Öffentlicher Transport

„Plustur“ nur mit NemID

„Plustur“ nur mit NemID

„Plustur“ nur mit NemID

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
„Flex“- und „Plustrafik“ sind Lösungen, die sich an die Bewohner im Einzugsgebiet von Sydtrafik richten. Sollten jedoch auch Touristen daran interessiert sein, werde die Verkehrsgesellschaft entsprechende Möglichkeiten prüfen. Foto: Sydtrafik

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Sydtrafik hat mit dem Service „Plustur“ eine Lösung im Programm, die eine Anbindung von der eigenen Haustür an das öffentliche Transportnetz ermöglicht. Allerdings benötigen Kunden, die das Angebot nutzen wollen, eine NemID, um einen Fahrschein dafür buchen zu können. Was tun, wenn man die nicht hat?

Das Gebiet Nordschleswigs so mit Bussen abzudecken, dass man von überall her überall hinkommt, ist schlichtweg nicht möglich. Deshalb haben sich die Verkehrsplaner einige besondere Lösungen einfallen lassen, die dennoch einen Service anbieten, bei dem Individual- und Kollektivtransport ineinander verschmelzen.

In der Sprache von Sydtrafik nennt sich dieses Produkt „Plustur“. Beworben wird es als eine flexible Transportmöglichkeit in den Fällen, in denen der Bus oder der Zug nicht die gesamte Strecke, die man zurücklegen möchte, bedient. Daneben gibt es noch die „Flextur“, bei der man sich von einer Wunschadresse zu einer anderen fahren lassen kann.

Bei der „Plustur“ ist das nur eingeschränkt möglich. So kann man sich beispielsweise zu Hause abholen und zur nächsten Bushaltestelle oder dem nächstgelegenen Bahnhof bringen lassen. Es ist also ein Misch-Angebot aus Individual- und Kollektivtransport.

Vorabbestellung erforderlich

Der Service muss im Voraus bestellt werden. Das geht frühestens zwei Wochen vor der geplanten Reise und bis zu zwei Stunden vor der gewünschten Abfahrt. Aber ausgerechnet die Vorabbestellung beinhaltet eine Hürde, die nicht alle Interessenten nehmen können.

Um eine Tour zu buchen, muss man auf die Internetseite rejseplanen.dk gehen oder sich die entsprechende App auf sein Mobiltelefon herunterladen. Dort gibt man dann Start- und Zielpunkt ein, und das System findet automatisch die beste Verbindung. Und falls für die Verbindung erforderlich, zeigt es von allein an, dass es sich um eine „Plustur“ handelt.

Ein Klick auf den „Bestell“-Knopf bringt einen weiter zu einer neuen Seite, und nach der erneuten Bestätigung, dass man die Tour gern bestellen möchte, öffnet sich ein separates Fenster, in dem man sich anmelden muss. Ist man noch nicht registriert, kann man das an dieser Stelle tun.

Einloggen mit NemID

Und dann kommt der Moment, in dem es heißt: „Um loslegen zu können, musst du dich mit deiner NemID einloggen.“ Doch was tut man, wenn man zum Beispiel nur zu Besuch in Dänemark ist, keine dänische Staatsbürgerin oder kein dänischer Staatsbürger ist und über gar keine NemID verfügt?

Dann bleibt nur der Klick auf den Knopf „Abbrechen“. Zwar können auch Personen, die keine dänischen Staatsbürger sind, eine NemID bekommen, allerdings benötigen sie dafür eine CPR-Nummer. Und die gibt es beispielsweise in Verbindung mit einer Aufenthaltsgenehmigung oder einem Studium in Dänemark. Nicht aber, wenn man nur mal zu Besuch über die Grenze kommt.

Aufenthaltsgrund entscheidend

Und das ist auch völlig in Ordnung so, lautet die Einschätzung von Peter Hansen, Leiter des Regionskontors in Pattburg (Padborg). Denn es komme ganz auf die individuelle Situation der betroffenen Bürgerin oder des betroffenen Bürgers an, und weshalb sich die- oder derjenige in Dänemark aufhalte.

„Um sich auf EU-Rechte berufen zu können, muss es auch einen konkreten Grund für einen Aufenthalt in Dänemark geben. Das kann zum Beispiel eine Arbeit sein“, so Peter Hansen gegenüber dem „Nordschleswiger“.

„Plustur“ vergleichsweise neues Produkt

Jette Lauridsen, Kunden- und Marketingchefin bei Sydtrafik, weist darauf hin, dass „Plustur“ ein vergleichsweise neues Produkt sei, das entwickelt wurde, um auch in Randbezirken, in denen es keinen oder nur sehr eingeschränkten öffentlichen Transport gibt, ein Angebot zu haben. Dabei deckt die Kommune das Gros der Kosten, da das erhobene Beförderungsentgelt bei Weitem nicht die Kosten für diesen Service abdeckt.

Das „Plustur“-Produkt sei deshalb nicht mit Blick auf Touristen entwickelt worden, aber wenn es dafür einen Bedarf gebe, dann wolle man gern weitere Möglichkeiten prüfen.

„Wir haben bisher noch keine Anfrage diesbezüglich erhalten. Aber immer, wenn sich Kunden an uns wenden, dann schauen wir, ob wir unser Angebot verbessern können“, sagt Jette Lauridsen.

Was bereits untersucht wird, ist die Möglichkeit, auch Personen, die aus bestimmten Gründen von der Nutzung von NemID freigestellt sind, künftig die Buchung einer „Plustur“ zu ermöglichen.

Ob sich daraus weitere Möglichkeiten ergeben, vermag Jette Lauridsen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einzuschätzen.

Mehr lesen

VOICES – MINDERHEITEN WELTWEIT

Jan Diedrichsen
Jan Diedrichsen
„Sudan am Rande einer Hungersnot“