Europäische MInderheiten
Ukraine: Kleine Schritte auf einem langen Weg
Ukraine: Kleine Schritte auf einem langen Weg
Ukraine: Kleine Schritte auf einem langen Weg
Die Ukraine ist ein junger Staat, mit vielen Minderheiten und einem Krieg im Osten des Landes. Loyalität und ein Miteinander ist für den Staat überlebenswichtig. Harro Hallmann und Gösta Toft berichteten vor Ort über das Zusammenleben von Deutschen und Dänen. Ein Interview.
Harro Hallmann, Kommunikationschef beim Bund Deutscher Nordschleswiger und Gösta Toft, Vizepräsident der Föderativen Union Europäischer Volksgruppen, sind sich nach zwei Tagen voller Gespräche und Eindrücke einig: Die Ukraine ist europäisch. Das sieht dort Staatschef Petro Poroschenko auch so, der sich, sollte er im März wiedergewählt werden, Medienberichten zufolge für eine weitere Integration der Ukraine in die EU einsetzen will. Unterstützung kommt für den schwierigen Weg auch von der deutschen Minderheit.
Warum seid ihr in die Ukraine gereist?
Harro Hallmann: Wir waren dort, um zu zeigen, wie wir Minderheitenpolitik betreiben. Die Situation dort ist aber eine ganz andere als unsere hier. Dort herrscht Krieg, Russen und Ukrainer bekämpfen sich; täglich sterben Menschen. Gleichzeitig gibt es russische Minderheiten überall im Land, hinzu kommen noch viele andere Minderheiten – Ungarn, Rumänen, Slowaken.
Gösta Toft: Und anders als bei uns gibt es dort ganze Minderheitendörfer, nicht Teile des Dorfes fühlen sich einer Minderheit zugehörig wie bei uns. Die Ukraine ist also nicht so homogen wie Dänemark. Damit das Land an Stabilität gewinnt, müssen die Volksgruppen zusammenarbeiten. Wir hoffen, dass wir einen kleinen Beitrag dazu geleistet haben. Wir haben uns darauf konzentriert, mit Menschen aus den Gemeinden zu sprechen, die müssen sich an einen Tisch setzen, wenn das Zusammenleben klappen soll. Denn der Staat hat vor, eine Kommunalreform durchzuführen. Gemeinden sollen zusammengelegt werden, damit Einheiten entstehen, die mehr leisten können. So haben wir auch über die Kommunalreform in Dänemark berichtet. Ich denke, wir als Minderheit haben damals gute Ergebnisse erzielt. Wenn die Gemeinden zusammengelegt werden, müssen die Volksgruppen unbedingt zusammenarbeiten, damit die Reform gelingt. Vertrauen ist wichtig.
Was nehmt ihr mit?
Gösta Toft: Dass zweisprachige Ortsschilder möglich sind (lacht). Das Land ist im Umbruch, mit den Älteren ist es schwer zu kommunizieren, aber die Jungen können oft Englisch. Das Land orientiert sich nach Westen.
Harro Hallmann: Die Schullandschaft ist bedingt durch die vielen Minderheiten sehr vielfältig, und es gibt noch viele kleine Schulen. Ich denke, es wird Jahrzehnte, nicht Jahre dauern, bis Minderheiten und Mehrheitsbevölkerung sich vertrauen und sich respektieren und zusammenarbeiten. Das wissen wir aus eigener Erfahrung, und das haben wir auch gesagt.
Über Hamburg und Wien ging die Reise in die Ukraine und nach Stationen im Land über Warschau zurück.