Deutsch-Dänisch

Was steckt im Grenzland?

Was steckt im Grenzland?

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Apenrade/Aabenraa
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Livia Jensen, Schülerin der Duborg-Skole, Flensburg, hielt ein Kurzreferat zum Thema Sprache. Foto: Helge Möller

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Die Region Süddänemark will wissen, was im Grenzland noch alles steckt und hat am Dienstagabend Politikerinnen und Politiker, Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger nach ihren Gedanken gefragt. Es gab viel zu bereden.

Die Region Süddänemark hat am Dienstagabend ihre Bürgerinnen und Bürger eingeladen, darüber zu sprechen, welches Entwicklungspotenzial im Grenzland steckt. Das Interesse war da, der Königssaal im Folkehjem Apenrade war gut gefüllt. Fernwärme über die Grenze hinweg und Sprachförderung mittels Partnerschulen waren zwei der Ideen. Und die Sehnsucht nach Kultur in Post-Corona-Zeiten wurde hörbar.

Straff organisiert

Der Abend war straff durchorganisiert und auf ein Ziel gerichtet: Welche Vorschläge oder Gedanken haben Bürgerinnen und Bürger, wie das Grenzland mehr aus sich herausholen kann. Vorgegeben waren die Themen: Sprache und Ausbildung, Klima, Mobilität sowie Kultur und Zuzug.

Nach einführenden und ideengebenden Worten von fünf Referentinnen und Referenten diskutierten die Teilnehmenden an den Tischen jeweils 15 Minuten über die vorgegebenen Themen.

Video von Rasmus Andresen

Stephanie Lose (Venstre), Regionsratsvorsitzende der Region Süddänemark, hielt ein Kurzreferat wie auch Jan Riber Jakobsen (Konservative), Bürgermeister der Kommune Apenrade, Leif Friis Jørgensen, geschäftsführender Direktor von Naturmælk, und Livia Jensen, Schülerin an der Duborg-Skole in Flensburg. Der EU-Parlamentsabgeordnete Rasmus Andresen (Die Grünen) bedauerte, wegen einer Plenarsitzung in Straßburg nicht dabei sein zu können, schickte aber seine Gedanken in Form einer Videoaufzeichnung.

Jens Wistoft (Venstre), Vorsitzender des Ausschusses für deutsch-dänische Zusammenarbeit, angesiedelt in der Region Süddänemark, machte deutlich, wie wichtig für Dänemark Deutschland als Handelspartner ist – und wie gern dänische Unternehmen im Süden des Landes Arbeitnehmende mit Deutschkenntnissen einstellen. Er präsentierte aber auch Auszüge aus einer Untersuchung, die die Region in Auftrag gegeben hatte, die zeigt, dass Deutsch vom Nachwuchs eher abgewählt wird. Ein Problem, das bekannt ist.

Strukturschwache Region sollte zusammenarbeiten

Ein Teilnehmer gab in der entsprechenden Diskussionsrunde, die an den Tischen geführt wurde, zu bedenken: Die Region sei eine strukturschwache Region, es sei wichtig, die Sprache des Nachbarn zu kennen, um gemeinsam stark zu sein. Livia Jensen verwies auf die Sprachausbildung der Minderheitenschulen und wünschte sich mehr davon in Mehrheitsschulen.

Rasmus Andresen wies auf das seiner Ansicht nach große Potenzial der deutsch-dänischen Region hin, was die nachhaltige Energieerzeugung angeht und brachte die „Klimaregion“ ins Spiel. Er verwies in diesem Zusammenhang auf das Klimaziel der EU, die 2050 klimaneutral werden will. „Wir brauchen in der EU tolle Projekte, die zeigen, wie das Ziel erreicht werden kann“, so Andresen. Leif Friis Jørgensen lobte die Entwicklung des Grenzlandes in den vergangenen zwei Jahrzehnten, sie sei ein gewaltiges Stück weitergekommen.

Jan Riber Jakobsen stellte die Mobilität in der Kommune Apenrade vor und unterstrich, dass die freie Beweglichkeit der Menschen im Grenzland enorm wichtig sei und verwies auf die Rolle der Grenzpendlerinnen und -pendler.

Am Ende wurden die Ergebnisse der Diskussionen an den jeweiligen Tischen zusammengetragen und vorgestellt. Foto: Helge Möller

Nicht alles läuft rund

Bemängelt wurden an einem Tisch beim Thema Mobilität die schlechten Bus- und Zugverbindungen im Grenzland, die ein Zusammenwachsen der Region behindern.

Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), machte am Ende, bei der Zusammenfassung der Gedanken, noch auf das Scheitern eines gemeinsamen Ringreitens aufmerksam. Weil ein deutsch-dänisches Sonderabkommen abgelaufen ist, kann in diesem Jahr das geplante gemeinsame deutsch-dänische Ringreiten nicht stattfinden. Zum „Nordschleswiger“ sagte Jürgensen, diese wiederentstandene Barriere verhindere, dass Menschen zusammenkommen könnten. Darum gehe es aber im deutsch-dänischen Miteinander. Seinen Worten nach sind gerade derartige Veranstaltungen dazu geeignet, Hindernisse abzubauen und Verständnis zu fördern.

Am Ende bat Michael Nielsen (Konservative), Vorsitzender für regionale Entwicklung, die Teilnehmenden, ihre Ideen und Anregungen aufzuschreiben und die Notizen in die bereitgestellten Boxen zu stecken – damit die Politikerinnen und Politiker der Region mit diesen weiterarbeiten.

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