Umwelt und Natur

Popp: Neue Stickstoffauflagen kommen für die Bauern viel zu kurzfristig

Popp: Neue Stickstoffauflagen kommen für die Bauern viel zu kurzfristig

Popp: Neue Stickstoffauflagen kommen für die Bauern viel zu

Apenrade/Aabenraa
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Die dänischen Agrarflächen werden vielfach mit Gülle gedüngt. Ein Teil der darin enthaltenen Nährstoffe wird jedoch nicht von den Feldfrüchten aufgenommen, sondern in Gewässer ausgeschwemmt, was in Küstengewässern oft zu Algenmassenvermehrung und Sauerstoffschwund führt, wenn das Plankton abstirbt. Foto: Ritzau/Scanpix Morten Stricker

Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Hauptverein (LHN) reagiert geschockt auf das neue Konzept der dänischen Regierung zum Gewässerschutz. Der Nahrungsmittelminister rühmt die Auflagen als Schritt hin zu einem grüneren Dänemark.

Eine Mehrheit im Folketing hat sich am Montag auf ein neues Konzept zur Verminderung der Nährstoffbelastung der Gewässer in Dänemark verständigt. Gegenüber dem bisher geltenden Plan für Landwirtschaft und Nahrungsmittelwirtschaft der früheren Venstre-geführten Regierung wird laut Nahrungsmittelministerium die Ausschwemmung von Stickstoffnährsalzen um das Dreifache vermindert.

Protest vom LHN-Vorsitzenden

Für den Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig, Jørgen Popp Petersen, kommt die Verschärfung des Kurses zum Gewässerschutz nicht ganz unerwartet. Er sieht das Hauptproblem darin, dass die von Sozialdemokraten, Radikaler Venstre, SF, Einheitsliste und den Alternativen vereinbarte Regelung zur Verminderung der Belastungen durch Düngemittel viel zu kurzfristig in Kraft tritt.

Neue Auflagen zu kurzfristig eingeführt

„Ein Bauernhof ist bei der Planung der Art der Feldfrüchte und der Aussaat mit einem Supertanker vergleichbar, beim dem der Kurs nicht einfach geändert werden kann“, so Popp Petersen, dessen Landwirtschaftsverband seit Jahren Konzepte zur Verminderung der Gewässerbelastung unterstützt hat. „Was jetzt kommt, tritt mit viel zu kurzer Frist in Kraft. Die Betriebe arbeiten mit EDV-Systemen, die zur Einhaltung der neuen Auflagen nicht mal eben umgestellt werden können“, so der Landwirt aus Seewang/Søvang in der Kommune Tondern.

„Das ist eine Herausforderung, die wir nicht einfach umsetzen können“, so Popp Petersen. Er verweist auf die aktuellen Protestzüge der Landwirte in Deutschland, wo viele Bauern sich gegen Umweltauflagen zur Wehr setzen. 

Nahrungsmittelminister: Schon 2020 mehr Gewässerschutz

Der dänische Nahrungsmittelminister Mogens Jensen (Soz.) erklärte: „Ich bin froh über die geplanten Schritte, die wir heute präsentieren können, und die Dänemark grüner und nachhaltiger machen werden. Es wird weniger Verunreinigung der Wasserumwelt geben, mehr Wald und weniger Treibhausgase bereits 2020.“ Maßnahmen, die nach dem bisher geltenden Gewässerschutzgesetz erst 2021 greifen sollten, werden bereits 2020 in Kraft gesetzt.

Bereits 2020 sollen 3.500 Tonnen Stickstoffdünger weniger in die Umwelt ausgeschwemmt werden. Als rasch wirkende Maßnahme wird den Landwirten auferlegt, bereits im kommenden Jahr 380.000 Hektar Zwischenfrüchte anzusäen, die nach dem Abernten vor allem der Getreidefelder eine Ausschwemmung von Nährsalzen bremsen. 

Mehr Öko-Höfe ein Ziel

Weitere Mittel sind die verstärkte Förderung von ökologisch wirtschaftenden Höfen, mehr Zuschüsse für private Aufforstung und gezielte Maßnahmen gegen Überdüngung der Felder mit anschließender Auswaschung von Nährsalzen. Auch Umweltministerin Lea Wermelin lobte das neue Anti-Nährsalz-Konzept. 

Naturschutzverband zufrieden

Der Naturschutzverband Danmarks Naturfredningsforening (DN) begrüßt das neue Wasserschutzkonzept, das die dringend nötige Verringerung der Überdüngung der Küstengewässer bremse. Man sei aber weiter deutlich entfernt vom Ziel, bis 2027 die Nährstoffauswaschung in einer Größenordnung von 42.000 Tonnen zu verringern. Dieser Wert könne dafür sorgen, dass Dänemark die Vorgabe der EU-Wasserrahmenrichtlinie einhält.

L&F-Chef Martin Merrild reagiert erzürnt

Der Vorsitzende des Dachverbandes der dänischen Land- und Lebensmittelwirtschaft, „Landbrug & Fødevarer“, Martin Merrild, reagierte erbost auf das neue Wasserschutzgesetz. „Das ist Politik, wie sie schlimmer nicht sein kann“, so Merrild und warnte, dass die Ernte in Dänemark bereits 2020 geringer ausfallen könnte.

Er erinnerte daran, dass die dänischen Landwirte bereits seit Jahren freiwillig mehr Zwischenfrüchte angesät hätten. Für 2020 sei die Planung der Betriebe längst abgeschlossen. Die neuen Auflagen seien nicht einzuhalten.       

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