Deutsches Gymnasium für Nordschleswig

Ressourcenknappheit: Theater-AG bringt aktuelles Thema auf die Bühne

Ressourcenknappheit: Theater-AG bringt aktuelles Thema auf die Bühne

Theater-AG bringt aktuelles Thema auf die Bühne

Apenrade/Aabenraa
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Bühne frei: Die Vorbereitungen für die Premiere laufen auf Hochtouren. Foto: Karin Riggelsen

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Im Deutschen Gymnasium für Nordschleswig führen Schülerinnen und Schüler das Stück „Restleben“ auf. Dabei geht es um Algorithmen, die die Welt beherrschen und den Menschen optimieren. Wie viele Personen nötig sind, um ein solches Projekt auf die Beine zu stellen, wird bei einem Probenbesuch deutlich.

In der Aula des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig (DGN) herrscht ein ziemliches Gewusel. Eine Schülerin läuft mit ihrem Manuskript in der Hand auf und ab und lernt dabei ihren Text auswendig. Auf der anderen Seite des Raumes beratschlagt sich eine kleine Gruppe darüber, welche Brillen sie am besten für die Kostüme besorgen soll. Während die Band sich einspielt, tanzen sich zwei Schülerinnen warm. Insgesamt sind elf Schauspielerinnen und Schauspieler, fünf Musikerinnen und Musiker sowie drei Jugendliche für die Technik, Kostüme und Bühnenbild an dem diesjährigen Theaterprojekt beteiligt.

Susanne Kirste hat die Leitung der Theater-AG von Jürgen Schultze (links) übernommen. Dieser war bei der Probe dabei, weil er in der nächsten Woche für Susanne einspringt. Foto: Karin Riggelsen

Mittendrin befindet sich Musik- und Englischlehrerin Susanne Kirste, die die Theater-AG am DGN leitet. „Das ganz normale Durcheinander“, sagt sie und lacht. Um ihre Schülerinnen und Schüler auf die bevorstehende Probe vorzubereiten, bittet sie alle in einen Kreis in der Mitte der Aula. Dort machen sie eine Konzentrationsübung. Die Gruppe muss von 1 bis 15 zählen, ohne sich abzusprechen. Wenn eine Zahl zweimal genannt wird, geht es von vorn los.

„Volle Konzentration, bitte“

Nachdem Ruhe in die Aula gekommen ist, üben sie die erste Szene. „Manchmal verwirrt es mich, dass ich mich nicht so fühle, wie meine Daten es anzeigen“, sagt eine Schülerin in ihrer Rolle. In dem Stück „Restleben“ von Jörn Klare geht es um eine Familie aus drei Generationen, die in einem Raum eingesperrt ist. Sie leben in einer Zeit, in der Algorithmen die Welt beherrschen und den Menschen optimieren. Individuelle Entscheidungen gibt es nicht mehr, privates und gesellschaftliches Leben unterliegen einer einfachen Kosten-Nutzen-Rechnung. Was mit der Rettung der Menschheit vor einem drohenden Klimakollaps begann, wurde zu einem umfassenden System von Kontrolle.

Restleben von Jörn Klare

Algorithmen beherrschen die Welt und haben die Eltern Rosa und Pascale, ihre Kinder Oriana und Troy sowie Großvater Rainer in einen Raum einbestellt. Die Kinder sind „bio“-Kinder, das heißt ihre Mutter Rosa hat sie noch natürlich zur Welt gebracht, Chatacka, Troys Freundin, ist bereits ein „Glaskind“, ihre DNA wurde pränatal optimiert. Chatacka ist eine radikale Wort-Ökonomistin, sie spricht keine ganzen Sätze, da diese ohnehin von einem Worterkennungsprogramm ergänzt werden, sie hat Brüste von Preschutti und weiß, dass man die Liebe berechnen kann. Und das, was Algorithmen einmal begannen, also die Welt und ihre Menschen zu berechnen, zu rationalisieren und die Menschen fortan mit Informationen zu füttern und zu steuern, ist in diesem Raum kurzzeitig außer Kraft gesetzt. Ist das ein neues Spiel? Ein Experiment? Und was hat es mit dem Gerücht auf sich, dass die Menschen aufgrund zur Neige gehender Ressourcen noch stärker selektioniert werden sollen als ohnehin schon? Was wären die Kriterien dafür? „Alter, Gesundheit, soziale Vernetzung, Kraft, allgemeine Verdienste, Humor, Intelligenz ...“, wie Oriana vermutet? Die Familienzusammenführung der drei unterschiedlichen Generationen gerät zu einer grundsätzlichen Diskussion unterschiedlicher Wertesysteme und individueller (bisweilen vorprogrammierter) Standpunkte. Bis schließlich einer fehlt.
 

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Noch dürfen die Schülerinnen und Schüler ihren Text ablesen, wenn sie nicht mehr weiterwissen. Foto: Karin Riggelsen

Nach dem ersten Szenedurchlauf rät Susanne Kiste ihrer Schülerin, noch mehr Energie beim Tanzen zu geben. Also noch mal von vorne. Beim Proben wird schnell klar, dass die Jugendlichen Mitspracherecht bei der Gestaltung des Stückes haben. „Hatten wir diesen Satz nicht rausgestrichen?“, hakt ein Schüler nach. Gemeinsam wird darüber diskutiert, während die Band geduldig auf ihren nächsten Einsatz wartet.

Proben auch am Wochenende

Immer wieder gibt die Lehrerin Anweisungen und Hinweise: „Wie kannst du zeigen, dass da noch eine Beziehung zwischen euch ist? Vielleicht legst du ihr die Hand auf die Schulter.“ Gesagt getan. Susanne Kirste ist nicht allein verantwortlich für die Theater-AG. Ihre Kollegin Anne Lildholt kümmert sich um Kostüme und Requisiten. Josephine Lorenzon hat die Theatergruppe bei den drei Probenwochenenden unterstützt. „Wir sind ein großes Team“, erklärt Susanne Kirste, die gemeinsam mit Josephine Lorenzon das Stück ausgesucht hat, weil es „hochaktuell“ ist. An einem Probenwochenende gab es auch ein Musik-Coaching von Johanna Løhde Nielsen und Ben Schadow.

Bei der Theateraufführung gibt es musikalische Unterstützung. Foto: Karin Riggelsen

Weiter geht es mit der nächsten Szene. „Wo bist du schon überall gewesen?“ „Afrika, Asien, Amerika – überall. Ich habe gelebt.“ „Hast du dabei über Ressourcen nachgedacht?“ „Über meine?“ „Nein, über unsere.“ Wieder und wieder wird die Szene durchgegangen. „Ihr könnt euren Text schon richtig gut“, lobt Susanne Kirste ihre Schülerinnen und Schüler und freut sich, dass alle Spaß haben.

Vier Wochen hat die Theater-AG noch Zeit, weiter an Sätzen, Schritten und Tönen zu feilen, dann gibt es drei Aufführungen. Das Projekt wird vom Kulturelt Samråd der Kommune Apenrade mit 10.000 Kronen gefördert.

„Restleben“ gibt es am 6., 7. und 8. März jeweils ab 19 Uhr in der Aula des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig, Svinget 26-28 in Apenrade. Karten sind an der Abendkasse erhältlich.

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