Fünf Tipps

So gelingt ein Wandertag mit Kindern

So gelingt ein Wandertag mit Kindern

So gelingt ein Wandertag mit Kindern

Julia Boecker/shz.de
Flensburg
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Beim Wandern mit Kindern gilt: Lieber eine kurze Strecke wählen. Foto: Imago images/shz.de

Wandern mit Kindern – das kann schön, aber auch stressig sein. Mit diesen Tipps glückt der Wandertag mit der Familie.

Sich bewegen in reizvoller Natur, unter einem blauen Sommerhimmel und mit den Menschen, die wir lieben: Wandern mit Kindern kann so schön sein! Kann es. Gar nicht schön ist es aber, wenn schon nach kurzer Zeit – und Eltern wissen, wie kurz "kurz" sein kann – die üblichen Nervtöter kommen.

Der Klassiker natürlich, "Wann sind wir da?", zur Effizienzsteigerung gern auch alle drei Minuten geäußert. Oder der Moralisch-Vorwurfsvolle: "Heute morgen hast du noch gesagt, wir gehen nicht so weit!"

Und Kinder wissen, wie weit "weit" sein kann. Nicht zu vergessen der hocheffektive Brandbeschleuniger für Familienzoff, der Philosophisch-Grundsätzliche: "Warum müssen wir das eigentlich machen?" Wer das ganze Gemecker unterwegs nicht hören, sondern wirklich eine schöne Zeit haben möchte, sollte bei der Tourenplanung die fünf Tipps beachten.

Tipp eins: Mehr Gleichaltrige, mehr Spaß

"Für die meisten Kinder ist Wandern in der Gruppe mit anderen Kindern am schönsten", sagt Lisa Bönke, Leiterin der Familiengruppe beim Deutschen Alpenverein, Sektion Kiel. Die Aussicht auf kilometerlanges Getrotte mit den Eltern lässt dagegen schon zu Hause oft schlechte Laune aufkommen. "Kinder haben ein ähnliches Tempo, sie nehmen die gleichen Dinge wahr und begeistern sich zusammen dafür." Der Nachwuchs geht auf Entdeckungsreise, die Erwachsenen können sich währenddessen mal in Ruhe austauschen.

Tipps zwei: Mit Highlights für Abwechslung sorgen

Apropos Entdeckungsreise: Langweilige Strecken gehen gar nicht. Breite und öde, im Sommer dazu noch atemberaubend staubige Forst- oder sogar Wirtschaftswege dehnen sich für Menschen jeden Alters irgendwann endlos, Wege entlang der Straße sowieso. Kinder hassen sie. Viel reizvoller sind schmale, verschlungene Pfade, die mitten durch den Wald führen und am besten von Wurzeln oder Steinen durchsetzt sind.

Für Nordlichter in heimischen Gefilden weniger interessant, beim Urlaub im Harz, im Fichtelgebirge oder in den Alpen schon: Wer bei der Tourenplanung Wanderführer zur Hilfe nimmt, kann sich ruhig auch mal an etwas anspruchsvollere und damit spannendere "Erwachsenen"-Routen wagen und sie nach Bedarf entsprechend abkürzen.

Dann muss man aber wissen, dass der Weg auch mal durch steileres, unwegsameres Gelände führen kann. Für solche Fälle sollten Eltern für kleinere Kinder einen Gurt und ein Seil dabei haben, um das Kind notfalls sichern zu können. Bei Wanderungen am Berg sei außerdem wichtig, dass die Route sich im Notfall problemlos abkürzen lasse, rät Lisa Bönke.

Doch egal, ob man im Hochland oder in der norddeutschen Tiefebene unterwegs ist: Jede Tour braucht "Highlights", um den Nachwuchs bei Wanderlaune zu halten.

Dazu zählt vor allem Wasser – übt es doch auf Kinder eine magische Anziehungskraft aus. Am tollsten sind also Wanderwege, die an Bachläufen, Seen oder am Strand entlang führen und Beschäftigungsmöglichkeiten ohne Ende bieten: Dämme bauen, Steine ins Wasser werfen, Papier-Boote fahren lassen, Muscheln sammeln. Und an warmen Tagen zum Abkühlen ins Meer oder den See hüpfen.

Klettern: Im Norden bieten sich statt schroffen, steil aufragenden Felswänden eher Bäume oder Klettergerüste dafür an. Schön für kleine, für größere Kinder irgendwann aber nur noch mäßig spannend. Wer jedoch in den Bergen unterwegs ist, kann mit tollen Kraxel-Möglichkeiten sogar Jugendliche noch für solche Familienausflüge begeistern, weiß Lisa Bönke aus eigener Erfahrung mit ihren beiden 14- und 15-jährigen Söhnen.

Das Gleiche gilt fürs Übernachten im Zelt oder in Berghütten. Mit den Kindern wachsen eben auch ihre Ansprüche, "dann muss mehr Abenteuer her".

Tipp drei: Lieber eine kurze Strecke

Ja, eigentlich bedeutet Wandern, eine bestimmte Strecke und Kilometerzahl zurückzulegen. Mit Kindern aber nicht. Für sie ticken die Uhren anders. Der Weg ist das Ziel, und auf dem muss Zeit sein: zum Beobachten, Entdecken, Spielen. Lisa Bönke: "Wenn ständig gehetzt und angetrieben wird, bedeutet das ja auch nur Stress für alle."

Zur groben Orientierung für die geeignete Streckenlänge nennt der Deutsche Wanderverband die Faustregel: Lebensalter mal 1,5. Ein Sechsjähriger beispielsweise schafft also neun Kilometer. Geht es bergauf oder bergab, entsprechen 100 Höhenmeter einem Kilometer. Und: Die schwächsten Teilnehmer bestimmen das Tempo.

Tipp vier: Pausen

Leckere Snacks versorgen die Kids mit der nötigen Energie zum Wandern. Und vorausschauend eingeteilt, bieten sie immer neue Anreize zum Durchhalten: Wer brav und ohne zu nölen mitgeht, für den gibt’s nach der nächsten Etappe wieder ein Leckerli.

Tipp fünf: Flora und Fauna auf die spielerische Tour

Wenn man schon in der Natur unterwegs ist, kann man auch gleich etwas drüber lernen. Aber nicht mit drögen Erklärungen à la Biologiebuch, sondern durch Erlebnisspiele, Schnitzeljagden oder Rätsel. "Schon mit so simplen Aufgaben wie ’Ihr sucht jetzt alle mal ein gezacktes Blatt’ bringt man die Kinder in Schwung und vermittelt ihnen etwas", sagt Lisa Bönke. Wanderstöcke suchen, die Augen schließen und einen Kuckuck hören, barfuß über Moos laufen, an Tannenzapfen riechen – die Möglichkeiten sind grenzenlos. Für die moderne Form der Schnitzeljagd (oder auch Schatzsuche) begeistern sich auch Erwachsene: beim Geocaching verstecken Fans kleine Schätze ("Caches") in der Natur und veröffentlichen deren Koordinaten im Internet.

Der zweite große "Kindermagnet" neben dem Wasser sind Tiere. Und seien es "nur" die Kühe oder Schafe auf der Koppel am Wegrand. Noch spannender sind glänzende Käfer, flinke Eichhörnchen und scheue Rehe in freier Wildbahn. Ein Fernglas und eine Becherlupe sollten darum im Rucksack immer mit dabei sein. Je nach Typ lesen Schulkinder zu Hause gern noch in Büchern oder im Internet nach, was sie alles so draußen beobachten konnten – zum krönenden Abschluss eines schönen Wandertages sozusagen.

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