Deutsche Minderheit

Zweisprachigkeit ist an deutschen Schulen in Dänemark das oberste Ziel

Zweisprachigkeit ist an deutschen Schulen in Dänemark das oberste Ziel

Zweisprachigkeit an deutschen Schulen oberstes Ziel

Nordschleswig
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Der DSSV arbeitet an einer neuen Sprachenstrategie für die deutschen Schulen in Nordschleswig. /Symbolbild Foto: Karin Riggelsen

Wer besser Deutsch lernen will, muss dazu auch gezielt Dänisch einsetzen – das zeigt die Forschung. Die deutsche Minderheit will ihre Sprachenstrategie entsprechend ändern.

„Wir sind dabei, unsere Sprachenstrategie aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse der Doktorarbeit von Camilla Hansen zu überarbeiten“, berichtet Anke Tästensen, Schulrätin des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig (DSSV).

Camilla Hansen, Lektorin am Institut für Minderheitenpädagogik am UC Syd in Hadersleben, kommt in jener Doktorarbeit zu der Erkenntnis, dass es Schülern an deutschen Schulen in Nordschleswig helfen kann, Dänisch zu sprechen, um besser Deutsch zu lernen.

„Das Ziel an einer deutschen Schule ist es nicht, Deutsch zu lernen, sondern Zweisprachigkeit zu vermitteln. Und wie schafft man das? Indem Deutsch gesprochen wird“, erklärt die Lektorin.

Das Problem an den Schulen sei es, dass Lehrer nicht wissen, wie man zweisprachige Schüler unterrichtet, und sie gehe davon aus, dass die Jungen und Mädchen, die an diese Schule gehen, alle zweisprachig aufwachsen.

Mythen aufdecken

Ein Ziel der neuen Sprachenstrategie ist es, nun die Lehrer auf den neuesten Stand der Forschung zu bringen und mit Mythen aufzuräumen, so Hansen.

„Ein Mythos ist zum Beispiel, dass ein Lehrer nur eine Sprache verwenden darf und Sprachen nicht gemischt werden dürfen“, erklärt die Leiterin des Instituts für Minderheitenpädagogik des UC Syd.

Ihrer Forschung nach ist es sogar sinnvoll, manchmal im Unterricht Dänisch zu sprechen. „Wenn man die Muttersprache mit einbezieht, ist es einfacher, eine andere zu lernen, weil man sich dann beider Sprachen bewusst wird“, fügt sie hinzu.

Ihrer Meinung nach sollte Sprache kein Zwang sein, sondern Freude bringen. Das findet auch Anke Tästensen: „Sprache ist etwas Natürliches, es hilft nicht, mahnend den Zeigefinger zu heben, wenn die Schüler untereinander Dänisch sprechen.“ 

Mischung zwischen Deutsch und Dänisch

Auf die Frage, ob die deutsche Sprache dann verloren geht, wenn zu viel Dänisch gesprochen wird, antwortet Käthe Nissen, pädagogisch-administrative Konsulentin des DSSV: „Nein, ich denke, es ist wichtig, beide Sprachen zu unterstützen.“

Dänisch kann im Unterricht eingesetzt werden, um eine Brücke zwischen den beiden Sprachen zu bauen, fand Hansen in ihrer Doktorarbeit heraus. „Der Umgang mit Deutsch und Dänisch muss wohldosiert sein“, gibt sie zu bedenken.

Ihrer Erfahrung nach nutzen Lehrer bereits jetzt gelegentlich Dänisch im Unterricht. „Allerdings passiert die Nutzung bisher nur aus dem Bauch heraus. Das Dänische muss noch reflektierter eingesetzt werden“, erklärt die Lektorin. „Wir brauchen einen roten Faden, der sich durch die schulischen Einrichtungen der Minderheit durchziehen soll. Wir wollen unseren Lehrkräften einen schriftlichen Leitfaden an die Hand geben, wie am besten mit Zweisprachigkeit umgegangen werden kann“, erklärt Käthe Nissen.

Aus diesem Grund wird im Februar bei der Mitarbeiterdienstversammlung des DSSV ein Entwurf der neuen Sprachenstrategie vorgestellt, „um die Lehrer mit einzubeziehen und Best-Practice-Beispiele einzubringen“, berichtet Nissen.

Bereits bei der Neujahrstagung in Sankelmark wird das Thema am 18. Januar aufgegriffen. Anke Tästensen und Käthe Nissen sprechen über neue Aspekte der Sprachenstrategie. Tickets für die Neujahrstagung sind online buchbar unter www.bdn.dk/buchen.

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