Integration

Sozialdemokraten wollen Migrantenkinder zum Krippenbesuch verpflichten

Sozialdemokraten wollen Migrantenkinder zum Krippenbesuch verpflichten

Sozialdemokraten wollen Migrantenkinder zum Krippenbesuch verpflichten

rk/Ritzau
Kopenhagen
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Foto: dpa (Symbolfoto)

Mit einer Krippenpflicht will die Partei Kinder aus bildungsfernen Familien besser integrieren. Kinder- und Sozialministerin Mai Mercado hält das prinzipiell für keine gute Idee.

Die Vorsitzende der Sozialdemokraten, Mette Frederiksen, hat verpflichtende Krippenplätze für Kinder von Migranten gefordert. Kinder fremdsprachiger Eltern, die ihre ersten Lebensjahre ausschließlich zuhause verbringen, hätten schlechtere Chancen auf ihrem weiteren Lebensweg, sagte Frederiksen zu der Tageszeitung Politiken. Sofern diese Eltern ihre Kinder bis zum sechsten Lebensmonat nicht in einer Kinderkrippe angemeldet hätten, solle diese Anmeldung automatisch erfolgen. 

”Es geht darum, die Voraussetzungen für gelungene Integration zu verbessern. Wir müssen uns dieser Kinder annehmen, um Chancengleichheit zu schaffen. Hierbei spielen Krippen und Kitas eine wichtige Rolle“, sagte Frederiksen zu Politiken. In einem Interview mit Danmarks Radio erklärte sie zudem: „Nach 30 bis 40 Jahren teils missglückter Integrationsbemühungen wissen wir, was funktioniert: gute Betreuung in Krippen, Kitas und Schulen."

Es gehe nicht darum, alle Kleinkinder in staatliche Einrichtungen zu zwingen, sagte die Sozialdemokratin zur Nachrichtenagentur Ritzau. So könnten die Eltern sich von der Warteliste wieder abmelden. In diesem Fall hätten sie jedoch einen Besuch der kommunalen Kinderkrankenschwester ("sundhedsplejerske") zu erwarten. Nur wenn diese feststelle, dass die Familie Probleme mit der Kinderbetreuung habe, könne die Kommune den Besuch einer Kinderkrippe anordnen.

Ministerin lehnt Vorschlag ab

Die konservative Kinder- und Sozialministerin Mai Mercado lehnt diesen Vorschlag ab. „Der Staat darf nicht vorschreiben, dass sämtliche Kinder in Dänemark in einer Tageseinrichtung angemeldet werden müssen“, so Mercado in einer schriftlichen Stellungnahme. „Eltern wissen am besten, was gut für ihre Kinder ist. Nur falls sie nicht dazu in der Lage sind, für eine angemessene Entwicklung ihres Kindes zu sorgen, müssen wir im Interesse des Kindes einschreiten.“

Mercado selbst hat kürzlich einen Gesetzesvorschlag zum verpflichtenden Besuch von Kindertageseinrichtungen vorgelegt. Dieser erfasst jedoch ausdrücklich nur Migrantenkinder mit sprachlichen Defiziten.

Neu am Vorschlag der Sozialdemokraten ist vor allem der Kontrollbesuch durch die Kinderkrankenschwester im Falle der Abmeldung von der Warteliste. Auch Ministerin Mercado möchte diesen eine größere Rolle zuweisen, warnt jedoch davor, sie zum „verlängerten Arm des Staates“ zu machen: „Die Kinderkrankenschwestern genießen heute großes Vertrauen in fast allen Familien. Dieses sollten wir nicht dadurch aufs Spiel setzen, dass wir ihnen die Entscheidungsgewalt darüber übertragen, ob die Kinder eine Tageseinrichtung besuchen sollen.“

Landesweit besuchen neun von zehn Kindern eine staatliche Tageseinrichtung. 11.600 ein- und zweijährige Kinder werden entweder zuhause oder in privaten Einrichtungen betreut. Wie viele dieser Kinder insgesamt aus sozial benachteiligten Familien stammen, ist nicht bekannt. Von den 2.000 Kindern, die im vergangenen Jahr allein in Kopenhagen keinerlei Einrichtung besuchten, kommen mehr als 700 aus wirtschaftlich schwachen Familien, häufig solchen mit Migrationshintergrund. Dies zeigt eine Studie aus dem Jahr 2016, die Politiken vorliegt.

 

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