Story

Fotograf mit der Perfektion vor Augen

Fotograf mit der Perfektion vor Augen

Fotograf mit der Perfektion vor Augen

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Die Fotos am Apenrader Süderstrand macht Arne Matthiesen typisch morgens in der goldenen Stunde kurz nach Sonnenaufgang. Während die Sportler ihren Badeanzug anhaben, steht Arne Matthiesen dabei selbst in einer Badehose mit Wasser bis zur Brust. Das Blitzgerät hat er auf einem Stativ dabei – oder es wird von einer dritten Person gehalten. Das große Foto von der Triathletin Line Thams ist gleich das erste Foto, das er an diesem Morgen schießt. Foto: Arne Matthiesen

Arne Matthiesen macht in seinem Leben nichts Halbes. Entweder ganz oder gar nicht. So hat er als professioneller Musiker gelebt und danach Leistungssport betrieben. Heute hält sich der Apenrader Lehrer zwar immer noch fit, aber seine Leidenschaft gilt der Fotografie.

Die meisten sportlich interessierten Apenrader kennen Arne Matthiesen. Er ist ein aktiver Sportler, der auch gern mal an Wettkämpfen teilnimmt, als Läufer, Triathlet oder Mountainbiker. Dabei ist er eigentlich relativ spät zum Sport gekommen. „Ich habe wie alle kleinen Jungs auf dem Land versucht, Handball und Fußball zu spielen, aber das war nicht so mein Ding. Damit waren die Möglichkeiten im Dorf aber eigentlich schon ausgeschöpft“, erinnert sich Arne Matthiesen  an seine Kindheit und Jugend.

Stattdessen wandte er sich der Musik zu und spielte eine Zeitlang sogar professionell in der Band Connexion. Diese war im ganzen Land unterwegs, machte Partymusik unter anderem zu den großen Hallenfesten, die es in den 80er und 90er Jahren überall gab. Der Connexion-Bassist hätte den Musikweg wählen oder einer Karriere in der Logistik nachgehen können, doch Arne Matthiesen entschied sich stattdessen, Lehrer zu werden. Heute unterrichtet er an der Schule auf Hohe Kolstrup in Apenrade – allerdings nicht Musik. „Ich habe das Gehör und Gespür für Musik, aber ich kann es nicht weitervermitteln“, lacht Arne Matthiesen.  

Foto: Arne Matthiesen

Außerdem macht Arne Matthiesen nichts Halbes, sondern ist immer hundertprozentig bei der Sache. Deshalb spielt er heute auch keine Musik mehr. Seinen ganzen Ehrgeiz steckt er jetzt in den Sport und in die Fotografie. „Ich mache nichts 10 oder 20 Prozent. Wenn, dann knie ich mich immer voll in eine Sache hinein und verstricke mich dann auch gerne in jedes kleine Detail, um Perfektion zu erreichen“, erklärt Matthiesen.

Wechsel zum Sport

Nach der Musik fand er dann doch zum Sport und zu seiner Sportart. Er begann zu laufen, und auch daraus wurde eine Passion. Arne Matthiesen ist Marathon gelaufen und kam über den Lauf zum Triathlon. Er ist in der ganzen Welt unterwegs gewesen und gehörte zeitweise auch der Nationalmannschaft Dänemarks in seiner Altersgruppe an. Inzwischen sucht er sich die Triathlonwettbewerbe eher nach ihrer Schönheit aus und muss keine Spitzenzeiten mehr erreichen, sondern genießt auch mal die Aussicht.

Foto: Arne Matthiesen

Als er eine Zeit lang wegen einer Verletzung nicht laufen konnte, stieg er aufs Mountainbike um und suchte sich natürlich auch dort extreme Veranstaltungen aus: Alpen- und andere bergreiche Touren, die eben nicht für jedermann sind, aber schon für Arne Matthiesen.

In Apenrade stand er gemeinsam mit seinem Freund Jens Gydesen und Andreas Petz außerdem hinter der ersten Mountainbikebahn im Helm Wald. „Die hügeligen Wälder Apenrades sind einfach perfekt für Mountainbikefahrten“, erzählt Matthiesen.Inzwischen hat er die Verantwortung für die MTB-Strecke abgegeben und hat jetzt ganz neue Pläne. Was genau, möchte er noch nicht verraten, aber „sportlich und extrem“ kann man vom ihm schon erwarten. Die Liebe zur Fotografie dient ihm als Ausgleich zum Sport. Doch der Ehrgeiz, der Wunsch nach Perfektion ist der gleiche.

Foto: Arne Matthiesen

„Die erste Kamera habe ich von meiner Großmutter bekommen. Ich habe damit herumexperimentiert, und es hat mir gefallen. Später kamen dann die üblichen Familien- und Urlaubsbilder hinzu, und natürlich habe ich auch fotografiert, als mein Sohn Christian Fußball spielte“, erzählt Matthiesen.

Sportfotografie ist eine Kunstart für sich, doch Arne Matthiesen fiel sie überraschend leicht. „Ich habe anscheinend ein Gespür für die Bewegungsabläufe im Sport und kann oft sehen, was als Nächstes passiert. Ich folge dem Rhythmus und weiß, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um abzudrücken, um die Ästhetik des Moments einzufangen. Es sind Bruchteile einer Sekunde, die entscheiden, ob ein Foto gut wird oder nicht.“

Dabei wählt Arne Matthiesen nicht die Möglichkeit der modernen Kameras, mit einem einzelnen Knopfdruck  eine ganze Serie von Fotos zu bekommen – aus der man das beste heraussuchen kann. Er macht ein Foto pro Mal – und das muss dann sitzen. Sportlich eben und eine selbst auferlegte Disziplin- und Konzentrationsübung.

Was Arne Matthiesen beschreibt, ist eine Gabe. Andere bekommen dafür nie das richtige Gespür. Er kombiniert diese fotografische Gabe mit seiner Passion für Details. „Meine Fotos sind selten ein Produkt des Zufalls“, sagt er – immer noch bescheiden, aber eben auch besessen von den kleinsten Details: Wie ist morgen früh das Wetter, von wo kommt der Wind, wie ist die Temperatur, und wie wirkt sich das auf die Wolkenbildung aus, wann geht die Sonne auf, wo auf der Strecke stehe ich am besten und zu welcher Uhrzeit und und und ...

Foto: Arne Matthiesen

Fotografischer Nerd

„Ja, ich bin da schon etwas wie ein Nerd. Aber natürlich mache ich auch schlechte Fotos. Daraus muss man eben nur lernen: Warum funktioniert es auf diesem Foto und auf dem anderen nicht?“, sagt Arne Matthiesen, der oft zu wissen bekommt, dass es „kein Problem“ ist, gute Fotos zu machen, wenn man eine teure Ausrüstung hat. „Dabei habe ich nicht immer eine teure Kamera gehabt – inzwischen schon. Aber viele der besten Fotos habe ich mit einer billigen Go-Pro-Kamera gemacht“, erzählt er.

Die Technik der Kamera muss man auch beherrschen und dann noch überlegen, wie man sie hält und sich selbst positioniert. Wenn all dies zusammen mit der Vorbereitung zusammenkommt, dann sind die Voraussetzungen für ein gutes Foto da. 

Oft fotografiert Arne Matthiesen während der „goldenen Stunde“. Das ist kurz nach Sonnenaufgang, was für einige „seiner“ Sportler bedeutet, dass sie morgens um fünf in Trainingsklamotten auf einer Landstraße bei Bollersleben stehen müssen oder im Badeanzug in der Apenrader Förde. „Das Licht ist zu dem Zeitpunkt einfach toll, und man bekommt dadurch natürliche Effekte“, erklärt er.

Neben dem natürlichen Licht setzt er auch ein Blitzgerät ein, das allerdings nicht auf der Kamera sitzt, sondern auf einem Stativ oder von einer dritten Person gehalten wird. Und schließlich behandelt er die Fotos auch nachträglich auf dem Computer, aber „nur geringfügig – ich finde meine Kamera hat zu viel Grün, und daher stelle ich die Farben oft etwas zurück, damit sie so rüberkommen, wie ich sie erlebt habe.“

„Beim Fotografieren  bekomme ich manchmal das gleiche Glücksgefühl wie beim Sport, wenn alles passt und man alles richtig gemacht hat. Das merken dann auch die Leute, die ich fotografiere. Ich kann es gar nicht sein lassen, ein gutes Foto zu kommentieren und sage dann auch mal laut ,wow‘, weil ich mich darüber freue.“

Foto: Arne Matthiesen

Das Fotografieren war lange nur ein Hobby, doch inzwischen bekommt er auch Aufträge. „Es ist schon ein teures Hobby, und wenn ich mich weiterentwickeln möchte, um noch bessere Fotos zu machen, dann muss ich auch investieren wollen“, sagt Arne Matthiesen.

Eigentlich könnte er auch davon leben, „aber ich denke gar nicht darüber nach, dass meine Fotos etwas Besonderes sind. Auch wenn ich manchmal Lob bekomme oder Profi-Fotografen  bei mir anfragen, wie genau ich das eine oder andere Foto gemacht habe“. Daher bleibt er erst einmal im Lehrerberuf und fotografiert leidenschaftlich in seiner Freizeit weiter.

Foto: Arne Matthiesen

Arne Matthiesen

Arne Matthiesen 52 Jahre alt. Er stammt aus Behrendorf/Bjerndrup und war die meiste Zeit in Nordschleswig – bis auf fünf Jahre in Esbjerg. Er ist ausgebildeter Spediteur, wechselte vor einigen Jahren allerdings in den Lehrerberuf. Er unterrichtet heute an der Schule in Hohe Kolstrup in Apenrade. Er ist mit Lisbeth verheiratet und hat zwei Kinder, die in Aarhus studieren.

Fotografie

Arne Matthiesen fotografiert mit einer Sony A7R Mark3
Seine Fotos kann man auf der Homepage www.arnematthiesen.com bewundern – oder auf Instagram @arnematthiesen

 

Mehr lesen