Schleswig-Holstein & Hamburg

Corona-Inzidenz wieder über 100: Sondersitzung des Senats

Corona-Inzidenz wieder über 100: Sondersitzung des Senats

Corona-Inzidenz wieder über 100: Sondersitzung des Senats

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Eine Laborantin führt Untersuchungen zum Coronavirus durch. Foto: Christophe Gateau/dpa/Symbolbild

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Wie gewonnen, so zerronnen: Nach nur einem Tag unter 100 ist die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen in Hamburg wieder über die wichtige Marke geklettert. Die Folge: Rasche Lockerungen sind nicht in Sicht.

Die Hoffnungen auf eine rasche Lockerung der Corona-Auflagen in Hamburg hat sich nach nur einem Tag wieder erledigt. War die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag nach Berechnungen der Stadt erstmals seit Mitte März unter den wichtigen Wert von 100 gesunken, lag er am Dienstag schon wieder knapp darüber - was aus Sicht des rot-grünen Senats Erleichterungen vorerst unmöglich macht. Senatssprecher Marcel Schweitzer sprach am Dienstag von einer heiklen Lage. Es müsse ein Jo-Jo-Effekt verhindert werden. «Der Jo-Jo-Effekt heißt: lockern, schließen, lockern, schließen. Ich glaube, das verträgt niemand.»

Stattdessen müsse die Sieben-Tagte-Inzidenz weiter gesenkt werden. «Deutlich unter 100, das muss unser Ziel bleiben», sagte Schweitzer. Gleichwohl werde der rot-grüne Senat am Freitag in einer Sondersitzung über Perspektiven und Lockerungen beraten. Es bleibe allerdings dabei: «Wenn die Hamburger Sieben-Tage-Inzidenz mindestens an fünf aufeinander folgenden Werktagen den Wert von 100 unterschritten hat, dann wären Lockerungen denkbar, sofern das Infektionsgeschehen stabil bleibt.»

Zur Beurteilung der Lage werde nicht nur die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Infektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - herangezogen, die am Dienstag bei 100,9 lag (Vortag: 98,6, Vorwoche: 114,3). Beachtung findet laut Schweitzer auch der R-Wert, der das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen abbildet und derzeit bei 0,9 liege. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.

Als dritter Faktor gelte die Auslastung der Hamburger Krankenhäuser. Dort wurden der Gesundheitsbehörde zufolge mit Stand Montag 247 Covid-19-Patienten behandelt - 23 weniger als am Freitag. Die Zahl der Patienten auf Intensivstationen sank um 9 auf 106.

Sollten Lockerungen möglich sein, werde der Senat als erstes die seit Karfreitag von 21.00 bis 5.00 Uhr geltenden Ausgangsbeschränkungen zurücknehmen, sagte Schweitzer. Dann würden Einschränkungen an Schulen und Kitas fallen gelassen sowie vollständig Geimpfte und Getestete gleichgestellt. Auf seiner Sondersitzung am Freitag werde der Senat erneut die Lage erörtern und einen Fahrplan beschließen. Dabei gehe es dann auch um Perspektiven für coronabedingt geschlossene Geschäfte.

Dass Hamburg bei der Sieben-Tage-Inzidenz statt auf Berechnungen des Robert Koch-Instituts (RKI) auf eigene Daten zurückgreift und dadurch zu deutlich höheren Werten kommt, sei richtig und zulässig, erklärte der Senatssprecher: «Die lokale Inzidenz bietet ein aktuelles Bild vom tatsächlichen Infektionsgeschehen vor Ort.» Das RKI wiederum nutze eine andere Berechnungsmethode, komme aber bei einer rückwirkenden Betrachtung letztlich auf fast gleiche Werte.

Aktuell weist das RKI jedoch für Hamburg bereits den siebten Tag in Folge eine Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 aus; am Dienstag lag sie bei 90. Das ist der bundesweit zweitniedrigste Wert nach Schleswig-Holstein (57).

Auch aus Sicht von CDU-Fraktionschef Dennis Thering muss ein Jo-Jo-Effekt verhindert werden - «klar ist aber auch, Grundrechte sind keine Privilegien und deshalb müssen Grundrechtseingriffe wie die Ausgangsbeschränkung so schnell wie möglich wieder zurückgenommen werden». Auch müssten bei stabilen Inzidenzwerten von unter 100 weitere Lockerungen umgesetzt werden.

Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein warf dem Senat dagegen Realitätsverweigerung vor. «Zusammenbrechende Existenzen in der Geschäftswelt, Hilferufe aus den Schulen angesichts einer wachsenden Bildungskatastrophe, breite Lockerungen für Geimpfte in vielen auch SPD-Grün-regierten Bundesländern - offenbar nichts kann die freiheitsfeindliche Ignoranz von Rot-Grün in Hamburg erschüttern.» Die AfD forderte ein Ende der wirkungslosen Lockdown-Politik von SPD und Grünen.

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