Umwelt & Natur

Stare – Zahl der Flugkünstler sinkt

Stare – Zahl der Flugkünstler sinkt

Stare – Zahl der Flugkünstler sinkt

Hoyer/Højer
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Die Starenschwärme im Wattenmeer sind im Frühling und Herbst eine beliebte Touristenattraktion. Foto: James Wainscoat/Unsplash

Der Vogel des Jahres 2018 in Deutschland wird auch in Dänemark seltener – die Hauptursache ist, dass Viehweiden verschwinden. Eine Bestandsaufnahme.

Die Starenschwärme  in der Tonderner Marsch sind seit Jahren eine Touristenattraktion in Nordschleswig. Doch die oft zu Tausenden in atemberaubenden Flugmanövern zu beobachtenden Vögel, die sich in der Abenddämmerung in Schilfgürteln wie am Ruttebüller See einfinden, dürfen nicht darüber hinwegtäuschen,  dass die durch geradlinigen Flug und am Boden gehend, nicht hüpfend, erkennbaren schwarzen Vögel in Dänemark, Deutschland und angrenzenden Ländern von drastischem Bestandsrückgang betroffen sind.

Der Biologe des dänischen Vogelschutzvereins DOF, Henning Heldbjerg, der zusammen mit weiteren Kollegen an der Universität Aarhus das Leben und die Situation der Stare erforscht hat, berichtet, dass der deutliche Rückgang der Viehweiden in Dänemark, viele Rinder werden ganzjährig im Stall gehalten, Auslöser des Rückgangs der Stare ist.

Die Stare fressen Insekten und ihre Larven, vor allem auch Schnakenlarven (Stankelsbenlarver), im Sommer und Herbst auch Obst und Beeren.   In intensiv bewirtschaftetem Ackerland ist kein Platz für Stare. Das zeigt die Entwicklung auf Seeland, wo kaum noch Rinder auf Weideland vorhanden sind – und die Stare vielerorts fast verschwunden sind.

Die Stare, die über 20 Jahre alt werden können, besiedeln auch gern Parks und Gartenlandschaften. Die Höhlenbrüter nutzen auch gern Nistkästen.
Der Star ist in Deutschland zum Vogel des Jahres ausgerufen worden. Auch um darauf hinzuweisen, dass der Allerweltsvogel, der oft als Kirschendieb „abgeknallt“ worden ist, von einem drastischen Rückgang berüht wird.
In Deutschland sind in den vergangenen  zwei Jahrzehnten  zwei Millionen Starenpaare verloren gegangen, berichtet der Naturschutzbund (Nabu). Man geht aktuell von zwei bis drei Millionen Brutpaaren in Deutschland aus, in Dänemark  gab es in den vergangenen 20 Jahren eine Halbierung des Bestandes auf ca. 250.000 Brutpaare.

Der Star zählt zu den häufigen Brutvögeln in Nordschleswig. Doch der Bestand schrumpft landesweit in Dänemark drastisch.  Video: Volker Heesch

Der Star: Massenvogel mit Schwarmintelligenz

Beim Star  ähneln sich Männchen und Weibchen stark. Das   Männchen fällt im Frühjahr durch ein schillerndes Glanzkleid auf. Das Weibchen hat mehr weiße Federspitzen als das Männchen. Der Star trägt seinen Gesang flügelschlagend und mit abgespreizten Flügeln vor.

Das Gesangsrepertoire kann weit über 30 Motivtypen umfassen, es erweitert sich mit zunehmendem Alter des Vogels.  Typisch sind Imitationen. Die vogelkundliche Zeitschrift Der Falke berichtet, dass in England ein  Fußballspiel abgebrochen werden musste, weil ein singender Star täuschend echt den Schiedsrichterpfiff nachmachte. Mozart hielt sich einen Star als Inspirationsquelle.

Der Star der heimischen Vogelwelt – der Name ist wohl lautmalerisch entstanden – fällt durch polygame Partnerschaften auf. Die Männchen können in Gemeinschaft mit mehreren Weibchen leben.

Die riesigen Starenschwärme bieten den Einzeltieren Schutz vor Greifvögeln.  Ausrichtung an den Nachbarvögeln im Schwarm sind Ausgangspunkt der oft ruckartigen Schwarmbewegungen, die in der Tonderner Marsch im Abendlicht die Zuschauer begeistern. 

Beim Vogelschutzverband DOF gibt es den Rat, Nistkästen für Stare aufzuhängen, um den Tieren zu  helfen,  die dann auch aus den Rasenflächen Schädlinge aufpicken. Und Ökomilch zu kaufen, denn die stammt von Rindern, für die Weidepflicht besteht.

Laut Zeitschrift  Der Falke wurden bereits um 1600 in den Niederlanden Starenkästen aufgehängt. Aber meist nicht zum Vogelschutz, sondern zum Einfangen der jungen Stare, aus denen dort Suppe gekocht wurde. Aber schon um 1820 hängten Naturfreunde in Deutschland Starenkästen auf, auch weil man sie als Schädlingsvertilger schätzte.

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