Landwirtschaft

Der Milchpreis steigt zur Freude der nordschleswigschen Landwirte

Der Milchpreis steigt zur Freude der nordschleswigschen Landwirte

Der Milchpreis steigt zur Freude der Landwirte

Christiansfeld
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Christian Kock, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig (LHN) Foto: Paul Sehstedt

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Im Supermarkt muss für Milchprodukte derzeit tief in die Tasche gegriffen werden. Laut dem Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig (LHN), Christian Kock, tragen die auf vielen Ebenen steigenden Preise dazu bei, dass nun immer mehr auf klimafreundlichere Kuhfutteralternativen statt Sojabohnen gesetzt wird.

Während Verbraucherinnen und Verbraucher im Supermarkt tiefer in die Tasche greifen müssen, um sich Milchprodukte leisten zu können, erleben nordschleswigsche Milch-Bäuerinnen und -Bauern aktuell „gute Zeiten”. Nachdem ein Überangebot an Milch in den vergangenen Jahren vielerorts noch für rekordtiefe Milchpreise sorgte, haben der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die dadurch entstandenen hohen Inflationswerte sowie der Warenmangel auf vielen Ebenen nun eine starke Nachfrage nach Milch herbeigeführt. Milch-Landwirtinnen und -Landwirte in Nordschleswig werden dadurch aktuell gut bezahlt, wie der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig (LHN), Christian Kock, berichtet. Der Biobauer aus Christiansfeld ist selbst Eigentümer eines Milchviehbetriebs.

Umbruch auf dem Milchmarkt

„Im Moment erleben wir gute Zeiten. Die Nachfrage ist groß, und in der EU wird weniger produziert. Die Milchpreise steigen somit, wovon wir profitieren. Auch in der Landwirtschaft lernen wir ständig dazu und entwickeln uns weiter. Zurzeit erlaubt uns der ökonomische Gewinn, auch neue Methoden auszuprobieren, die aus finanzieller Sicht Sinn ergeben und gleichzeitig zum Vorteil des Klimas sind”, bezieht Christian Kock Stellung zu einer Pressemitteilung des Landwirts Svend Brodersen. Dieser besitzt bei Gram Slot den größten ökologischen Milchviehbetrieb Dänemarks mit 1.200 Kühen. Svend Brodersen hat sich dazu entschieden, seinen Kühen fortan nur noch lokal und eigens angebautes Futter zu geben und ganz auf Sojabohnen zu verzichten. Der CO2-Ausstoß durch den Anbau und das Importieren von Sojabohnen aus Südamerika zählt zu den größten landwirtschaftlichen Klimasünden.

Erbsen, Lupinen und Pferdebohnen als Alternativen

„Gram Slot ist dafür bekannt, dass sie auch gerne neue Methoden ausprobieren. Davon können wir anderen profitieren, indem wir von deren Erfahrungen lernen. Persönlich nutze ich zurzeit noch zum Teil ökologische Sojabohnen, aber versuche dies auch weitestgehend zu reduzieren. Ich versuche zum Beispiel, Erbsen, Lupinen und Pferdebohnen anzubauen und als Alternativen zu nutzen. Dies lässt sich aber nur machen, wenn man genug zusätzliche Agrarfläche besitzt, die landwirtschaftlich genutzt werden kann. Dies ist die größte Herausforderung, denn für mehr lokal angebautes Futter wäre auch noch mehr Agrarfläche in Dänemark nötig, und das befürworten nicht alle Menschen der Gesellschaft“, meint Christian Kock, laut dem aber ein Umdenken bei vielen Landwirtinnen und Landwirten stattfindet, auch um zum Klimaschutz beizutragen.

Christian Kock ist LHN-Vorstandsmitglied seit 2011. Im März 2021 übernahm er den Vorsitz nach Jørgen Popp Petersen (Archivbild). Foto: Paul Sehstedt

„Jahr für Jahr wird man schlauer. Lange hat man nicht gewusst, dass man auf Sojabohnen als Kuhfutter verzichten kann. Inzwischen wissen wir, dass das geht, und sehr viele Landwirte setzen das bereits um“, erklärt Christian Kock. Dem LHN-Vorsitzenden zufolge zeigen die aktuelle Energiekrise und die hohen Inflationswerte, dass es sich sogar für Landwirtinnen und Landwirte wirtschaftlich lohnt, Kuhfutter lokal und selbstständig zu produzieren.

Kompletter Verzicht auf Sojabohnen in Dänemark möglich

„Aufgrund der hohen Transport- und Energiepreise wollen viele Landwirte derzeit tatsächlich gerne auf importierte Sojabohnen verzichten. Der lokale Anbau von Futter kann also sowohl für das Klima als auch für die Landwirte positive Folgen haben. Wenn aber alle beispielsweise nur ökologische Pferdebohnen anbauen und als Futter nutzen würden, könnte das wiederum zu einem größeren Prozentsatz an kranken Kühen führen. Denn wenn keine Pestizide genutzt werden dürfen, dann gibt es bei den Pferdebohnen auch einen größeren Pilzbefall. Als Landwirte denken wir auch immer an die Finanzen. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass wir hinsichtlich des Futters irgendwann komplett auf Sojabohnen verzichten können“, so Christian Kock.

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