Sicherheit am Arbeitsplatz

Sofortverfügung gab Anstoß zum Erfolg

Sofortverfügung gab Anstoß zum Erfolg

Sofortverfügung gab Anstoß zum Erfolg

Paul Sehstedt
Sonderburg/Sønderborg
Zuletzt aktualisiert um:
Die tragenden Kräfte bei der Einarbeitung von BVG in der Abteilung M14 am Sonderburger Krankenhaus sind Christine Schreitmüller, Gitte R. Hansen und Amira Halim (v.l.). Foto: Paul Sehstedt

Die Kritik der Gewerbeaufsicht hat nun dazu geführt, dass die Krankenhausabteilung M14 mit dem nationalen Arbeitssicherheitspreis 2020 ausgezeichnet wurde – zum Wohle des Personals.

Ein Kontrollbesuch der Gewerbeaufsicht in der Krankenhausabteilung M14 in Sonderburg führte dazu, dass die Behörde die psychischen Arbeitsplatzverhältnisse mit einer Sofortverfügung (strakspåbud) kritisierte. Die Kontrolleure stellten fest, dass der Umgang mit gewalttätigen oder pöbelnden Patienten das Personal psychisch stark belastete.

Ein intern entwickeltes Programm schuf Abhilfe, und für diese Maßnahme wurde M14 mit dem Arbeitssicherheitspreis 2020 des Arbeitssicherheitsrates gestern ausgezeichnet. „Das ist die erste Auszeichnung dieser Art, die eine Abteilung unseres Krankenhauses je erhalten hat“, informiert Krankenhausdirektor Peter Fosgrau gegenüber dem „Nordschleswiger". Auch die Notaufnahme FAM im Apenrader Krankenhaus sowie das Krankenhaus Bornholm kamen in die engere Auswahl, doch M14 entschied den Wettbewerb für sich.

Über den Verlauf nach der Sofortverfügung erinnert sich Gitte R. Hansen, Fortbildungskoordinatorin des Krankenhauses: „Die Abteilungsleitung war gezwungen, Abhilfe zu schaffen, wusste aber nicht, welche Maßnahmen ergriffen werden konnten. Durch meine Arbeit mit Patientengeschichten hatte ich erfahren, wie mit aggressiven Patienten in der Psychiatrie umgegangen wurde, und diese Erfahrungen gab ich an die Abteilung weiter.“

Checkliste bereitet auf Patienten vor

„Wir bauen auf den Erfahrungen der „Brøset Violence Checklist" (BVC) weiter auf, die uns hilft, jeden einzelnen Patienten korrekt einzustufen, damit das Personal schon vor dem Besuch im Krankenzimmer auf die Aggressionsstufe des Patienten vorbereitet ist“, fügt Christine Schreitmüller, verantwortlich für die Arbeitsplatzsicherheit, hinzu.

„Brøset Violence Checkliste“ (BVC)

Das BVC basiert auf den Erfahrungen des norwegischen Mediziners Brøset. Der Aggressionsgrad eines jeden Patienten wird eingeschätzt. Ziel ist, dass aggressive Patienten beruhigt werden, damit sie dem Personal nicht gefährlich werden können. Dieses Aggressionsmanagement für Pflegefachkräfte ist international anerkannt und wird meist erfolgreich angewandt.




 

Die Abteilung M14 behandelt neben Patienten mit Diabetes oder mit Hormon- und Nierenerkrankungen auch Drogenabhängige. „Die Drogenabhängigen sollen von ihrem Missbrauch befreit werden, und das kann mit sich führen, dass sie während der Behandlung zeitweise aggressiv werden“, erläutert Amira Halim, Koordinationskrankenschwester. „Unser Personal soll sich sicher fühlen. Verunglimpfungen und Gewalt akzeptieren wir nicht."

Nach der erfolgreichen Einarbeitung der Checkliste ist die Zahl der Krankmeldungen geschrumpft und die Arbeitsfreude ist wieder zurückgekehrt, schreibt die Krankenhausdirektion in einer Mitteilung. Das Personal wechselt nicht mehr und BVC soll in allen Krankenhäusern in Nordschleswig angewandt werden. Die Auszeichnung wurde von einem Diplom, einem Blumenstrauß und Unmengen Süßigkeiten begleitet.

Aus der Hand von Eva Nielsen, Direktorin für die fachliche Pflege, nimmt Christine Schreitmüller das Diplom Arbeitssicherheitsrat in Empfang. Foto: Paul Sehstedt
Mehr lesen

Ehrenamt

Flucht vor häuslicher Gewalt – die Freiwilligen im Frauenhaus Apenrade haben immer ein offenes Ohr

Apenrade/Aabenraa Damit ein Frauenhaus funktioniert und zu einem sicheren Ort wird, müssen viele verschiedene Leute zusammenarbeiten. Für die Einrichtung in Apenrade sind das nicht nur festangestellte Fachkräfte, sondern auch engagierte Freiwillige. Warum sie für das Apenrader Frauenhaus so wichtig sind und die Arbeit vor Ort nachhaltig unterstützen, erklären Hanne Frederiksen und Henriette Tvede Andersen.

Kulturkommentar

Paulina von Ahn
Paulina von Ahn
„Die Hälfte der Menschheit menstruiert – gewöhnt euch dran!“