Nachruf

Starke Frau neben „Herzog“ Kresten

Starke Frau neben „Herzog“ Kresten

Starke Frau neben „Herzog“ Kresten

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Agnete Philipsen, 1950-2018 Foto: Archiv Karin Riggelsen

Agnete Philipsen ist am 11. Oktober in Kopenhagen verstorben. Ihre vorbildliche Arbeit in der dänischen Psychiatrie fand nicht nur in Nordschleswig große Anerkennung.

Nach langer Krankheit ist Agnete Philipsen im Alter von 68 Jahren  am 11. Oktober in Kopenhagen gestorben. Sie verstarb  an einem Krebsleiden – ebenso wie ihr Mann Kresten Philipsen, der 2011 im Alter von 66 Jahren verstarb. Agnete Philipsen wurde 1950 in Næstved geboren. Sie spielte in der Geschichte der Amtskommune Nordschleswig indirekt sogar eine wichtige politische Rolle. Als Krankenschwester in Aarhus ausgebildet, kam sie nach Hadersleben, wo sie für SF kandidierte. Ihr Spezialgebiet, nach Fortbildung, war die damals nicht nur in unserem Landesteil noch sehr unterentwickelte Psychiatrie – in Augustenburg gab es 20 Betten in einem Krankenzimmer! Von 1998 bis 2006 war sie Psychiatrie-Direktorin in Nordschleswig, nach der Kommunalreform übernahm sie den Posten in der Region Syddanmark, ab 2010 war sie Direktorin für Psychiatrie und Soziales.

Durch ihre Arbeit in Nordschleswig lernte sie als Mitglied der amtskommunalen Direktion auch ihren Chef kennen, den Venstre-Mann Kresten Philipsen. Der hatte zwar schon Ehen und Beziehungen hinter sich, aber es funkte schnell zwischen ihm und Agnete, die selbst verheiratet war. Eingeleitet wurde ihr Verhältnis nach ihren Angaben 1999, doch eines Tages kam Kresten zu ihr mit dem Regelbuch der kommunalen Selbstverwaltung und verwies darauf, dass ein Amtsbürgermeister ja kein Verhältnis mit einem Direktionsmitglied haben dürfe. Philipsen, seit 1982 Amtsbürgermeister, zog daraus die Konsequenzen und trat von seinem Amt zurück.

Agnete zog zu Kresten auf dessen Hof Lundtoftbjerg, 2004 wurde geheiratet. Sie war eine starke Frau an seiner Seite. Unterstützte ihn in seiner Arbeit, unternahm mit ihm viele Auslandsreisen, ja sogar eine gemeinsame Safari in Südafrika, begleitet von TV Syd-Kameras. Agnete zeigte auch ein ungewöhnliches Interesse für die Arbeit der deutschen Minderheit, nicht zuletzt wohl durch die enge persönliche Beziehung zwischen Kresten und dem damaligen Hauptvorsitzenden, Hans Heinrich Hansen.

Seit 2010 litt Philipsen unter einer Krebskrankheit und wurde bis zu seinem Tode auf dem Hof  seiner Frau (die sich beurlauben ließ) und seinen Kindern liebevoll gepflegt.  „Herzog“ Kresten sagte mal über ihre Beziehung, mit Agnete habe er die Frau seines Herzens gefunden, und Agnete Philipsen erklärte in einem Interview mit dem „Nordschleswiger“ nach dem Tode ihres Mannes, die zehn Jahre ihres Zusammenlebens mit Kresten seien für sie „die glücklichsten Jahre gewesen“. „Ich hatte nie geglaubt, dass das Leben so viel Glück bringen konnte wie in den Jahren gemeinsam mit Kresten.“  Unter seinem Tod hat sie lange gelitten, auch weil sie – nach ihren eigenen Worten – „noch immer verliebt gewesen war“.

Ende 2011 trat die 61-Jährige vorzeitig von ihrem regionalen Doppelposten in Vejle zurück und entschied sich für einen privaten Wechsel von Lundtoftbjerg nach Kopenhagen, um engeren Kontakt mit ihren eigenen Kindern und Enkelkindern zu pflegen. Gleichzeitig war sie sehr froh darüber, dass Krestens älteste Tochter Karen mit ihrem Mann Lundtoftbjerg übernahm.

Agnete Philipsen  hat durch ihre vorbildliche Arbeit in der dänischen Psychiatrie auch landesweit große Anerkennung gefunden, und deshalb wurden ihr Wissen und Engagement auch noch in zahlreichen Vorständen und Institutionen genutzt. Von Nordschleswig nahm sie nie Abschied. Wer sie in ihrer Wohnung auf Frederiksberg besuchte, sah gleich beim Eintritt ein Riesen-Gemälde von Kresten, ihrer großen Liebe, die sie nie vergaß!

 

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