Sondierungsgespräche
Spitzen von Union und SPD gehen optimistisch in Sondierung
Spitzen von Union und SPD gehen optimistisch in Sondierung
Spitzen von Union und SPD gehen optimistisch in Sondierung
Drei Monate nach der Wahl starten CDU, CSU und SPD in Blitzsondierungen über eine große Koalition.
Stabil und schnell
SPD-Chef Martin Schulz sagte den „Aachener Nachrichten“ über die Verhandlungen: „Wir machen das jetzt stabil und schnell.“ Die SPD sei bereit, „in den nächsten fünf Tagen zu einem Abschluss zu kommen“. Er sei optimistisch, dass gute Ergebnisse erzielt werden könnten. Laut „Bild“-Zeitung hatte sich Schulz beim Gespräch mit Merkel und Seehofer am Mittwoch besorgt über seine Zukunft geäußert. „Wenn das schiefgeht, ist meine politische Karriere zu Ende“, sagte er demnach bei dem Spitzentreffen zur Vorbereitung der Sondierungen. Seehofer habe daraufhin erwidert: „Nicht nur deine.“ Ein Sprecher der SPD wollte sich dazu am Samstag auf Anfrage nicht äußern.
Der Chef der Nord-SPD, Ralf Stegner, der zugleich stellvertretender Bundesvorsitzender ist, betont im Interview mit shz.de, er sei „sehr skeptisch“ gegenüber einer weiteren Großen Koalition. Zudem bezweifelte er, dass die Union die Kraft aufbringen kann, die anstehenden Veränderungen umzusetzen.
Als Kernpunkte nannte Stegner gebührenfreie Bildung, bezahlbares Wohnen, gute Arbeit auch in der digitalen Gesellschaft sowie Gerechtigkeit bei Gesundheit und Pflege. Dabei warnte der SPD-Fraktionschef im Kieler Landtag insbesondere die CSU vor „verbaler Kraftmeierei“: Jeder in Deutschland habe während der gescheiterten Jamaikaverhandlungen gesehen, „ohne die SPD geht es nicht“, betonte Stegner.
Andrea Nahles kündigt harte Verhandlungen an
SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles zeigte sich kompromissbereit. „Ich ziehe hier keine roten Linien“, sagte sie der „Bild am Sonntag“. „Verhandlungen bedeuten, dass man nicht 100 Prozent aller eigenen Forderungen erfüllt bekommt.“ Ihr Ziel sei es, eine Neuauflage der Koalition auszuloten. „Wir versuchen das ernsthaft und ohne Hintertür.“ Alternativen wie eine Minderheitsregierung Merkels, die in Teilen der SPD favorisiert werden, kommen demnach für Nahles wohl nicht mehr in Frage. Merkel lehnt solche Regierungsformen ohnehin als instabil strikt ab. Nahles hält eine Regierungsbildung bis Ostern für möglich, „wenn alles gut läuft“.
Die SPD-Fraktionschefin kündigte harte Verhandlungen etwa beim Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern im Bildungsbereich an. Die SPD will es ganz kippen, die Union nicht. Als weitere Forderungen nannte Nahles Investitionen in den sozialen Wohnungsbau, eine Schärfung der Mietpreisbremse und eine Solidarrente über dem Grundsicherungsanspruch. Damit sollen alle, die Vollzeit gearbeitet und Sozialbeiträge gezahlt haben, vor Altersarmut geschützt werden. Die CDU will das Problem auch angehen, aber anders.
Seehofer äußerte sich beim Eintreffen in Berlin optimistisch. „Ich glaube, wir werden das schaffen. Ich bin jedenfalls sehr zuversichtlich“, sagte er. „Was wir jetzt brauchen, ist Disziplin, Mut und auch eine Portion Kreativität. Dann wird's gelingen.“ Die Wahl liege lange zurück, die Bevölkerung erwarte mit Recht, dass die Politik nun zu Ergebnissen komme. „Uns vereint, dass wir die Verantwortung haben für dieses Land.“
Auch führende CDU-Politiker zeigten sich zuversichtlich. „Ich bin optimistisch, dass wir was hinbekommen“, sagte der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), bei seinem Eintreffen in der CDU-Zentrale. Auf die Frage, ob die Kanzlerin Unions-Positionen räumen werde, weil sie unter besonderem Erfolgsdruck stehe, sagte er: „Ganz im Gegenteil.“ Merkel habe prozentual gesehen die Wahl gewonnen. An der Union vorbei könne keine Regierung gebildet werden, eine vorgezogene Neuwahl wolle niemand. „Sie kann deswegen sehr selbstbewusst mit uns an der Seite in die Verhandlungen reingehen.“
Alexander Dobrindt: Teile der SPD in der „Schmollecke“
Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte: „In einer Koalition müssen sich beide wiederfinden“ – und zwar in angemessenem Verhältnis. Dies werde kein Selbstläufer. Bouffier stärkte der Kanzlerin für die Verhandlungen mit der SPD den Rücken. Die CDU wolle mit Merkel regieren, „und dabei bleibt es auch“.
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte nach der CSU-Klausur in Seeon: „Wir haben ein großes Interesse daran, dass diese Koalition mit der SPD zustande kommt.“ Ob dies gelinge, hänge sehr davon ab, ob große Teile der SPD bereit seien, aus der „Schmollecke“ zu kommen und Verantwortung zu übernehmen. Er bekräftigte, der Familiennachzug für Flüchtlinge mit eingeschränktem Schutzstatus müsse weiter ausgesetzt bleiben – die SPD lehnt dies ab. Sozialleistungen für Asylbewerber sollten gekürzt werden. Zugleich pochte Dobrindt auf eine Altersfeststellung junger Flüchtlinge, um „Missbrauch“ von Sozialleistungen zu bekämpfen.