Deutsche Minderheit

Günstig, zentral und ruhig: Knud wohnt im Studierendenwohnheim Odense

Günstig, zentral und ruhig: Knud wohnt im Studierendenwohnheim Odense

Knuds Leben im Studierendenwohnheim Odense

Pauline Severin
Pauline Severin
Odense
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Egal, ob im Untergeschoss oder ersten Stock: Alle Schlafzimmer sind schön hell. Foto: Christoffer Reffstrup

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Studierendenwohnheim, Internat oder WG: Das Zusammenleben in der Minderheit sieht ganz unterschiedlich aus. „Der Nordschleswiger“ hat die verschiedenen Einrichtungen besucht und stellt diese in einer kleinen Serie vor. In diesem Teil erzählt Knud Sønderbek aus Apenrade über sein WG-Leben im Studierendenwohnheim Odense.

Vor knapp 60 Jahren, 1961, gründete der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) das erste deutsche Kollegium – damals in Hellerup bei Kopenhagen. Es folgte eins in Aarhus und in Odense.

Das Ziel war, jungen Menschen eine günstige Bleibe mit netter Gemeinschaft für ihre Studienzeit zu bieten.

Auch heute noch gibt es die Kollegien der deutschen Minderheit. Doch wer lebt eigentlich darin und wie läuft das WG-Leben ab? „Der Nordschleswiger“ hat vorbeigeschaut.

Das Kollegium in Odense hat fünf Schlafzimmer, zwei Badezimmer, große Gemeinschaftsräume und einen riesigen Garten.

Das Studierendenwohnheim in Odense von vorne
Das Studierendenwohnheim in Odense hat fünf Schlafzimmer und befindet sich in einer ruhigen Lage. Foto: Christoffer Reffstrup

Der Tipp kam von Mama

„Ich wohne hier seit Februar dieses Jahres und studiere im fünften Semester Physiotherapie“, erzählt Knud Sønderbek. Bevor er in die WG zog, hatte er allein in einer Wohnung gelebt. „Dann bin ich durch meine Mutter, die am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig arbeitet, auf dieses Studierendenwohnheim gestoßen“, erklärt Knud. 

Obwohl das Haus fünf Schlafzimmer besitzt, leben derzeit nur vier Personen in der WG. „Viele wissen gar nicht, dass es die Möglichkeit gibt, hier zu wohnen“, so der Student, der ohne die Hilfe seiner Mutter auch nichts über das Kollegium wüsste.

Während die Schlafzimmer von den Bewohnerinnen und Bewohnern selbst eingerichtet werden müssen, sind die Gemeinschaftsräume schon komplett ausgestattet. Foto: Christoffer Reffstrup

Die erste WG

Knud wohnt zum ersten Mal in einer WG und erzählt: „Das Zusammenleben läuft recht gut. Es wird zum Beispiel immer abgesprochen, wenn jemand Besuch bekommt.“

Auch das erste Mal Zusammenleben mit Fremden war keine Herausforderung: „Ich habe die Leute davor noch nicht gekannt, aber das war kein Problem. Die erste Woche war ich sogar allein im Haus“, so Knud. Schuld daran waren die Ferien und dass seine Mitbewohnerin Lea Nebrich momentan einen Auslandsaufenthalt in Mexiko verbringt.

Das Wohnzimmer
Das Kollegium hat ein großes Wohnzimmer mit zwei Sofas. Foto: Christoffer Reffstrup

Zugehörigkeit zur Minderheit entscheidet

Bei der Vergabe der Plätze in den drei Studierendenwohnheimen des Collegium 1961 entscheidet die Zugehörigkeit zur deutschen Minderheit, wie der Generalsekretär des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Uwe Jessen, erläutert.

Somit zählt der Besuch der deutschen Schulen und des Deutschen Gymnasiums als Pluspunkt.

Wer in den Verbänden und Vereinen der Minderheit aktiv ist, verbessert dadurch seine Chancen.

Doch auch Kinder von Eltern aus der Minderheit, die weggezogen sind und daher nicht die deutschen Schulen besucht haben, haben die Möglichkeit, einen Platz zu bekommen, sofern einer frei ist.

„Unser nicht sehr gut verborgene Hintergedanke ist, die jungen Menschen an die Minderheit zu binden“, so Jessen.

Die Gemeinschaftsräume

Zwei Badezimmer, eine Küche, ein Wohnzimmer, ein Esszimmer und ein riesiger Garten mit großer Terrasse und Grill: Die Bewohnerinnen und Bewohner des Kollegiums haben viele Aufenthaltsmöglichkeiten und Platz im Alltag.

Das Wohnzimmer

Im großen und hellen Wohnzimmer stehen zwei Sofas und ein Fernseher. Der Raum lädt zum Filmschauen und zu gemütlichen Abenden ein.

Das Esszimmer
Der Esszimmertisch bietet viel Platz für Brettspiele oder gemeinsame Mahlzeiten. Foto: Christoffer Reffstrup

Das Esszimmer

Fünf Leute, zehn Sessel: Das Esszimmer liegt zwischen dem Wohnzimmer und der Terrasse. Hier ist genug Platz für Besuche, Geburtstagsfeiern oder einem einfachen WG-Essen.

In der Kommode des Esszimmers versteckt sich ein kleiner Schatz der Vergangenheit: ein Fotoalbum früherer Bewohnerinnen und Bewohner. Vom Einzug bis hin zu den gemeinsamen Feiern. Das Album zeigt das Leben der ersten WG von vor rund 30 Jahren.

Eine Seite des Fotoalbums
Im Esszimmer liegt ein Fotoalbum mit den ersten Bewohnerinnen und Bewohnern des Studierendenwohnheims. Foto: Christoffer Reffstrup

Der große Garten

Weil sich das Gras nicht von selbst mäht, rotiert die Gartenarbeit zwischen den Studierenden. „Wir wechseln uns einfach immer ab. Es funktioniert so gut, wie auch das Putzen“, so Knud.

Der Blick von der Terrasse
Der Blick von der Terrasse auf den großen Garten. Foto: Christoffer Reffstrup

Nur Vorteile

„Das Haus hat alles, was man braucht und die Zimmer sind groß. Außerdem ist das Wohnen hier sehr günstig, alle Nebenkosten sind bereits im Preis inbegriffen“, so der Student.

Nicht nur die Ausstattung und der Preis, auch die Lage ist für den Studenten ideal: „Es ist ruhig, aber auch gleichzeitig dicht an der Stadt – es sind etwa zwei Kilometer ins Zentrum und zwei Kilometer zur Fachhochschule“, meint Knud.

Knuds Zimmer ist mit vielen Pflanzen dekoriert. Foto: Christoffer Reffstrup

Die Zimmer

Die fünf Schlafzimmer sind hell und beim Einzug unmöbliert. Zwei Zimmer sind im Untergeschoss, die restlichen drei im ersten Stock. Die Miete ist abhängig von der Größe des Raumes. Knud hat besonders viele Pflanzen in seinem Zimmer. Seine Mitbewohnerin Lea wohnt im Untergeschoss in einem der größten Räume.

Leas Zimmer gehört zu einem der größten des Studierendenwohnheims. Foto: Christoffer Reffstrup

WG-Leben und Freizeit

Stress im Bad oder in der Küche gibt es im Alltag laut Knud nicht, da er immer früher als die anderen aufstehen muss. „Die anderen stehen erst auf, wenn ich schon außer Haus bin“, so Knud.

Nach dem Unterricht und am Wochenende unternimmt die WG ab und zu etwas miteinander.

„Im Juni haben wir ein großes Sommerfest gemacht. Unser Haus ist sehr groß und wir haben Platz für viele Leute“, erzählt der 22-Jährige.

Spannende Aussichten

Demnächst zieht ein Mitbewohner aus der WG mit seiner Freundin zusammen, und vor Kurzem ist eine neue Person ins Kollegium gezogen. „Das Leben hier wird sich bald verändern, weil neue Leute einziehen“, so Knud.

Und so bleibt das Studentinnen- und Studentenleben spannend.

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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Wenn Minderheiten als Gefahr für andere dargestellt werden“