Bevölkerungsentwicklung

Jugend verantwortlich für Kindermangel in Nordschleswig

Jugend verantwortlich für Kindermangel in Nordschleswig

Jugend verantwortlich für Kindermangel in Nordschleswig

Laure Saint-Alme
Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Die Jungen ziehen weg und der Nachwuchs bleibt aus. Foto: Mads Jensen/Ritzau Scanpix

Viele junge Nordschleswiger verlassen ihre Heimat fürs Studium – und bekommen ihre Kinder in den Großstädten. Überall in Europa wird die Demografie problematisch.

In Nordschleswig beträgt der Anteil kleiner Kinder unter seinen Einwohnern im ersten Halbjahr 2019 nur 5,5 bis 5,9 Prozent, weit hinter der Hauptstadtregion und Ostjütland mit 6,5 bis 8 Prozent.

Zwischen diesen beiden Extremen stehen Odense und das westliche Mitteljütland mit 6 bis 6,4 Prozent von 0 bis 5-Jährigen. Das sind die Zahlen der dänischen Behörde „Danmarks Statistik”.

Warum liegt Nordschleswig so weit hinten? Das hat der „Nordschleswiger“ Connie Østberg – Head Clerk gefragt. Sie ist bei „Danmarks Statistik” Expertin im Bereich Bevölkerung und Bildung. „In Kopenhagen und die umliegenden Städte ist die Bevölkerung im Allgemeinen jung und 35 Prozent der Einwohner sind zwischen 20 und 35 Jahre alt“, sagt sie. Wo wenige jungen Menschen leben, werden ebenfalls wenige Kinder gefunden, zeigen die Zahlen der Statistikbehörde.

Apenrade (Aabenraa), Sonderburg (Sønderborg), Hadersleben (Haderslev) und Tondern (Tønder) zählen dieses Jahr nicht mehr als 15 Prozent Anteil von 20 bis 35-Jährigen in ihrer Bevölkerung.

„Ein globaler Trend“

„Es gibt für diesen Mangel an Kindern eine einfache Erklärung: die Einwanderung von jungen Menschen in die Großstädte und die Hauptstadt“, sagt Professor Egon Noe aus Süddänemarks Universität (SDU) , wo er das Zentrum für die Erforschung ländlicher Räumer (Center for Landistriktsforskning) leitet, dem „Nordschleswiger“.

Warum kommen die jungen Menschen nach ihrem Studium nicht zurück? Die Doktorandin Eva Mærsk von der SDU sagt: „In meiner Forschung folge ich den geografischen Bewegungen von jungen Menschen und ihren Lebensgeschichten seit dem Studienanfang bis dem Studienabschluss.“

„Nach ihres Studiums ziehen manche von ihnen an den Stadtrand oder in weniger besiedelten Regionen“, so Mærsk. Andere würden sich dafür entscheiden, ihren Kindern die gleiche friedliche Kindheit zu geben, wie sie selbst damals hatten, und kommen zurück nach ihre Heimatsdörfer.“

„Sie haben genug von dem Studentenleben. Am Studienabschluss haben diese Menschen oft einen Partner gefunden und wollen eine Familie bilden. Deshalb suchen sie einen größeren Wohnsort außerhalb der Städte und ziehen noch einmal um." Diese demografische Frage betrifft nicht nur Dänemark, sagen die zwei Fachleute „dem Nordschleswiger“.

Professor Noe bestätigt: „Dass die Jugend die ländlichen Gebiete verlässt, ist ein globaler Trend, der seit Jahrzehnten beobachtet wird. Die Bildungszentralisierung ist dafür verantwortlich.“ Im Nachbarland Deutschland könnte die gleiche demografische Entwicklung beobachtet worden, meint die Forscherin Eva Mærsk: „Der europäischer Trend erreicht höchstwahrscheinlich ebenfalls deutsche Regionen aber ich arbeite nur über Dänemark und die Niederländer.“

Zentralisierte Bildung auf Anklagebank

„Bildungseinrichtungen wurden in den Kernstadtgebiete zentralisiert“, sagt sie. Allerdings machen manche von ihnen Fortschritte, erkennt sie: „Die SDU dezentralisiert zurzeit ihre Bildungsprogramme mit Satellitencampus in Slagelse, Odense, Esbjerg, Kolding, Kopenhagen, Slagelse und Sonderburg.“

In Zukunft wird es laut Alterspyramiden von „Danmarks Statistik” noch weniger jungen Menschen in Nordschleswig geben. 2030 werden sie nur von 10 bis 11 Prozent der Bevölkerung repräsentieren.

„Die Alterung der Bevölkerung ist eine Herausforderung für die öffentlichen Dienstleistungen“, sagt Professor Egon Noe. „Das ist interessant für die Zukunft.“

Er präzisiert trotzdem: „Für die jungen Landwirte bleiben die Landgemeinde attraktiv.“ Obwohl alle Länder vom Problem der Landflucht betroffen werden, ziehen also nicht alle jungen Menschen in die Städte um.

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