Bistum Hildesheim

Missbrauchsstudie: Kirche schützte Täter statt Kinder

Missbrauchsstudie: Kirche schützte Täter statt Kinder

Missbrauchsstudie: Kirche schützte Täter statt Kinder

dpa
Hildesheim
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Antje Niewisch-Lennartz, frühere niedersächsische Justizministerin und Leiterin der Untersuchungskommission, informiert in Hildesheim über die Untersuchungsergebnisse. Foto: Moritz Frankenberg/dpa

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Eine Expertengruppe hat die Amtszeit des verstorbenen Hildesheimer Bischofs Janssen untersucht - mit erschreckendem Ergebnis.

Wenn Priestern sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen wurde, sind sie früher im Bistum Hildesheim nur in eine andere Gemeinde versetzt worden. Von der Kirche gab es Zuwendung und Schutz für die Täter, während die Betroffenen keine Hilfsangebote erhielten.

Das ist ein Ergebnis einer neuen Studie zu sexualisierter Gewalt. Eine externe Expertengruppe hat dafür die Amtszeit des Hildesheimer Bischofs Heinrich Maria Janssen von 1957 bis 1982 in den Blick genommen.

Der 1988 im Alter von 80 Jahren gestorbene Janssen ist der erste Bischof in Deutschland, dem selbst sexueller Missbrauch eines Jungen vorgeworfen wurde. Die 2015 und 2018 dokumentierten Vorwürfe zweier Betroffenen waren Ausgangspunkt für die unabhängige Untersuchung. Die Experten fanden keine weiteren Hinweise auf Missbrauchstaten des Bischofs. Die beiden Vorwürfe gegen Janssen seien aber auch nicht entkräftet worden, sagte die Vorsitzende der Kommission, die frühere niedersächsische Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz.

Die Gruppe fand keine Hinweise auf Kooperationen von Klerikern, die sexualisierte Gewalt ausübten. Solche Täternetzwerke seien aber auch gar nicht notwendig gewesen, erklärte Niewisch-Lennartz. Die Kinder seien den Tätern schutzlos ausgeliefert gewesen, etwa in Zeltlagern, Privatwohnungen der Pfarrer, oft auch in kirchlich geführten Kinderheimen.

Insgesamt wurden 71 Tatverdächtige ermittelt, davon 51 aus der Amtszeit von Bischof Janssen. Von ihnen waren 45 Kleriker und 26 weltliche Mitarbeiter, überwiegend Männer. Die Expertengruppe entdeckte trotz lückenhafter Personalakten auch neue Tatverdächtige.

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