Umwelt und Natur

Heimatwanderclub erkundet urigen Wald

Heimatwanderclub erkundet urigen Wald

Heimatwanderclub erkundet urigen Wald

Gudrun Struve
Lügumkloster/Løgumkloster
Zuletzt aktualisiert um:
Wasser auf dem Waldboden in Drawitt
Der Drawitter Wald bei Lügumkloster ist das größte Gebiet Dänemarks, das in seinem Zustand einem Urwald am nächsten kommt. Foto: Torben Ravn

Der Heimatwanderclub war wieder auf Entdeckungstour. Dieses Mal ging es zum Drawitter Wald bei Lügumkloster. Hier wartete ein besonders uriges Stück Natur auf die Wanderer.

Nach einem regenreichen Tag trafen sich die Freunde des Heimatwanderclubs auf dem Parkplatz des Drawitter Waldes bei Lügumkloster.

Die Gruppe versammelte sich um Polle Lange, der uns als „naturvejleder“ „seinen“ Wald zeigen wollte. Sehr detailliert und lebhaft berichtete er zunächst über die Geschichte des Waldes, der sich hier vor etwa 10.000 Jahren nach der letzten Eiszeit gebildet hat. Da das Gebiet von Mooren umgeben ist, war es früher für die Menschen schwer zugänglich, und somit verblieb der Wald in seinem Urzustand.

Über Jahrhunderte war er im Besitz des Klosters zu Lügumkloster. Nach der Reformation übernahm der König den Wald. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde er dann verstaatlicht. Damit wurde der Wald bis 2002 forstwirtschaftlich genutzt, bis man sich entschied, ihn unter Naturschutz zu stellen. Alte Entwässerungsgräben wurden gekappt und Bäume, die hier nicht heimisch sind, entfernt. Nun ist der Drawitter Wald das größte Gebiet Dänemarks, das in seinem Zustand einem Urwald am nächsten kommt.

400 Jahre alte knorrige Eiche

Mit all dem Wissen begaben wir uns nun auf schmalen Pfaden durch den dichten Wald. Immer wieder machte Polle halt, um uns auf Besonderheiten in der Natur aufmerksam zu machen. So steht dort zum Beispiel eine etwa 400 Jahre alte knorrige Eiche, von der dicke Äste durch Stürme abgebrochen waren. Armdicke Efeuranken wuchsen an den alten Bäumen empor (die ihnen nicht schaden).  

Auch zeigte er uns einen Baumpilz, der früher zum Feuermachen diente und in Leder gewickelt über einen längeren Zeitraum die Glut bewahrte.  

Anfangs hatte Polle versprochen, uns an einen ganz besonderen Ort im Wald zu führen, den er nicht jedem zeigt; er nannte ihn Quadrat Nr. 346.  Aus organisatorischen Gründen wurde der Wald in der Kartei wie ein Schachbrett in Quadrate aufgeteilt.

Lindenbäume, die man nur noch selten vorfindet

Als wir dort ankamen, bat er uns, innezuhalten, um wahrzunehmen, was an diesem Ort besonders sein könnte. Die Teilnehmer stellten fest, dass dort  Linden wachsen. Eine kleinblättrige Waldlinde, die man nur noch selten in Wäldern vorfindet. Vor uns lag ein dicker morscher mit Moos überzogener Lindenbaumstamm. An einigen Stellen des Stammes wuchsen kleine Bäume empor, die sich aus seinen Zweigen gebildet hatten. Manchmal gelingt es so einem kleinen Baum, durch den „Mutterbaum“ hindurch Wurzeln ins Erdreich zu schlagen, und somit erneuert sich der Baum. Daher könnte man sagen, der Baum ist über 1.000 Jahre alt.

Wissenschaftler aus aller Welt kommen hierher, um dieses urtümliche Gebiet zu besuchen.

Der Waldboden war weich und nass. Wir umrundeten Wasserflächen und hüpften von einem Grasbüschel zum nächsten. Unserer Wanderin Ingrid blieb sogar der Schuh im Matsch stecken; doch mit vereinten Kräften zogen wir ihn wieder heraus.

Zwar kein Urwald, aber ein sehr uriger Wald

Als wir nach eineinhalb Stunden wieder am Parkplatz ankamen, wurden Kaffeekannen und Kuchen auf den Tisch gestellt. Bei schönem Sommerabendwetter konnten wir uns in Ruhe über Erlebtes austauschen und die Eindrücke sacken lassen. Wir bedankten uns herzlich bei unserem „naturvejleder“ Polle, der uns diesen spannenden Abend ermöglicht hatte. Wir waren uns darin einig, wenn der Drawitter Wald kein Urwald ist, so ist er doch ein sehr uriger Wald.

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