Region Süddänemark

Psychiatrie: Engere Zusammenarbeit und feste Ansprechpartner sollen Jugendlichen Sicherheit geben

Psychiatrie: Engere Zusammenarbeit soll Jugendlichen Sicherheit geben

Psychiatrie: Projekt soll Jugendlichen Sicherheit geben

Esbjerg/Apenrade
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Kinder und Jugendliche in psychiatrischer Betreuung landen in Dänemark schnell zwischen Stuhl und Bank. Das soll sich in Süddänemark ändern. Foto: Gaelle Marcel

Gute Erfahrungen aus einem Pilotprojekt in Esbjerg sollen jetzt auf die ganze Region ausgeweitet werden. Das Ziel: Weniger Jugendliche sollen eingewiesen und seltener Zwangsmaßnahmen angewendet werden. (Symbolfoto)

In der Region Süddänemark soll auch weiter daran gearbeitet werden, dass weniger Jugendliche in Psychiatrien eingewiesen und dort Zwangsmaßnahmen ausgesetzt werden. Das steht fest, nachdem die Region ihr 2017 angelaufenes diesbezügliches Pilotprojekt in Esbjerg nun evaluiert hat.

Das Konzept: Kindern und Jugendlichen, die sowohl Betreuung durch kommunale Stellen als auch einer psychiatrischen Therapie bedürfen, soll koordiniert und systematisch geholfen werden – sprich: Sie sollen nicht zwischen Stuhl und Bank fallen, wenn die Kommune und die für die Psychiatrien zuständige Region sie gleichzeitig betreuen.

Eine „neue Kultur“ der Zusammenarbeit

„Es ging darum, eine neue Kultur zu schaffen, wo wir gemeinsam mit der Kommune an einem präventiven Einsatz für diese extrem verletzlichen jungen Menschen arbeiten“, sagt die Oberkrankenschwester in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Südjütland, Yvonne Reinholdt, in einer Pressemitteilung der Region.

Zwangsmaßnahmen zu verhindern gestalte sich leichter, wenn „wir in dieselbe Richtung arbeiten, was dieses Projekt ermöglicht“. „Durch diese Arbeitsweise bekommen der einzelne Patient, seine Familie und auch die Mitarbeiter zum Beispiel Wohneinrichtungen  einen direkteren Zugang“, meint sie.

Für Patienten kann es kräftezehrend sein, dieselbe Leidensgeschichte immer wieder erzählen zu müssen, weshalb es im Rahmen des Projektes einen festen Ansprechpartner gibt. Dadurch entstehe auch ein Vertrauensverhältnis, das letztlich zu weniger Einweisungen führe, sagt der Pädagoge Lars Okholm Knutzen, der im Projekt als Kontaktperson arbeitet.

Spaziergang mit Hund statt Termin im Krankenhaus

Über eine seiner Patientinnen, die 16-jährige Amanda, sagt er: „Wir haben wöchentlich Gespräche, auch dann, wenn sie nicht eingewiesen ist. Wir sind vier Personen, die Amanda jeden Tag zwischen 8 und 22 Uhr anrufen kann, sie weiß also, dass sie jemanden kontaktieren kann, wenn sie das braucht.“ Auch die Eltern und die kommunalen Kontaktpersonen und Sozialberater können sich dort jederzeit melden.

Selbst sagt die Jugendliche, dass das Projekt für sie eine große Verbesserung darstellt, auch, weil der Pädagoge sie im heimischen Umfeld besuchen kommt, zum Beispiel zu einem Spaziergang mit Hund. „Auch meine Eltern merken mir an, dass das hier besser funktioniert“, sagt sie.

Arbeit soll fortgesetzt werden

„Die Rückmeldung unserer Patienten ist, dass das hier gut funktioniert, aber auch wir beobachten das. Unser Eindruck ist, dass es zu weniger Einweisungen mit Zwangsmaßnahmen führt und zu weniger Zwangsmaßnahmen insgesamt und darüber freuen wir uns natürlich“, sagt Yvonne Reinholdt.

Die Ziele des Projekts fügen sich nahtlos in den neuen Psychiatrieplan der Region ein. Im Herbst soll durch die Projektmitarbeiter und Mitarbeiter zahlreicher Kommunen in Süddänemark erarbeitet werden, wie die positiven Lehren in der gesamten Region weitergeführt werden können, wenn das Projekt Ende des Jahres ausläuft.

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