wolle, der solle sich zumindest telefonisch melden um abzuklären, wie dringend die Beschwerden seien, appellierte Husemann.

Zugleich wirken sich ihren Worten zufolge die empfohlenen Abstands- und Hygieneregeln für die Bevölkerung auch auf andere Art aus: «Die Infekte sind deutlich zurückgegangen», sagte die Medizinerin. «Normalerweise wären wir jetzt in der Hochphase der Grippewelle.» Auch Erkältungen und Magen-Darm-Infekte seien momentan viel seltener Thema einer Sprechstunde. Die Pandemie habe den Beratungsbedarf verändert, berichtete die 38-Jährige. Psychische Beschwerden seien nun viel häufiger - etwa als Folge von Isolation oder finanzieller Notlage. Auch klagten mehr Arbeitnehmer im Homeoffice über Rückenschmerzen.

Kürzlich hatten Polizei und Staatsanwaltschaft Praxis- und Wohnräume von zwei Hamburger Ärzten durchsucht, die falsche Atteste für Maskenverweigerer ausgestellt haben sollen. «Das sind Einzelfälle», betonte Husemann. «Der ganze große Teil der Ärzte tut alles dafür, dass die Corona-Maßnahmen eingehalten werden.»

Husemanns Berufsverband vertritt nach eigenen Angaben die Mehrheit der 1300 Hausärzte in Hamburg.

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