LHN-Vositzender im Interview

Popp Petersen: „Am Ende bestimmt die Natur“

Popp Petersen: „Am Ende bestimmt die Natur“

Popp Petersen: „Am Ende bestimmt die Natur“

Nordschleswig
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Foto: dpa

LHN-Vorsitzender Jørgen Popp Petersen im Interview zur Lage der Landwirte: „Konkret würde es uns jetzt helfen, wenn Feldkontrollen wegen der Dürre ausgesetzt werden.“

Helft euch gegenseitig mit Futter und Stroh aus – der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig (LHN), Jørgen Popp Petersen, appelliert an die Solidarität unter Landwirten, sich gegenseitig durch die Trockenheit und den damit verbundenen Futtermangel zu helfen. Im Interview fordert er außerdem unbürokratische Hilfe durch die Politik.

Das Gras auf den Feldern ist verdorrt und das Vieh auf der Weide muss zugefüttert werden. Wie lange halten die Vorräte noch? 

Die Ernte 2017 war eine gute, was das Raufutter angeht. Im Prinzip könnte man noch viele Wochen lang voll zufüttern und  man hätte immer noch genug. Aber der Blick geht ja in Richtung Herbst und Winter. Da wird es dann  knapp. Denn die Grasernte 2018 ist kaum die Hälfte des vergangenen Jahres. 

Kommt es also zum Futtermangel auf den Höfen?

Diejenigen, die Schrot und Korn verfüttern, haben die Möglichkeit, Futter auch von länger weg zu ordern. Heu, Silage und Stroh bestellt man aber nicht über viele hunderte Kilometer entfernt. Zumal  ganz Nord- und Osteuropa wegen der Dürre eine schlechte Ernte hatte. Hier ist es wichtig, dass die Bauern sich gegenseitig weiterhelfen. Die Ernte ist in Nordschleswig lokal sehr unterschiedlich ausgefallen. Und was den Strohmangel angeht: Einige Landwirte haben Stroh gepresst, anstatt es unterzupflügen. Da müssen wir uns jetzt alle gegenseitig helfen, dann wird es gehen. Aber es wird in den nächsten Wochen sicherlich auch noch mehr Vieh geschlachtet, um Futtermittel zu sparen. Der Milchpreis hat bereits begonnen zu steigen, da sich die Menge durch den Futtermangel erheblich reduziert.

Wie prägt die Dürre den Kornmarkt?

Die Lager in Europa sind eigentlich ganz gut gefüllt. Und manche erste Ernten sind in Nordschleswig überraschend gut ausgefallen. Der Rohwarenmarkt ist derzeit, so kurz vor der Ernte-Hochzeit, das große Fragezeichen. Dazu kommt die derzeitige Unsicherheit wegen des Handelsstreits zwischen USA, China und Europa. Wie sich das auf die Futtermittelpreise auswirkt, ist noch fraglich. 

Welche Hilfe brauchen die Bauern im Land jetzt, um die Dürre finanziell zu überleben?

Unser Branchenverband Landbrug & Fødevarer hat in der vergangenen Woche ja bereits einen Hilferuf an die Politik abgesetzt. Denn die Lage ist sehr, sehr ernst. Und eine Besserung, sprich Regen, ist nicht in Sicht. Einer der wichtigsten Punkte aus meiner Sicht ist, dass wir von der Datentyrannei ein Stück weit befreit werden. Es gibt unendlich viele bürokratische Auflagen und Fristen, die einzuhalten sind.

Kannst du ein konkretes Beispiel nennen?

Beispielsweise finden demnächst Kontrollen auf den Höfen statt, wie wir die Nachsaat eingebracht haben. Aber einige Flächen sind wegen der Trockenheit schwarz und öde und dann kann es sein, dass man bei der Kontrolle nicht besteht und es kann sein, dass dann Zuschüsse entfallen. Hier ist es wichtig, dass die Politiker begreifen: Das hier, das ist Natur, da können wir nichts dagegen machen. Am Ende ist es die Natur, die  bestimmt. 
Konkret würde es uns jetzt helfen, wenn die Feldkontrollen wegen der Dürre anders gehandhabt werden könnten.

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