Ländliche Räume

Ständig wachsender Leerstand auf dem Land

Ständig wachsender Leerstand auf dem Land

Ständig wachsender Leerstand auf dem Land

Apenrade/Aabenraa
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Leerstand und abrissreife Häuser, wie hier eine Ruine in Seth, sorgen für Probleme auf dem Land. Foto: Volker Heesch

Kora-Bericht zeigt einen Anstieg leer stehender Häuser in den vergangenen 15 Jahren um zum Teil 50 Prozent. In Nordschleswig ist vor allem die Kommune Tondern betroffen. Die Kommunalpolitik hat bereits reagiert.

Die Anzahl leer stehender Häuser ist in den vergangenen 15 Jahren zum Teil  um 50 Prozent gestiegen.  Das ist ein Problem für die Kommunen, denn die Hauspreise fallen und die ländlichen Regionen verfallen zusehends,  geht aus einem Bericht des „Nationale Institut for kommunernes og regionernes analyse og forskning (Kora) hervor.

Popp: "Immer mehr Menschen folgen der Arbeit in die Städte"

So stehen laut des Berichts 9,2 Prozent der Wohnhäuser der Kommune Tondern leer. Für Jørgen Popp Petersen, Stadtratsmitglied der Kommune Tondern für die Schleswigsche Partei, ist das keine Neuigkeit, sondern eine Entwicklung, die sich seit Jahren zeigt. „Immer mehr Menschen folgen der Arbeit in die Städte, während das Land – und damit die Dörfer –  auf der Strecke bleiben“, erklärt er. In der Kommune Tondern wurden schon einige Weichen gestellt, um der Tendenz entgegenzuwirken. „Es wurde u. a. ein Ausschuss geschaffen, der Gelder in Höhe von 1,5 Millionen Kronen  im Jahr für solche  Zwecke einsetzen kann, ohne den langen Genehmigungsweg zu gehen“, berichtet der SP-Politiker. Dadurch seien schon einige Projekte  angeschoben worden, die die Lebensqualität auf dem Lande sichtbar steigerten und sogar zur  Preiserhöhung  von Immobilien führten.

Makler bestätigt wirksame Maßnahmen

Diese Entwicklung  bestätigt der Tonderner Nybolig-Makler Michael Riis.   „Wir können  erkennen, dass die  kommunalen Maßnahmen   fruchten. Allerdings muss Geduld geübt werden, denn auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut“, wie er sagt.  Als Beispiel nennt er die  gelockerte Residenzpflicht, durch die   Häuser als  Feriendomizil genutzt   und so vor dem Verfall geschützt werden.

Neben den finanziellen Unterstützungen für Hausbauer und -eigentümer möchte Popp Petersen aus Seewang mit kulturellen Angeboten und der Stärkung der Dorfgemeinschaften das Landleben attraktiver machen.
 Er  fordert  daneben die Landespolitik  dazu auf, Privatinvestitionen, die auf dem Land getätigt werden, steuerlich zu begünstigen oder auf andere Art einen regionalen Finanzausgleich zu schaffen, denn „wird in ein Haus in Kopenhagen investiert, gibt das einen deutlichen Mehrwert. Hier ist das zu diesem Zeitpunkt nicht der Fall“, verdeutlicht er.  

Die  Kora-Forscher gehen davon aus, dass landesweit bis zu 22.000 Wohngebäude  nur noch für die Abrissbirne taugen.  In manchen Teilen Dänemarks sind 25 Prozent der Häuser  unbewohnt. Besonders betroffen sind  Inseln wie Bornholm, aber auch Lolland-Falster und der nordwestliche Teil Jütlands sind besonders schwer von dem Phänomen betroffen. Das Geld, um die Ruinen abzureißen, fehlt jedoch. Die Regierung stellt 55 Millionen Kronen jährlich dafür zur Verfügung. Nötig wären, so schreiben die Forscher in ihrem Bericht bis zu 3 Milliarden Kronen, um alle abrissfälligen Häuser zu beseitigen.

Widersinnige Entscheidungen der Regierung

Charlotte Christiansen, Vorstandsvorsitzende beim Landdistrikternes Fællesråd zeigt sich  bekümmert über den Kora-Bericht. Sie bezeichnet die Tatsache als „wesentliche Barriere für Wachstum und Entwicklung“, wie sie erklärte. Sie weist mit Blick auf die Regierung auf die widersinnigen  Entscheidungen hin, die auf Christiansborg getroffen werden. So wurde kürzlich der regional- und landdistriktspolitische Bericht vorgelegt, aus  dem deutlich hervorgeht, dass „unbewohnte Häuser eine besondere Herausforderung für den Immobilienmarkt darstellen und  weitreichende Konsequenzen für die  Gesellschaft haben“.   „Dann wirkt es doch merkwürdig, wenn die Regierung die Gelder für Stadt- und Gebietserneuerung  nach diesem Bericht kürzt“, findet sie und fordert dazu auf, den gemeinsamen Wunsch nach einem ausbalancierten Dänemark „mit einer  gesicherten Summe für den Abrisstopf unterstützt“.

In den anderen drei nordschleswigschen Kommunen lag  der Anteil der leer stehenden Häuser im Jahr 2015 bei 4,4 Prozent in der Haderslebener Kommune,   4,7 Prozent in der Kommune Apenrade und  5,3 Prozent in der Sonderburger Kommune. Die Kora-Forscher gehen davon aus, dass sich die Tendenz  bis 2020 noch verschärfen wird, sollte die Politik nicht eingreifen.

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