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Das lange Warten

Das lange Warten

Das lange Warten

Nordschleswig/Sønderjylland
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Den Einkauf hat Tochter Camma vor die Tür gestellt und gegrüßt wird mit gehörigem Abstand. Foto: Gwyn Nissen

Tag 6: Chefredakteur Gwyn Nissen befindet sich nach seinem Skiurlaub in Österreich weiterhin – gesund und ohne Symptome – in selbst gewählter Heim-Quarantäne. In den eigenen vier Wänden fühlt er sich derzeit am sichersten.

Das war wieder einmal so ein Tag, an dem immer wieder viel koordiniert werden musste – und zwar digital aus der selbst auferlegten Heim-Quarantäne. Die Breaking News kamen praktisch im Sekundentakt: Die Königin spricht am Abend zur Bevölkerung, die Fußball-Europameisterschaft wird abgesagt, und Zahnärzte stellen den normalen Betrieb ein.

Aber auch lokal ist viel los. Montag habe ich einen Leitartikel darüber geschrieben, wie wir unsere örtlichen Geschäftsleute unterstützen können. Heute sagen die Stadtmanager in Sonderburg und Apenrade: Kauft Geschenkgutscheine. Dadurch kommt erst einmal Geld in die Kasse der Geschäfte, und wir können dann später dafür einkaufen gehen.

Geschenkgutscheine oder nicht?

Kein schlechter Rat, doch ich habe selbst gerade feststellen müssen, dass unser Weihnachtsgeschenk sich in Luft auflöste. Der Geschenkgutschein für das Fredericia Theater ist futsch, nachdem die Musical-Hochburg den Konkurs angemeldet hat. Gutscheine sind derzeit leider keine Garantie, weil wir nicht wissen, wer die Corona-Krise überlebt. Wenn wir aber gar nicht helfen (kaufen), dann wissen wir mit Sicherheit, dass einige Geschäfte untergehen. Eine verdammt schwierige Lage – für alle.

Und dann die Spekulationen im Laufe des Nachmittags: Zunächst die Ansage, dass die Königin zur Nation spricht. Dann die Pressekonferenz von Nahrungsmittelminister Mogens Jensen und Vertretern der Supermarktketten, dass es genug Lebensmittel auf Lager gibt und dann die Vorankündigung, dass auch Mette Frederiksen vor der Königin etwas zu sagen hat.

Außergewöhnliche Situation

Da muss man nicht Journalist sein, um zu wissen, dass da etwas auf uns zu kommt. Mal sehen – inzwischen kann uns wohl nicht mehr viel überraschen. Alle wissen, dass es eine außergewöhnliche Situation ist, die außergewöhnliche Maßnahmen mit sich führt.

Oder vielleicht doch nicht alle: Wenn man sich die Bilder aus der Hauptstadt anschaut und sieht, wie die Leute im Café sitzen oder wie junge Leute noch gemeinsam feiern gehen – haben die denn gar nichts mitbekommen?

Wie du lesen kannst, beschäftigen mich wahrscheinlich die gleichen Dinge in der Quarantäne, die auch dich und deine Familie beschäftigen. Dabei bin ich mir gar nicht so sicher, dass ich mein Leben sehr viel anders führen würde, wenn ich nicht in der selbst auferlegten Isolation wäre.

Sicher in den eigenen vier Wänden

Hier fühlt es sich in den eigenen vier Wänden irgendwie sicher an. Wir arbeiten von zu Hause aus, und „draußen“ gibt es nicht viel anderes zu machen, als einzukaufen. Heute kam unsere Tochter Camma also wieder mal mit frischer Ware vorbei. Nur Hefe gab es nicht – also gibt es erst einmal keine frisch gebackenen Brötchen in Randershof. Irgendjemand muss in den vergangenen Tagen verdammt viel Hefe gekauft haben.

Auf eines freue ich mich dann aber schon riesig, fünf Tage vor unserer neu gewonnenen Freiheit: erstmals die kleine Hanna in den Armen zu halten. Die zweite Enkelin ist inzwischen vier Tage alt und wir haben sie bislang „nur" über FaceTime gesehen.

Mit oder ohne „h“

Der aufmerksame Leser wird gemerkt haben, dass ich sie diesmal ohne „h“ geschrieben habe. Freitag fragte ich ihre vierjährige Schwester Paula dazu.
Ich: „Æ det Hannah mæ elle uen h“ (Ist Hanna mit oder ohne h)
Paula: „Det æ Hanna mæ richte møje h“ (Hanna mit richtig viel H(aar).

Bis morgen. Hoffentlich stehen uns nach den wichtigen Ansprachen die Haare nicht zu Berge.

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