Besuch aus Oberschlesien

Von anderen Minderheiten lernen

Von anderen Minderheiten lernen

Von anderen Minderheiten lernen

Tim Wegner
Apenrade/Aabenraa
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Zuzanna Donath-Kasiura
Zuzanna Donath-Kasiura ist positiv überrascht von Nordschleswig. Foto: Tim Wegner

Zuzanna Donath-Kasiura aus Oberschlesien hospitiert im Haus Nordschleswig, um von der deutschen Minderheit in Dänemark über Minderheitenpolitik zu lernen.

Sie wirkt routiniert an ihrem Schreibtisch, Zusanna Donath-Kasiura. Auf den ersten Eindruck könnte man vermuten, dass sie schon seit Jahren an diesem Schreibtisch im Haus Nordschleswig sitzt. Das mag vielleicht daran liegen, dass sie keine gewöhnliche Praktikantin ist. Vielmehr könnte man sie als Hospitantin bezeichnen. Die Hospitation wurde ihr über das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) aus Stuttgart vermittelt.

Zuzanna Donath-Kasiura  stammt aus dem Gebiet Woiwodschaft Oberschlesien und ist Teil der seit 1991 staatlich anerkannten  deutschen Minderheit in Polen. Dort arbeitet sie als stellvertretende Geschäftsführerin und ist momentan in Nordschleswig, um etwas über die Gründung und Organisation der SP zu lernen. Anders als in Nordschleswig, besitzt die deutsche Minderheit in Polen keine eigene Partei. Sie partizipieren über Wahlkommitees. Diese wurden von der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien ins Leben gerufen.

Dabei sind diese als Vertretung der deutschen Minderheit von der 5-Prozent-Hürde bei  den polnischen Wahlen befreit. Sie stellen momentan 24 Bürgermeister und zwei Landräte in der Region. Zudem haben sie einen Abgeordneten, der im polnischen Parlament in Warschau die Interessen der Minderheit wahrt. Die Gründung einer eigenen, dauerhaft bestehenden Partei ist Donath-Kasiura  größter Traum. Doch der Weg bis dahin ist nicht einfach.

Spuren des Sozialismus sind immer noch spürbarIn der Zeit des Kalten Krieges war alles was mit „Deutsch-sein“ zu tun hatte, strengstens verboten. Das sozialistische Regime in Polen unterdrückte massiv sämtliche Bestrebungen des Erhaltes einer deutschen Kultur. Für  Donath-Kasiura  war diese Zeit sehr schwierig. Heute bemängelt sie den enormen Schaden, der durch diese Unterdrückung entstand. Es sei beinahe eine ganze Generation verloren gegangen, welche mit Deutsch als zweiter Sprache zu Hause aufgewachsen wäre.

Zweisprachigkeit wieder herstellen

In der Wiedereinführung der Zweisprachigkeit sieht Donath-Kasiura  ihre Hauptaufgabe. Sie ist ganz begeistert von den deutschen Schulen und den deutschen Kindergärten in Nordschleswig. Das würde sie sich für die Woiwodschaft auch wünschen.  Doch für die Umsetzung solcher Projekte braucht man eine starke politische Partei, die die Interessen der Minderheit in der Politik wahren und durchsetzen kann. 

Deutsch wieder in den Alltag etablierenMomentan setzt die deutsche Minderheit in Polen verstärkt auf die Förderung der Zweisprachigkeit bei Jugendlichen. Mit den 13 „Miro“ deutsche Fußballschulen (benannt nach dem aus Opole stammenden deutschen Fußballweltmeister Miroslav Klose, dessen Vater ebenfalls Mitglied der deutschen Minderheit in Polen war) und vielen Sprachwettbewerben, versucht die deutsche Minderheit die Jugendlichen wieder anzuregen mehr Deutsch zu sprechen.

Man erhoffe sich dadurch, so  Donath-Kasiura, ein neues Aufleben der deutschen Sprache in den Familien.  Solche Projekt sind für die deutsche Minderheit in Polen sehr wichtig, da der Deutschunterricht an den Schulen oft nicht über den herkömmlichen Fremdsprachenunterricht hinausgeht. Besonders stolz ist Zuzanna Donath-Kaisura auf die  Kulturtage, Rezitations- und Literaturwettbewerbe. Hierbei schreiben Schüler Gedichte und Märchen. Im Ergebnis entstehen stilvolle und kreative Spiele mit der deutschen Sprache. Etwas das Donath-Kaisura positiv für die Zukunft stimmt. In ihrer restlichen Zeit versucht Donath-Kaisura möglichst viel noch von den verschiedenen Institutionen der deutschen Minderheit in Nordschleswig zu lernen.  
 

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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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