Lage der Minderheit

Hinrich Jürgensen: Wunsch nach Beauftragtem für die Minderheit im Folketing

Hinrich Jürgensen: Wunsch nach Beauftragtem für die Minderheit im Folketing

Hinrich Jürgensen: Wunsch nach Minderheiten-Beauftragtem

Tingleff/Tinglev
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Der BDN-Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen gab bei der Informationsveranstaltung zum Deutschen Tag einen Überblick über die Lage in der deutschen Minderheit in Nordschleswig – und stellte sich auch den Fragen der Journalisten. Foto: Cornelius von Tiedemann

Der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger sprach bei der Informationsveranstaltung zum Deutschen Tag mögliche neue Wege in der Zusammenarbeit an. Auch die Finanzen vom Folketing könnten neu geregelt werden.

In der Zusammenarbeit zwischen der deutschen Minderheit und dem dänischen Folketing müssten möglicherweise neue Wege eingeschlagen werden. Dies sagte der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hinrich Jürgensen, auf der Informationsveranstaltung der deutschen Minderheit in Verbindung mit dem Deutschen Tag 2019.

Die Bonn-Kopenhagener Erklärungen gelten laut Jürgensen zu Recht als die Grundlage des deutsch-dänischen Minderheitenmodells. Die Erklärungen sind relativ kurz, denn entscheidend für ihre Bedeutung und ihre Wirkung ist der zugrundeliegende Gedanke: Probleme und Herausforderungen die Minderheiten betreffend werden einvernehmlich gelöst.

Das klappt allerdings nicht immer, denn der Sozialdienst Nordschleswig hat trotz mehrmaliger Proteste der Minderheit seinen Zuschuss für das „Center für Ehrenamt und Selbsthilfe“ verloren. Immerhin 350.000 Kronen.

 

Viele Besucher bei der Informationsveranstaltung zum Deutschen Tag 2019 Foto: Cornelius von Tiedemann

Begründung ist laut Jürgensen „schlimm"

„Das ist ärgerlich, aber viel schlimmer ist die Begründung: Der Zuschuss wurde gestrichen, weil wir die Beratung für die Mitglieder der deutschen Minderheit auf Deutsch durchführen", erklärte Jürgensen.

Bisher sei die Minderheit laut Jürgensen „immer gut zufrieden" gewesen, dass man im Geist der Bonn- Kopenhagener Erklärungen gemeinsam Lösungen findet, die nicht unbedingt auf einer besonderen Gesetzgebung beruhen müssen.

„Aber wenn so etwas, wie die Streichung der Zuschüsse für das Center passieren kann, dann müssen wir uns doch ernsthaft überlegen, ob wir nicht einen anderen Weg gehen müssen, ob wir – wie in Schleswig-Holstein und auf Bundesebene – nicht auch einen Minderheitenbeauftragten brauchen, der sich unabhängig für die Belange der Minderheit einsetzt. Und: ob es nicht vielleicht doch besser ist, die dänische, staatliche Finanzierung der Arbeit der Minderheit gesondert im Haushaltsgesetz aufzuführen, wie es ja bei der dänischen Minderheit der Fall ist", sagte Hinrich Jürgensen.

 

Interessierte Besucher bei der Informationsveranstaltung in der deutschen Nachschule in Tingleff Foto: Cornelius von Tiedemann

Jubel- und Jubiläumsjahr

In seiner Rede zur „Lage der deutschen Minderheit" ging Jürgensen auch auf das bevorstehende Jubel- und Jubiläumsjahr 2020 ein. In Dänemark werde das Jahr unter der Überschrift „genforening“ („Wiedervereinigung“) gefeiert.

„Auch wenn man die Begrifflichkeit aus historischer Sicht gewiss diskutieren kann, so haben wir Respekt davor, dass die Dänen dieses so feiern. Denn es ist wohl unumstritten, dass es für die Dänen ein „folkelig genforening“ ist. Also eine gefühlte Wiedervereinigung war. Auch werden wir gerne an den Feierlichkeiten teilnehmen", sagte Hinrich Jürgensen.

 

Umgekehrt müsse die dänische Seite auch respektieren, dass die deutsche Minderheit nicht die „Wiedervereinigung“ feiern kann: „Denn diese gab es für uns natürlich nicht."

„Es ist somit unverständlich, wenn man von uns verlangt, dass wir klar und deutlich anerkennen sollen, dass es sich um eine Wiedervereinigung handelt, und dass auch die deutsche Minderheit Wiedervereinigung feiern sollte – wie es jüngst ein Sonderburger Sozialdemokrat getan hat. Die deutsche Minderheit, genau wie die dänische Minderheit, wurde nicht wiedervereint", erklärt der BDN-Hauptvorsitzende.

 

BDN-Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen (rechts) begrüßt den Vorsitzenden des Südschleswigausschusses im Folketing, Christian Juhl von der Einheitsliste. Foto: Cornelius von Tiedemann

100. Geburtstag der Minderheit

Die deutsche Minderheit werde 2020 ihren 100. Gebrutstag feiern und beim nächsten Deutschen Tag am 7. November 2020 auch das 75-jährige Jubiläum des Bundes Deutscher Nordschleswiger. In dem Zusammenhang hat der BDN für verschiedene Projekte Zuschüsse in Höhe von 900.000 Kronen vergeben.

Das weitaus größte Projekt 2020 sei allerdings der Um- und Anbau des Deutschen Museums in Sonderburg. Es wird in Verbindung mit den 2020-Feierlichkeiten am 11. Juli – hoffentlich von hochrangigen Persönlichkeiten aus Deutschland und Dänemark – eingeweiht werden. Das Projekt habe, so Jürgensen, ein Volumen von rund 30 Millionen Kronen.
 
„Wir danken ganz herzlich für die Unterstützung durch die Bundesrepublik, das Land Schleswig-Holstein, Dänemark und die Stiftung von Bitten & Mads Clausens. Weitere Stiftungen sind angeschrieben, und wir hoffen somit, dass wir weitere Drittmittel bekommen", erklärte Hinrich Jürgensen.

Das neue Museum werde nicht nur visuell sehr beeindruckend, sondern auch inhaltlich wird neu gedacht. Der Dreh- und Angelpunkt werde Identität sein.

 

Bei der Informationsveranstaltung zum Deutschen Tag wurde das Bild von Stadtratsmitglied Kirsten Bachmann von der Schleswigschen Partei aus Sonderburg zugunsten des Reiseschweins (Kein Kind ohne Ferien) versteigert. Die Familie Kley aus Hadersleben ersteigerte sich das Werk für 1.050 Kronen. Foto: Cornelius von Tiedemann

Historisches Projekt: Forschungsprojekt

Ein anderes historisches Projekt habe die Minderheit sich ebenfalls etwas kosten lassen. Es gehe dabei um die Weiterentwicklung des Knivsbergs zum historischen Lernort und darum, zu untersuchen, wie die Geschichte der deutschen Minderheit in Dänemark unter Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg vermittelt werden kann.

In das Projekt können zum Beispiel die Einsammlung und Analyse von biografischem Material von Kriegsteilnehmern, Forschung über den Nationalsozialismus in Nordschleswig, den Zweiten Weltkrieg und die Besatzungszeit aus der Sicht der deutschen Minderheit, Vergangenheitsbewältigung sowie die Gedenkstätte auf dem Knivsberg und ihre Bedeutung für die Minderheit oder andere relevante Untersuchungen eingehen.

„Wir haben uns entschieden, dass diese Aufgabe am besten im Rahmen eines Forschungsprojekts als Ph.D.-Stipendium gelöst werden kann", berichtet Hinrich Jürgensen.

Dafür arbeitet die Minderheit mit der Syddansk Universitet in Odense und Sonderburg zusammen. Die Bewerbung für das Stipendium läuft und die Stelle soll zum 1. Februar besetzt werden.
 

 
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