Gesundheit

Der Mensch hinter der psychischen Krankheit

Der Mensch hinter der psychischen Krankheit

Der Mensch hinter der psychischen Krankheit

Odense
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Symbolbild Foto: DPA

Die Psychiatrie für Süddänemark bringt Studierende und psychisch Kranke zusammen.

In einem Konferenzraum in Vejle sitzen zwölf Medizinstudierende aus Odense. Der Mensch zuerst – unter dieser Überschrift lernen sie persönliche Schicksale psychisch Kranker kennen. Um in ihrer späteren Laufbahn den Menschen und dessen Lebenslauf hinter der Erkrankung zu sehen, nicht nur die Erkrankung.

Der Mensch – das ist in diesem Fall Marianne Nielsen, die in ihrer Vergangenheit mit Angststörungen, Stress und Depression zu kämpfen hatte und deswegen stationär behandelt werden musste. Sie erzählt davon, wie es ist, sich als Bürger in der Psychiatrie wiederzufinden. Die Studierenden treffen in ihrer Fortbildung mehrfach auf Botschafter von Psyk-Info, dem Psychiatrischen Informationscenter der Region Süddänemark. Auf Mitarbeiter der Regionspsychiatrie ebenso wie auf Menschen, die selbst an einer psychischen Krankheit leiden oder gelitten haben.

„Im gesamten Verlauf treffen wir uns mehrmals mit den Studenten und können auf den Menschen hinter der Krankheit aufmerksam machen. So haben wir die Möglichkeit, die Missverständnisse und Tabus zurechtzurücken, mit denen einige Medizinstudenten in ihrem Alltag konfrontiert werden“, sagt Liselene Pedersen von Psyk-Info. „Viele der Studenten konnten ihren Vorurteilen die Luft nehmen, nachdem sie mit unseren Botschaftern gesprochen haben. Einige haben danach sogar gesagt, dass sie sich nun besonders für die Psychiatrie interessieren“, so Liselene Pedersen.

Vorurteile bei angehenden Ärzten abbauen

Emma Speedtsberg ist eine der Studenten, die an dem Projekt teilnehmen. Sie hat die Hälfte ihrer Bachelorausbildung hinter sich. Die bislang drei Treffen mit Marianne Nielsen haben dazu beigetragen, eigene Vorurteile zu zerschlagen.

„Wir haben über ihre Lebenssituation und über ihre Erfahrungen mit dem Gesundheitswesen geredet. Ich kann gut mit Leuten reden, aber ich finde, es war wirklich herausfordernd, über diese Themen zu sprechen“, so die Studentin.
Als ehemalige Patientin sagt Marianne Nielsen über ihre Arbeit als „Botschafterin“: „Ich wurde in der Psychiatrie nur gut behandelt, und ich finde, darüber muss man auch mal sprechen. Und wenn ich gleichzeitig dazu beitragen kann, Vorurteile über die Psychiatrie abzubauen, ist das ja einfach nur ein riesiges Plus.“

„Mennesker først“ lief bislang in der Probezeit und soll aufgrund der guten Erfahrungen auch zukünftig fortgeführt werden. „Das Projekt ergibt sehr viel Sinn, sowohl für uns als auch für die Psychiatrie generell“, so Liselene Pedersen. Das Projekt wurde von der Süddänischen Universität (SDU) initiiert.

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