Standpunkt

„Sinnsuche in Zeiten von Corona“

Sinnsuche in Zeiten von Corona

Sinnsuche in Zeiten von Corona

Bettina P. Oesten
Apenrade/Aabenraa
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Bettina P. Oesten begibt sich auf Sinnsuche während der Coronakrise und stellt fest, dass es guttut, innezuhalten.

Spüren wir sie nicht alle in diesen so merkwürdigen Tagen – die Sehnsucht nach menschlicher Nähe und Wärme? Der Corona-Virus zwingt uns auf schmerzlichste Weise voneinander abzurücken, obwohl es doch in Krisenzeiten genau umgekehrt sein sollte. Bei der Covid-19-Pandemie scheint aber alles anders zu sein. Wir sind uns selbst überlassen, ja, auf uns selbst zurückgeworfen, wir meiden den so wichtigen zwischenmenschlichen Kontakt, als seien alle Mitmenschen zu wandelnden Virusschleudern geworden, müssen ihn meiden, weil sonst die Situation, so heißt es, vielleicht außer Kontrolle zu geraten droht. Man schaut in nervöse und vor Angst erstarrte Gesichter, sucht meist vergeblich nach einem Lächeln, das Mut und Zuversicht ausstrahlt.

Das ist hart. Auf einmal spüren wir, was es heißt, isoliert zu sein. Voneinander. Die einen nutzen die Zeit, um in sich zu gehen – sicherlich das Beste, was wir derzeit für uns und unsere Welt tun können. Die anderen reißen auf den sozialen Medien einen Witz nach dem anderen, vorzugsweise über die derzeit begehrteste Hamsterware „Klopapier“, versuchen so, die Krise wegzulachen. Gut. Die einen so, die anderen so.

Zugegeben: Hätten wir die sozialen Medien nicht, wo gerade jetzt Menschen aus aller Welt einander Mut machen und Hoffnung schenken und mit humorvollen Video-Clips für befreiende und Angstknoten lösende Lacher sorgen, ja hätten wir die oft bescholtenen sozialen Medien nicht – wir wären jetzt noch einsamer. Kontaktlos sind wir in der Krise zum Glück nicht, aber kontaktarm. Der Möglichkeit beraubt zu sein, andere Menschen, selbst die eigenen Eltern und engsten Freunde, hautnah zu spüren, zu umarmen – das ist schwer.

Freuen wir uns nicht alle schon jetzt auf den Tag, wo menschliche Nähe wieder möglich bzw. erlaubt ist? Möchte sich irgendeiner von uns vorstellen, dass diese aufgezwungene „Isolationshaft“, dieser kalte Corona-Entzug, noch lange, sprich Monate dauern wird? Sicher nicht. Wir sind soziale Wesen, ohne einander sind wir ärmer – wird uns das nicht gerade in aller Deutlichkeit vor Augen geführt?

Sinnsuche? Wenn Covid-19 nicht nur ein Angstträger, sondern auch Träger von erhellenden und sinnhaften Botschaften ist, dann können es nur diese sein: Menschen, prüft euch selbst, besinnt und beherrscht euch, geht endlich verantwortungsvoll mit der Welt und liebe- und rücksichtsvoll miteinander um, ihr braucht einander – welche Krisen müssen noch ausbrechen, damit ihr das begreift?

Unser wundersamer, einzigartiger Planet ist nicht austauschbar. Mit unserer krankmachenden Ego-Kultur und immer weiter ausufernden Profitsucht zwingen wir ihn in die Knie und an den Rand des Kollapses. Welcher Mensch, der noch nicht sein ganzes Gehirn auf Verdrängung geschaltet hat, zweifelt noch ernsthaft daran?

Corona zwingt uns, innezuhalten, zu entschleunigen, Sinnfragen zu stellen. Das ist gut. Was es mit uns und unserer globalen Welt langfristig macht – man wird sehen. „If you lose, don´t lose the lesson“ – Wenn du verlierst, verliere nie die Lektion. Diese Worte stammen von Dalai Lama und gelten für all die Lebenslagen, in denen es darum geht, aus Fehlern, Niederlagen und Krisen zu lernen und daraus wichtige Erkenntnisse für die Zukunft zu ziehen.

Wir werden den Kampf gegen Corona über kurz oder lang gewinnen. Verlieren oder missachten sollten wir die Lektion aber trotzdem nicht. Es könnte ein letzter Weckruf sein.

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