75 Jahre „Der Nordschleswiger“

Das Heimatinteresse bewahrt nach 45 Jahren in Südafrika

Das Heimatinteresse bewahrt nach 45 Jahren in Südafrika

Das Heimatinteresse bewahrt nach 45 Jahren in Südafrika

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Kapstadt/Nordschleswig
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Elke Hofmeyr ging 1976 mit ihrem Sohn Klaus nach Südafrika. Ihre dänische Staatsbürgerschaft hat die deutsche Nordschleswigerin behalten. Mit ihrem Sohn und den inzwischen erwachsenen Enkelkindern spricht die aktive Seniorin nach wie vor Deutsch. „Die Kinder haben deutsche Schulen besucht", erklärt Elke Hofmeyr. Foto: Privat

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Mit dem Minderheitenmedium den Kontakt zur Heimat halten. Die letzte Ausgabe der täglichen Papierzeitung ist Anfang Februar erschienen. In einer Artikelserie stellen wir Nordschleswiger vor, die sich in der Ferne auf der Webseite des „Nordschleswigers“ und mit dem Newsletter über das Geschehen im Grenzland informieren.

Elke Hofmeyr ist auf dem Laufenden geblieben, was das Geschehen in Nordschleswig anbelangt. Die Seniorin mit Wohnsitz in Kapstadt lebt seit 1976 in Südafrika. Den Alltag in der deutschen Minderheit hat die Auswanderin noch fest im Blick. Mit ihrer Familie in Nordschleswig und Deutschland kommuniziert die 79-Jährige über digitale Einheiten. Darüber hinaus sind die Web-Zeitung und der Newsletter des „Nordschleswigers“ sowie der tägliche digitale Morgengruß ihres ehemaligen Schulkameraden Erwin Iwersen wichtige Bindeglieder. Die Mailingliste des pensionierten Lehrers aus Tondern/Tønder umfasst 75 bis 80 Freunde und Bekannte im In- und Ausland, denen er einen Gruß aus der Heimat zukommen lässt.

Im Kielwasser des Bruders nach Südafrika

Elke Hofmeyr, geborene Johannsen, folgte den Spuren ihres Bruders Kurt Johannsen, der 1973 nach Südafrika auswanderte. Als sie drei Jahre später zusammen mit ihrem Sohn Klaus auf den afrikanischen Kontinent kam, war er ihr fester Halt.

„Es war nicht unbedingt der einzige Grund, warum ich nach Südafrika ging, es machte die Sache aber leichter", ruft Elke Hofmeyr Erinnerungen wach. Kurt Johannsen lebte am westlichen Ende von Johannesburg. Dieser Landesteil wurde auch für sie zum Lebensmittelpunkt. „Da bin ich auch geblieben, und da haben mein Mann und ich in Krügersdorf ein Anwesen mit zweieinhalb Hektar Land gekauft", so Elke Hofmeyr.

Die ausgebildete Lehrerin wurde in den 1970er Jahren schnell in den südafrikanischen Arbeitsmarkt integriert. „Es gab viele deutsche Firmen in Südafrika. Kurt hatte vorgeschlagen, dass ich Stenografie lernen sollte“, erzählt Elke Hofmeyr. Die deutsche Nordschleswigerin wurde nach einem Monat in dem neuen Land bei der afrikanischen Niederlassung des Gummersbacher Unternehmens „Steinmüller“ angestellt. Sie arbeitete als Chefsekretärin des Werkmanagers. In dem Unternehmen lernte sie auch ihren späteren Mann, Maurice Hofmeyr, der in leitender Funktion tätig war, kennen. Das Paar heiratete im Oktober 1982. Der englischsprechende Maurice Hofmeyr war in Sambia aufgewachsen. Ursprünglich wanderte die Familie Hofmeyr 1754 aus Ibbenbüren bei Bremen nach Südafrika aus. „Inzwischen sind wir 754 Hofmeyrs in Südafrika", lacht Elke Hofmeyr.

Elke Hofmeyr lebt seit 2011 in Kapstadt. Sie fliegt regelmäßig in die nordschleswigsche Heimat. Aufgrund der Corona-Pandemie musste sie die geplante Reise im Sommer 2020 absagen. (Bildschirmfoto) Foto: Karin Friedrichsen

Der erste Jahrgang am DGN

Als Tochter von Wilhelm und Margot Johannsen sind Elke Hofmeyr und ihre vier Geschwister in der deutschen Minderheit aufgewachsen. Seine Tätigkeit als Lehrer haben Wilhelm Johannsen und seine Familie unter anderem nach Wennemos/Vennemose, Osterterp/Øster Terp und Mölby/Mølby gebracht. Elke Hofmeyr wurde an der deutschen Schule in Osterterp unterrichtet, bevor sie zusammen mit ihrem älteren Bruder Kurt für einige Jahre in ein Internat in Plön geschickt wurde.

„Als Kurt und ich nach Nordschleswig zurückkamen, ging Kurt nach Sonderburg. Ich habe das Abitur am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig gemacht", so Elke Hofmeyr. Das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig (DGN) konnte 1959 in Apenrade seinen Betrieb aufnehmen. Elke Hofmeyr gehörte zu den Schülern, die dort als erste ihr Abitur ablegten. „Ich hatte eigentlich andere Pläne. Aber meine Eltern meinten, dass wir die deutsche Minderheit und das Gymnasium unterstützen sollten. Deswegen bin ich ans Gymnasium gegangen. Es war auch eine sehr schöne Zeit."

Mit dem Abitur in der Tasche ging sie Anfang 1960 nach Hamburg, wo sie auf Lehramt studierte. „Dann bin ich durch einen Zufall in die Partnerschaftsberatung gekommen“, denkt Elke Hofmeyr zurück.

Silberhochzeits-Feier in Tohede

Maurice und Elke Hofmeyr feierten Anfang Oktober 2007 ihre silberne Hochzeit in Nordschleswig. Ihre Eltern wohnten damals noch im Schulgebäude in Mölby, so Elke Hofmeyr. Die sich über zwei Tage erstreckenden Feierlichkeiten wurden jedoch in dem Häuschen, das ihre Großeltern ihren Nachfahren vererbt hatten, in einem Wald bei Tohede in der Nähe von Lügumkloster/Løgumkloster begangen.

„Unsere Hochzeit haben wir 1982 mit der Hofmeyr-Familie in Südafrika gefeiert. Die Silberhochzeit war dann in Nordschleswig", so Elke Hofmeyr. Wenige Monate später verlor sie ihren Mann. Maurice Hofmeyr erlag einem Herzinfarkt im Januar 2008.

Unsere Hochzeit haben wir 1982 mit der Hofmeyr-Familie in Südafrika gefeiert. Die Silberhochzeit war dann in Nordschleswig.

Elke Hofmeyr, Rentnerin

Umzug nach Kapstadt

Nach dem überraschenden Tod ihres Mannes entschloss sich Elke Hofmeyr 2011, ihren ländlichen Besitz in Krügersdorf zu verkaufen und nach Kapstadt zu ziehen. Auf privaten Reisen und Dienstreisen von Maurice Hofmeyr hatte das Ehepaar auch diesen Teil des Landes kennen und schätzen gelernt. In ihrem Haus im südlichen Teil der Stadt mit Blick auf das Silvermine Naturreservat und unweit des Atlantischen Ozeans, fühlt sich Elke Hofmeyr „sehr, sehr wohl“.

Ihren Sohn Klaus und ihre Schwiegertochter Pamela hat sie im Raum Johannesburg zurückgelassen. Zu Zeiten vor Corona sei das kein Problem gewesen, sagt Elke Hofmeyr: „Ich bin einmal im Monat nach Johannesburg geflogen. Und mein Sohn kam dienstlich jede zweite Woche nach Kapstadt. Dann sind wir essen gegangen." Klaus Johannsen ist Firmenunternehmer. Die Enkelkinder sind inzwischen erwachsen. Während ein Enkel und eine Enkelin in Südafrika wohnen und arbeiten, studiert das jüngste Kind von Klaus und Pamela Johannsen in Kopenhagen. 

Elke Hofmeyr liebt Hunde. Sie und ihr Mann haben sich immer mit Vierbeinern umgeben. Den Terrier Jackie (l.) und den Malteser Popsy hat sie aus einem Hundeasyl zu sich geholt. Foto: Privat

Familienfeier fällt wahrscheinlich Corona zum Opfer

Elke Hofmeyr wird am 5. August 80 Jahre. Sie rechnet aber nicht damit, dass sie ihren Ehrentag im Kreise ihrer Familie und Freunde in Europa feiern kann. Aufgrund der Corona-Pandemie werden die Festlichkeiten, so Elke Hofmeyr, „gewiss auf das Meeting-Tool Zoom" verlegt werden müssen.

Die Corona-Krise sei momentan sehr schlimm in Südafrika mit einem besonders hohen Infektionsrisiko. Ihr ist in Aussicht gestellt worden, dass sie Ende März geimpft werden kann. Seit März 2020 habe sie kaum jemanden in ihr Haus gelassen. Lediglich ihre Schwägerin, die in ihrer Nachbarschaft wohnt, schaut zu einem Plausch im Garten vorbei. Elke Hofmeyr ist dankbar, dass die Ausgangssperre vor einigen Wochen gelockert wurde. Nun kann sie wieder ausgiebig mit ihren beiden Hunden spazieren gehen. Elke Hofmeyr ist sehr sportlich und hat, wie sie erzählt, Südafrika erwandert und die Schönheit des Landes auf zahlreichen Wanderrouten erkundet. Die gebürtige Nordschleswigerin hat sogar den Kilimandscharo in Tansania bestiegen.

Am Webstuhl zur Freude der Familie

In ihrem Haus hat sie Platz für ihr großes Hobby: Elke Hofmeyr ist eine leidenschaftliche Weberin und hat, wie sie selbst sagt, die ganze Familie und ihre Freunde „bewebt". „Ich webe das, was meine Familie haben möchte", lacht Elke Hofmeyr, die zwei Webstühle hat.

Im Augenblick webt sie Geschirrhandtücher und Handtücher für ihre Schwester Guni. Guni Schmidt, die mit ihrem Mann Carl Heinz Schmidt in Süderballig (Sønderballe) bei Hadersleben/Haderslev wohnt, hat genau wie ihre Schwester immer eine Handarbeit in Arbeit. „Das haben wir von unserer Mutter geerbt", sagt Elke Hofmeyr, die auch strickt und klöppelt. Margot Johannsen war auch für ihre kreative Ader bekannt. Elke Hofmeyr ist dankbar, dass sie, als ihre Mutter im August 2011 im Sterben lag, die Möglichkeit hatte, an ihrer Seite zu sein im Pflegeheim in Lügumkloster. „Meine Eltern sind 17 Male in Südafrika gewesen. Nach dem Tod meines Vaters hat meine Mutter uns weitere 3 Male besucht", erinnert sich Elke Hofmeyr.

Mit Weben die Corona-Krise überbrücken. Für Elke Hofmeyr ist die Möglichkeit, sich an einen ihrer zwei Webstühle zu setzen, eine gute Abwechslung gewesen. Nach einem festen Plan, zwei Stunden vormittags und zwei Stunden am Nachmittag, beschäftigt sie sich mit Handarbeiten. Foto: Privat
Gewebte Handtücher für Elke Hofmeyrs Schwester Guni Schmidt Foto: Elke Hofmeyr
Kissen aus Elke Hofmeyrs „Werkstatt" Foto: Elke Hofmeyr Kissen

Papierzeitung reiste mit nach Südafrika

Als Wilhelm und Margot Johannsen noch gemeinsam nach Afrika reisten, habe ihr Vater immer den „Nordschleswiger" nachsenden lassen. „Er wollte seine Zeitung nicht missen, wenn er uns besuchte", lacht Elke Hofmeyr. Wilhelm Johannsen war, genauso wie seine Frau, ein engagiertes Mitglied der deutschen Minderheit. Johannsen war unter anderem Vorsitzender des Deutschen Pressevereins, der Trägerorganisation des „Nordschleswigers“.

Die Papierzeitung sei damals mit etwa einwöchiger Verspätung eingetroffen. So lange muss Elke Hofmeyer nicht auf Nachrichten aus Nordschleswig warten. Sie informiert sich auf der Webseite des „Nordschleswigers“ über kleine und große Begebenheiten in der deutschen Minderheit. Besonderes Augenmerk richtet sie auf Familiennachrichten und darauf, was ihr Vetter Paul Sehstedt macht. „Paul ist der Sohn meiner Tante Netti Sehstedt“, erklärt Elke Hofmeyr. Es freue sie immer wieder, wenn sie ein Foto oder einen Artikel aus der Feder von Paul Sehstedt (PauSe, red. Anmerkung) in der Web-Zeitung findet.

Aber kein Zweifel, Elke Hofmeyr ist breitflächig interessiert, und die Kommunalwahl im November wird sie auch verfolgen, mit Blick auf die Schleswigsche Partei (SP). Parteivorsitzender Carsten Leth Schmidt ist wiederum der Sohn ihrer Schwester Guni Schmidt. Die Wahl ist sehr wichtig für die deutsche Volksgruppe, unterstreicht Elke Hofmeyr. Als Tochter eines Lehrers, dem das Wohlergehen der Minderheit sehr wichtig war, interessiere es sie am meisten, wie die Minderheit mit der Jugend zurechtkomme. „Wie motiviert die Volksgruppe die Jugend, weiterhin Deutsch zu bleiben, wie kriegt die Volksgruppe weiterhin ihre Schulen voll, und wie bekommt sie die Leute dazu, Deutsch und auch ,Synnejysk‘ (Dialekt, red. Anmerkung), was ja mit zu unserer Kultur gehört, zu sprechen“, sagt Elke Hofmeyer. Sie ist zuversichtlich und sagt, dass die Minderheit ihre Zukunft auf einem soliden Fundament aufbauen kann.

Trotz ihrer Verbundenheit zu Nordschleswig wird Elke Hofmeyr, die übrigens dänische Staatsbürgerin geblieben ist, nicht in die Heimat zurückkehren: „Ich brauche jetzt meine Familie und meine Freundinnen hier in Südafrika um mich“, sagt die tatkräftige Frau, die auf die 80 zugeht.

Kurt Johannsen mit seiner Frau Evgenia Johannsen und den beiden jüngsten Kindern des Ehepaares, Viola (15) und Matthias (17) Foto: Privat

Kurt Johannsen lebt in Johannesburg

Kurt Johannsen, der im Juli 2020 seinen 80. Geburtstag feierte, ist weiterhin berufstätig. Er unterrichtet Studierende im Design von Ammoniak- und Kühlanlagen. Der Ingenieur lebt mit seiner Frau und den beiden jüngsten Kindern in Johannesburg. „Das ganze Land hat große Probleme, und wir müssen sehr vorsichtig sein aufgrund der Corona-Pandemie“, sagt Kurt Johannsen. Trotz seines Alters ist er noch nicht geimpft worden.

Über die deutsche Minderheit und die aktuelle Lage in seiner alten Heimat informiert er sich im täglichen Newsletter des „Nordschleswigers“. „Ich bin bei Tondern geboren, studierte in Sonderburg und habe in der Nähe von Hadersleben gewohnt. Der Newsletter verschafft mir einen schnellen Überblick über das Geschehen im Landesteil“, meint Kurt Johannsen.

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