Grußworte zum BDN-Jubiläum

Ein Glücksfall im Grenzland

Ein Glücksfall im Grenzland

Ein Glücksfall im Grenzland

Nordschleswig/Sønderjylland
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Der Minderheitenbeauftragte der Bundesrepublik Deutschland war bereits 2019 beim Deutschen Tag in Nordschleswig – 2020 musste er seine Grußworte an die Nordschleswiger schicken. Foto: Karin Riggelsen

Der Deutsche Tag 2020 und die damit verbundene Feier zum 75-jährigen Bestehen des Bundes Deutscher Nordschleswiger fielen Corona bedingt aus. Hier werden die Grußworte aus Dänemark und Deutschland unter anderem von Kulturministerin Joy Mogensen und dem Minderheitenbeauftragten Bernd Fabritius nachgereicht.

Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen  und nationale Minderheiten, Prof. Dr. Bernd Fabritius:

Nach der Volksabstimmung und der Grenzziehung entstand 1920 – vor 100 Jahren – die deutsche Volksgruppe. Vor 75 Jahren im Jahr 1945 kam es zur Gründung des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), dessen Tätigkeit nicht ohne die im selben Jahr erfolgte Loyalitätsbekundung der deutschen Volksgruppe zum dänischen Königreich vorstellbar wäre.

Der BDN und die mit ihm verbundenen Vereinigungen sind heute geschätzte Ansprechpartner und anerkannte Brückenbauer für und in die dänische Bevölkerung, nach Deutschland und in ganz Europa. Gerade in dem Pandemiegeschehen der letzten Monate und den damit verbundenen Einschränkungen ist deutlich geworden, wie wichtig die Stimme des BDN und wie unverzichtbar dessen Einsatz für das friedliche Zusammenleben sind.

Die Tätigkeit des BDN lässt sich jedoch nicht nur auf die wichtige koordinierende Rolle in Krisensituationen reduzieren: Der BDN, die mit ihm verbundenen Vereinigungen und die in der Volksgruppe engagierten haupt- und vor allem ehrenamtlich Tätigen sind in allen Zeiten eine der Garanten für das Fortbestehen der deutschen Sprache und Kultur in Nordschleswig und für die Bereicherung durch die gelebte Identität der deutschen Volksgruppe.

Als Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten kann ich viele der Erfolge der Arbeit des BDN anderen nationalen Minderheiten jederzeit ohne Einschränkungen als Praxis-Beispiele empfehlen.

Jubiläen wie dieses sollten jedoch niemals nur zum Rückblick genutzt werden.

Daher begrüße ich ausdrücklich die fortwährenden Bemühungen des BDN, sich durch Einbeziehung aller Generationen, konsequente Jugendarbeit und einen zukunftsweisenden Strategieprozess für die Zukunft aufzustellen und die Kultur, die Sprache und den Fortbestand der Deutschen in Nordschleswig langfristig zu bewahren. Hierfür und für die weitere Arbeit des BDN wünsche ich auch künftig viel Erfolg! Ich beglückwünsche die deutsche Volksgruppe zum 75. Jahrestag der Gründung des BDN und danke allen haupt- und ehrenamtlich engagierten Frauen und Männern für ihren unverzichtbaren Einsatz!

2020 war kein normales Jahr – auch nicht für die deutsche Minderheit, stellt Kulturministerin Joy Mogensen fest. Foto: DN

Kulturministerin Joy Mogensen (Soz.):

2020 wird kein Jahr sein, das wir vorerst vergessen werden. Aufgrund eines neuen Virus veränderte sich unser Alltag plötzlich

 erheblich, und wir mussten akzeptieren, dass nichts mehr so war wie früher.

Covid-19 traf das Grenzland hart. Alle Segel waren für festliche Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Volksabstimmungen 1920 gesetzt. Einiges wurde auf das nächste Jahr verschoben, und einiges wurde glücklicherweise durchgeführt, aber es verlief nicht so, wie wir es uns gewünscht hatten.

Auch der Bund Deutscher Nordschleswiger hatte geplant, 2020 den 100. Geburtstag der deutschen Minderheit in Dänemark zu feiern. Auch hier verhinderte das Virus die Pläne. Und obwohl das schon genug war, musste auch die physische Feier des 75. Geburtstages des BDN abgesagt werden.

Es mag andere 75-Jährige aus der Bahn werfen, aber ich spüre eine bewundernswerte Bereitschaft zum Umdenken und eine Offenheit, neue Wege zu gehen. Ich habe dies unter anderem erlebt, als wir die jährliche Sitzung des Kontaktausschusses per Video statt einer physischen Sitzung abhalten mussten und als ich an der Einweihung des neuen, schönen Museums der Minderheit in Sonderborg beteiligt war.

Das ist beeindruckend, und dafür möchte ich meine Anerkennung ausdrücken. Gleichzeitig gratuliere ich dem BDN im Namen der dänischen Regierung herzlich zu den ersten 75 Jahren.

Auch der deutsche Botschafter Detlev Rünger war schon bei der Minderheit und dem Deutschen Tag zu Besuch. Foto: Volker Heesch

Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Detlev Rünger:

Der Bund Deutscher Nordschleswiger blickt in diesem November auf 75 erfolgreiche, aber auch nicht immer leichte Jahre zurück. Seine Gründung erfolgte nur ein halbes Jahr nach dem Ende von Krieg und Besatzung. Es war eine schwierige und von der Vergangenheit belastete Zeit. Teile der Minderheit waren eng mit dem nationalsozialistischen Regime verstrickt gewesen.

 Die Gründung des Bundes war ein demokratischer Neuanfang und eine Balance zwischen dem Bewahren der deutschen Identität und der notwendigen Integration in die dänische Gesellschaft. Über viele Jahre blieben das deutsch-dänische Verhältnis und das Zusammenleben im Grenzland belastet.

Schritt für Schritt wurde das in der Nachkriegszeit vorherrschende Denken in rein nationalen Kategorien und Abgrenzungen überwunden. Es entwickelten sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und ein enger Austausch zwischen Mehrheit und Minderheit, insbesondere nach den Bonn-Kopenhagener Minderheitenerklärungen von 1955. Deutschland und Dänemark fanden zueinander, und die in unseren beiden Ländern lebenden Minderheiten waren dabei wichtige Wegbereiter. Besondere Verantwortung kam immer auch den führenden Persönlichkeiten des BDN zu, von Matthias Hansen bis zu Hinrich Jürgensen. Nicht zuletzt spielte auch der „Nordschleswiger" immer eine aktive Rolle.

Die deutsche Minderheit in Dänemark ist und bleibt wichtiger Brückenbauer zwischen unseren Ländern. Unsere offene Grenze und das enge Zusammenleben im Grenzland sind zu einem großen Glückfall für uns

alle und zum Vorbild für Europa geworden. Die deutsche und die dänische Regierung haben vorgeschlagen, diese Erfolgsgeschichte als ein Element des Weltkulturerbes anzuerkennen. Gemeinsam feiern wir unser gewachsenes Verhältnis im Deutsch-Dänischen Kulturellen Freundschaftsjahr 2020, auch wenn leider viele Veranstaltungen wegen Covid-19 ausfallen mussten.

Ich bedanke mich beim Bund Deutscher Nordschleswiger für unsere gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit, und ich gratuliere zu diesem stolzen Jubiläum.

Gitte Hougaard-Werner von der dänischen Minderheit in Südschleswig schickte ihre Grußworte an die deutsche Minderheit in Nordschleswig. Foto: SSF

Die Vorsitzende Sydslesvigsk Forening, Gitte Hougaard-Werner:

Im Namen des Sydslesvigsk Forening gratuliere ich herzlich zum 75-jährigen Jubiläum und dem 100-jährigen Bestehen der deutschen Minderheit.

Das Jahr 2020 sollte „unser Jahr“ werden. Auf beiden Seiten der Grenze wollten wir das friedliche Zusammenleben 100 Jahre nach der Grenzziehung und der Volksabstimmung markieren. Wir wollten zusammen das Entstehen der Minderheiten auf beiden Seiten der Grenze feiern, und wir wollten zusammen auf die Geschichte des Grenzlandes – die ja unweigerlich zu unseren beiden Minderheiten gehört – mit den Feierlichkeiten in der breiten Öffentlichkeit aufmerksam machen.

Wir legten stark los, doch der Corona-Lockdown hat uns unsere Grenzen aufgezeigt. Wortwörtlich, denn die Grenze, die wir seit Jahren zu überwinden versuchen, wurde jetzt zum zweiten Mal geschlossen – wenn auch nicht ganz hier im zweiten Lockdown. Als integrierte Mitglieder der Gesellschaft haben wir natürlich Verständnis dafür, dass Maßnahmen ergriffen werden.

Doch als Mitglieder nationaler Minderheiten sind vor allem Grenzschließungen ein großes Problem. Der Kontakt über die Grenze ist für uns von entscheidender Bedeutung, und ich bin froh und dankbar, dass unsere Minderheiten sich gemeinsam für Sonderregelungen im Grenzland eingesetzt haben.

Für uns gilt es in dieser Krisenzeit, wo das Gemeinschaftsgefühl auf die Probe gestellt wird, an unserer Identität, Sprache und Kultur festzuhalten und gestärkt und voller Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Ich hoffe sehr, dass es uns und euch gelingt.

All dies und die gute Zusammenarbeit der beiden Minderheiten stehen sinnbildlich für die Entwicklung im Grenzland. Im Laufe der 100 Jahre ist aus Feindschaft Freundschaft geworden. Zwischen Mehrheit und Minderheit, aber auch zwischen unseren beiden Minderheiten.

Dabei haben wir nie unsere eigene Identität aufgegeben, denn trotz der gemeinsamen Geschichte, der guten Zusammenarbeit und der positiven Entwicklung gilt es festzuhalten, dass wir zwei unterschiedliche Minderheiten sind, die sich aber gemeinsam für das Grenzland, für Minderheitenrechte und für Vielfalt starkmachen.

Gemeinsam mit Dänemark und Deutschland haben wir in diesem Jahr einen Antrag auf Anerkennung des deutsch-dänischen Grenzlandes als Immaterielles Kulturerbe bei der UNESCO eingereicht. Wir sind auf den nationalen Listen aufgenommen, denn wir sind eine Bereicherung.  Nicht nur für das Grenzland. Wir zeigen der Welt, dass es möglich ist, friedlich miteinander zu leben.

Dass man die eigene Sprache und die eigene Kultur erhalten kann, ohne sich zu verschließen oder andere auszuschließen. Wir sind das beste Beispiel dafür, dass Minderheiten und Mehrheiten keine Gegensätze sein müssen. Wir haben gezeigt und wir zeigen weiterhin, dass man zusammenarbeiten kann – auch wenn man unterschiedliche Identitäten hat.  

Ich überbringe auf diesem Wege – im Namen des SSF – die herzlichsten Glückwünsche und wünsche alles Gute und weiterhin viel Kraft für die zukünftige Arbeit.

Wir bedanken uns für die gute Zusammenarbeit und freuen uns darauf, die Geburtstagsfeier gebührend nachzuholen.

Stephanie Lose
Stephanie Lose von der Region Süddänemark beglückwünscht ebenfalls die deutsche Minderheit zum 75-jährigen Bestehen des BDN. Foto: Region Syddanmark

Stephanie Lose, Vorsitzende der Region Süddänemark:

Lieber Bund Deutscher Nordschleswiger, im Namen des Regionsrates gratuliere ich Euch herzlich zum 75-jährigen Bestehen.

Als deutsche Minderheit seid Ihr wichtig für unsere Region und wesentlich für die gemeinsame friedliche Koexistenz im Grenzland. Ihr helft, Brücken zu bauen; nicht nur zwischen Dänemark und Deutschland, sondern auch zwischen Menschen – jeder an seinem Ort.

Ihr helft, dem bedauerlichen Rückgang der deutschen Sprache in Dänemark entgegenzuwirken. Hier müssen wir aktiv etwas tun, denn bekanntlich ist Deutschland der größte Handelspartner Dänemarks.

Die Region Syddanmark ist in mehreren grenzüberschreitenden Kooperationsforen tätig, an denen auch der BDN beteiligt ist. Aber es geht nicht nur um Grenzüberschreitendes. Wir haben ganz allgemein den Anspruch, unsere gemeinsame Region aufzuwerten. Miteinander sprechen zu können, sich zu kennen, ist wichtig, damit aus gemeinsamen Wünschen konkrete gemeinsame Initiativen werden können.

Daher unterstützt die Region Syddanmark uneingeschränkt die Bemühungen des Kulturministeriums um Aufnahme unserer Grenzregion auf die UN-Liste des immateriellen Kulturerbes – als „ein einzigartiges Beispiel für friedliches Zusammenleben der Bevölkerungen zweier Länder trotz wechselnder Grenzziehungen". Schon das Zustandekommen dieses kulturministeriellen Beschlussvorschlages an sich ist in hohem Maße dem mehrjährigen unermüdlichen Einsatz engagierter Menschen wie Euch zu verdanken.

Lasst mich hier abschließend deutlich machen, dass ich mir ein starkes Grenzland und eine starke Region wünsche, wo die deutsche Minderheit dazu beiträgt, uns über unsere Region hinaus bekannt(er) zu machen, und sich aktiv einbringt, um unsere Zukunft mitzugestalten.

Henrik Frandsen aus Tondern schickt sein Grußwort im Namen der vier nordschleswigschen Bürgermeister. Foto: Kommune Tondern

Bürgermeister der Kommune Tondern, Henrik Frandsen, sprach im Namen der vier nordschleswigschen Kommunen:

Herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag. Leider muss ich statt Teilnahme am Deutschen Tag mit gutem Essen und in guter Gesellschaft mich damit zufriedengeben, meine Grüße und Glückwünsche schriftlich zu übermitteln. Wie bei so vielen anderen Dingen hat Covid-19 einen traurigen, markanten Fußabdruck auf dem Jahr 2020 hinterlassen. Viele der Traditionsveranstaltungen, die wir schätzen und die uns zusammenbringen, wurden abgesagt, und hier in unserer Region spüren wir die Konsequenz, wenn die Grenze, die viele von uns regelmäßig überqueren, plötzlich geschlossen ist.

Normalerweise sind in der Halle in Tingleff über 500 Menschen versammelt, aber dies wird in diesem Jahr leider nicht der Fall sein. Die Begrenzungen des Zusammenseins sind für die große Mehrheit von uns ein großer Verlust, nicht zuletzt, weil wir in unserer Region in vielerlei Hinsicht so eng miteinander verbunden sind.

Der Bund Deutscher Nordschleswiger arbeitet seit 75 Jahren mit ausgestreckter Hand und dem Wunsch nach Gemeinschaft und Dialog für die deutsche Minderheit. Davon zeugen auch die Themen des Deutschen Tags der vergangenen Jahre. Hier wurde über den Bau von Brücken gesprochen, und dass man gemeinsam stark ist, was nur die Erzählung untermauert, wie man als Minderheit seine Identität schafft und stärkt und gleichzeitig einen starken Zusammenhalt mit der Umwelt schafft – und dies gilt für die Minderheiten sowohl nördlich als auch südlich der Grenze. Es ist eine Erzählung, die viele heute für selbstverständlich halten, aber wenn wir uns die Welt ansehen, sehen wir leider viele Beispiele dafür, dass die Rechte von Minderheiten und das friedliche Zusammenleben über Grenzen hinweg alles andere als so stark und harmonisch sind wie das, was wir in Schleswig haben.

Wir leben in einem fantastischen Teil des Landes, in dem die meisten Menschen in Unterschieden und Ähnlichkeiten denken – und in dem über den Bau von Brücken und den Zusammenhalt gesprochen wird, anstatt Brücken abzubrennen und Konflikte zu beginnen.

Ich hoffe, dass wir uns nächstes Jahr in vertrauter Umgebung treffen können – nochmals herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum.

Ellen Trane Nørby grüßt die deutsche Minderheit im Namen der nordschleswigschen Folketingsabgeordneten. Foto: Karin Riggelsen

Ellen Trane Nørby (Venstre) sprach in Namen der nordschleswigschen Folketingsabgeordneten:

Lieber BDN, liebe Freunde,

herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag des Bundes Deutscher Nordschleswiger.

In vielerlei Hinsicht ist dies nicht nur eine Feier, die auch die große Bedeutung des BDN für das Grenzgebiet und die deutsche Minderheit in Dänemark unterstreicht, sondern auch die Feier für ein einzigartiges Grenzlandmodell.

Wir haben uns von Feinden zu Nachbarn entwickelt und sind dann Freunde geworden. Und genau das wirkungsvolle Grenzlandmodell, welches sowohl politisch als auch in Bezug auf die Vereine und die Bevölkerungen im gegenseitigen Respekt verankert ist, ist auch der Hintergrund für unsere gemeinsamen Bemühungen, die Anerkennung der UNESCO für das Grenzland als immaterielles Kulturerbe zu bekommen. Als Inspiration für andere - weltweit.

Sicher, wir sind geografisch ein Grenzland, aber unser einzigartiges Grenzmodell ist mitten in unserem Bewusstsein und unseren Herzen.

 Ihr, wir, die Minderheit und die Mehrheit, tragen mit unseren jeweiligen Aktivitäten dazu bei, Nordschleswig einzigartig zu machen. Nicht nur für uns, die wir in Nordschleswig leben, sondern weit über unsere Grenzen hinaus. Deshalb hatte ich mich auch darauf gefreut im Namen der Abgeordneten aus Nordschleswig und des Kontaktausschusses, einen Gruß zu Eurem Jubiläums Deutscher Tag zu überbringen, aber Covid-19 hat uns eingeschränkt - auch in unseren gemeinsamen Treffen. Daher dieser Dank für die Zusammenarbeit.

Das Jahr 2020 hätte für uns alle hier im Grenzland unvergesslich werden sollen. Der 75. Jahrestag vom BDN, der 100. Jahrestag der „Genforening“. Historische Feiern, die unser Grenzland im In- und Ausland bekannt machen sollten. 2020 ist ein bedeutendes Jahr geworden, aber anders als das, auf welches wir uns hoffnungs- und erwartungsvoll gefreut hatten.

Die Covid-19-Pandemie hat die Grenze scharf gezogen. So scharf, dass sie mehrere Monate lang physisch mit Betonblöcken völlig geschlossen war.

Unsere gemeinsame Geschichte hätte uns jedoch lehren müssen, dass geschlossene Grenzen nicht von Nutzen sind, sondern uns gerade auf ein Grenzgebiet im jeweiligen Land reduzieren, anstatt auf ein aktives und wachstumsorientiertes Grenzgebiet, in dem verbesserte Mobilität, Handel und Zusammenarbeit allen zugutekommen.

Auch globale Krankheitsbekämpfung führen wir am besten zusammen durch. Auf der anderen Seite dieses Pandemie-Horrors müssen wir noch mehr Energie in die Zusammenarbeit stecken - nicht nur in den Jubiläumsreden - sondern Tag für Tag.

Herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag.

Klaus Schlie bei der Theaterprobe am DGN
Klaus Schlie übermittelt die Grüße des schleswig-holsteinischen Landtages zum 75-jährigen Bestehen des Bundes Deutscher Nordschleswiger. Foto: Helge Möller

Klaus Schlie, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages:

Liebe Nordschleswigerinnen und Nordschleswiger,

die Corona-Pandemie macht auch dem traditionsreichen „Deutschen Tag“ einen Strich durch die Rechnung, und dies ausgerechnet im 75. Jahr der Gründung des Bundes deutscher Nordschleswiger.

Für den außergewöhnlichen Weg aber, den die Nordschleswiger seit 1945 gegangen sind, für die großen Verdienste um die Aussöhnung und Befriedung des Grenzlandes und die vielfachen Brückenschläge zwischen Deutschen und Dänen bedarf es eigentlich gar keiner offiziellen Feierstunde. Denn dass die deutschen Nordschleswiger heute als kulturell bereichernde, als politisch aktive und von allen Seiten respektierte und anerkannte Minderheit wahrgenommen werden, ist das sichtbarste Zeichen dafür, was dem Bund der deutschen Nordschleswiger in den vergangenen 75 Jahren gelungen ist.

Sie sind eine entscheidende kulturelle und politische Pfeiler in der deutsch-dänischen Grenzregion und zugleich ein international geschätzter Partner und ein Vorbild für viele andere Minderheiten in Europa und der Welt.

Der enge Kontakt zwischen dem BdN und dem Schleswig-Holsteinischen Landtag, im Rahmen des „Nordschleswig-Gremiums“, aber auch im Rahmen vieler freundschaftlicher Kontakte, hat mich auch ganz persönlich immer wieder bereichert.

Ich habe in Nordschleswig Menschen kennenlernen dürfen, die mich durch ihre beharrliche Arbeit für ihre Heimatregion tief beeindruckt haben. Herzlichkeit, Gastfreundlichkeit, Fröhlichkeit, offene Ohren und offene Herzen – das war es stets, was ich bei Ihnen erleben durfte.

Ich wünsche dem Bund der deutschen Nordschleswiger, allen angeschlossenen Institutionen und Vereinen und vor allem jeder einzelnen Nordschleswigerin und jedem Nordschleswiger Kraft für die gegenwärtige Situation und alles Gute zu Ihrem besonderen Geburtstag.

Bleiben Sie Brückenbauer der Region, bleiben Sie die entscheidenden Vermittler zwischen Deutschen und Dänen im Norden – und bleiben Sie sich treu: mit beiden Beinen auf dem Boden und mit dem Blick voran in die Zukunft!

 

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