Informationsveranstaltung

Seid ihr Deutsch oder Dänisch?

Seid ihr Deutsch oder Dänisch?

Seid ihr Deutsch oder Dänisch?

Nordschleswig/Sønderjylland
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Der Vorsitzende des Sozialdienstes Nordschleswig, Gösta Toft, will weiterhin für den Staatszuschuss für seinen Verband in Höhe von 350.000 Kronen kämpfen. Foto: Cornelius von Tiedemann

Informationsveranstaltung zum Deutschen Tag mit Informationen über Politik, Kultur und die aktuelle Lage. Und einer interessanten Frage zur Identität.

Es gab einen letzten Bericht von Jan Diedrichsen zur Lage der dänischen Politik, Hintergrundinformationen von Claudia Knauer zum zweiten Geburtstag des Multikulturhauses in Sonderburg und Erklärungen von Harro Hallmann zum Unesco-Antrag aus dem Grenzland. Doch es war eine Frage von Uwe Heldt aus Flensburg, die für den meisten Diskussionsstoff bei der Informationsveranstaltung zum Deutschen Tag sorgte.

Wofür das Minderheitenherz schlage, wollte er mit seiner sportlichen Frage wissen: dänische Nationalmannschaft oder deutsches Nationalteam?

BDN-Vorsitzender Hinrich Jürgensen meinte, dass die Frage ob Deutsch oder Dänisch vor allem die Mehrheitsbevölkerung beschäftige, Minderheitenangehörigen dagegen nicht so sehr. „Bei mir ist das so, dass ich im Fußball für Deutschland bin, und beim Handball hinter der dänischen Nationalmannschaft stehe. Ich weiß nicht, warum das so ist", sagte Jürgensen. Ansonsten sei die Identitätsfrage vor allem eine individuelle Frage, die jeder einzelne für sich beantworten müsse: Jedem das Seine.

Lasse Tästensen, Abteilungsleiter vom Deutschen Jugendverband für Nordschleswig, sagte, dass die Minderheit beides könne: Beim Faustball stelle die deutsche Minderheit so die dänische Nationalmannschaft.

 

Jan Diedrichsen legte seinen letzten Bericht als Sekretariatsleiter ab. Zum Jahreswechsel hört er auf. Foto: Cornelius von Tiedemann

Letzter Bericht aus Kopenhagen

Sekretariatsleiter Jan Diedrichsen hört zum Jahresende nach 13 Jahren als Sekretariatsleiter der deutschen Minderheit in Kopenhagen auf. Somit war es sein letzter Bericht – im nächsten Jahr werde er im Publikum sitzen und ganz unaufgeregt seiner Nachfolgerin/seinem Nachfolger zuhören.

Er wolle die 13 Jahre nicht Revue passieren lassen, stellte aber dennoch fest, dass sich Vieles verändert habe: Finanzkrise, die sogenannte Flüchtlingskrise, Brexit und Trump hätten die Welt verändert. Ein Name sei allerdings in allen Jahren unverändert: Angela Merkel, sagte Diedrichsen und wies noch einmal auf das beeindruckende Treffen zwischen der Bundeskanzlerin und Minderheitenvertretern vor einigen Jahren hin.

Der aktuellen dänischen Politik gab er wie immer ebenfalls einige Worte mit auf den Weg. Das vergangene Jahr sei dramatisch verlaufen mit dem Regierungswechsel und nicht zuletzt der Auseinandersetzung um die Macht in Venstre. „Vor laufenden Kameras hat man die Kernschmelze einer Partei mitverfolgen können", so Diedrichsen.

Die neue Staatsministerin Mette Frederiksen sei als Gewinnerin hervorgegangen und habe auch jetzt keine echte Opposition, da Venstre zum einen mit sich selbst beschäftigt sei und die Liberale Allianz dabei sei, sich selbst aufzulösen. Außerdem habe sich Mette Frederiksen gut etabliert – auch im Weltgeschehen, als sie Trumps Versuche, Grönland zu kaufen, in die Schranken wies.

 

Harro Hallmann berichtete beim Deutschen Tag zum einen über das Heft "Grenzland 2019" und über die Bewerbung des deutsch-dänischen Grenzlandes um einen Platz auf der Unesco-Liste über immaterielles Weltkulturerbe. Foto: Cornelius von Tiedemann

Hintergrund und Rückblick

Harro Hallmann, Kommunikationschef des Bundes Deutscher Nordschleswiger, präsentierte wie immer auf humorvolle Weise – und mit dem nötigen Ernst – das Grenzland-Heft 2019. Neben den wichtigsten Artikeln und Themen, die im vergangenen Jahr im „Nordschleswiger" gelaufen sind, wird im Grenzlandheft auch wichtige Dokumentation mitgeliefert, zum Beispiel über die sprachpolitischen Forderungen der Minderheit und Informationen zur europäischen Sprachencharta.

In einem zweiten Bericht erzählte Harro Hallmann vom Stand der Bewerbung aus dem deutsch-dänischen Grenzland um auf die Unesco-Liste über Immaterielles Weltkulturerbe aufgenommen zu werden. Mehr zum Thema.

Büchereidirektorin Claudia Knauer gab den etwa 160 Teilnehmern einen Einblick in das Multikulturhaus in Sonderburg, wo die deutsche Bücherei seit zwei Jahren unter dem gleichen Dach wie die örtliche Bücherei ist. Mehr zum Thema.

 

Büchereidirektorin Claudia Knauer berichtete über das Multikulturhaus in Sonderburg, wo die deutsche Bücherei und die dänische Bibliothek unter dem gleichen Dach wohnen – allerdings als selbstständige Einheiten. Foto: Cornelius von Tiedemann
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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Wenn Minderheiten als Gefahr für andere dargestellt werden“