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Erlebnisbericht: „Unglaublich, wieder mit internationalen Freunden Faustball zu spielen“

Erlebnisbericht: „Unglaublich, mit internationalen Freunden Faustball zu s

Erlebnisbericht: „Unglaublich, wieder Faustball zu spielen“

Thore Naujeck
Grieskirchen
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Team Denmark Faustball 2021
Voller Eifer bei der WM in Österreich: Team Denmark Faustball Foto: Kaufmann/IFA

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Mannschaften aus der ganzen Welt treffen im Rahmen der „IFA Fistball Worldchampionchips 2021“ in Österreich aufeinander. Doch wie ist es eigentlich, wieder an einem internationalen Turnier teilzunehmen? Spielerinnen und Spieler berichten.

Die Faustball-WM in Österreich ist am Wochenende im vollen Gange. Auch zwei Teams aus Nordschleswig sind bei der Faustball-WM (WWC) im österreichischen Grieskirchen gegen unterschiedliche Nationen angetreten. Kann das internationale Turnier, die Erwartungen der Spielerinnen und Spieler erfüllen, wie zufrieden sind sie mit den Leistungen ihrer Teams, was sind ihre persönlichen Highlights? Wir haben uns umgehört.

Team Denmark Faustball 2021
Die Stimmung im Team Denmark ist gut. Foto: Kaufmann/IFA

Rune Hinrichsen (Kapitän U18 Männer)

„Es wäre schön gewesen, als Gruppe weiterzukommen, aber das ist uns leider nicht gelungen. Wir haben dennoch viel Spaß im Team. Über mehr Zuschauer hätten wir uns sehr gefreut aber der Support war schon sehr gut. Mit der Leistung unseres Teams bin ich sehr zufrieden, wir haben gut gespielt. Das klare Highlight der WM war der Sieg gegen Italien. Bei dem Spiel hat alles gepasst. Bis auf den ersten Satz hat hier jeder alles gegeben und ich bin überglücklich. Die WM zeigt, dass Faustball großes Potenzial hat, als Leistungssport international bekannt zu werden. Die Faustball-Familie ist eine einzigartige, kontinuierlich wachsende Gemeinschaft. Ich persönlich möchte in naher Zukunft als Schlagmann im Profibereich spielen und sehe die WM der Männer 2023 in Mannheim als nächstes Ziel.“

Team Denmark Faustball 2021
Die Frauen und Männer vom Team Denmark Faustball gingen voller Eifer ins Turnier – und sind nach den ersten Tagen durchaus zufrieden. Foto: Pils/IFA

Daniela Silberg (Team Denmark Frauen)

„Dies ist meine erste WM und ein absolutes Faustballhighlight. Der Schwierigkeitsgrad der Koordination von mehreren Weltmeisterschaften am selben Ort ist an manchen Stellen erkennbar, dennoch ist es ein tolles Erlebnis und das Organisationsteam macht einen guten Job. Ich bin sehr zufrieden mit unserer Leistung als Team. Wir haben den 7. Platz erreicht und dafür, dass viele Spielerinnen neu im Sport sind, können wir echt stolz auf uns sein. Es hat Spaß gemacht, dem Faustball der Topnationen zuzusehen. Der Zusammenhalt aller Faustballer, aller Nationen, aller Teilnehmer ist es, was diesen Sport besonders macht. Ich freue mich auf weitere große Turniere. Hier in Grieskirchen ist unser Team stärker zusammengewachsen und wir haben uns neu kennengelernt.“

Die brasilianische Mannschaft ist begeistert von der Atmosphäre des Turniers. Foto: Pils/IFA

Diogo Rieck (Brasilien U18)

„Als Titelverteidiger ist unser Ziel auch in diesem Jahr Gold zu holen. Die Organisation hier in Grieskirchen ist super und die Veranstaltung ist riesig. Dies ist meine dritte WM nach 2016 in Nürnberg und 2018 in New Jersey, wo mein Bruder gespielt hat. Mit den Leistungen meines Teams sind wir den Umständen entsprechend sehr zufrieden. Es gab viele Probleme wie Quarantäne und Trainingsverbote, die unsere Vorbereitung erschwert haben. Wir haben es bereits ins Halbfinale geschafft und das ist super. Unser Spiel gegen die Schweiz ist eins meiner WM Highlights, da wir sehr gut gespielt haben.“

Gabriel Heck (Brasilien U21)

„In Anbetracht der Corona-Pandemie hat Grieskirchen es geschafft eine Veranstaltung in einer Größe auf die Beine zu stellen, die wir lange nicht mehr erleben konnten. Die Organisationsstruktur und das Gelände sind super. Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl wieder mit all meinen internationalen Freunden Faustball zu spielen. Es ist wie eine langersehnte Wiedervereinigung der Faustballfamilie – wie nach Hause kommen. Unser Hauptziel ist natürlich zu gewinnen und uns eine Medaille zu sichern. Wir können definitiv besser spielen und haben uns leider zu viele unglückliche Fehler erlaubt. Nach vielen Jahren als aktiver Faustballspieler ist dies mein erster Einsatz als Coach und ich sehe es als neue Herausforderung an, meinen Spielern die Taktik genau so zu vermitteln, wie sie umgesetzt werden soll. Faustball ist mein Herzenssport – meine Familie, weil man mit zahlreichen Sportlern verbunden ist und Freundschaften auf der ganzen Welt knüpft. Diese Art der Interaktion ist einzigartig und in kaum einer anderen Sportart anzutreffen. In Brasilien gibt es etwa 10 Faustballvereine mit insgesamt knapp 1.000 Spielern.“

Heck ist ein deutscher Nachname, denn sein Vater ist in der Nachkriegszeit groß geworden. Allgemein ist Deutsch nicht populär, denn viele deutsche Schulen wurden geschlossen und oftmals wird es verpönt, Deutsch zu sprechen. Somit sprechen er und sein Vater kaum noch deutsch, obwohl es den Generationen davor immer sehr wichtig gewesen sei.

Die Stimmung in Österreich ist ausgelassen. Foto: Pils/IFA

Joaquin Werner (Chile U18)

„Es ist meine zweite WM in Österreich und ich bin sehr zufrieden mit der Aufmachung. Trotz Corona wurde eine super Veranstaltung auf die Beine gestellt. Das Nebenprogramm wie beispielsweise das Eröffnungsdinner mit allen Nationen war sehr cool und wir konnten viele gute Faustballspiele sehen wie Deutschland gegen die Schweiz. Gegen Italien hätten wir deutlich besser spielen können und die Big 4 – Deutschland, Österreich, Schweiz und Brasilien sind schwer zu schlagen. Man muss jedoch auch erwähnen, dass wir aufgrund der Corona-Restriktionen nicht viel trainieren konnten und unsere Vorbereitungszeit daher sehr knapp ausfiel.“

Joaquin Werner ist in Chile auf eine deutsche Schule gegangen, allerdings meint er: „Wie das mit Sprachen so ist, wenn man sie nicht mehr spricht, fängt man an sie nach und nach zu vergessen. Durch meine deutschen Freunde habe ich aber immer wieder die Gelegenheit, meine Sprachkenntnisse aufzufrischen. Viele sprechen besser Deutsch, wenn sie in Europa waren, typisch in Deutschland zum Studieren. Ein Beispiel ist Alvaro Mödinger (der 1. Schlagmann der A-Nationalmannschaft) der nach Europa wollte, um besser Faustball zu spielen und dies auch tat. Ich bin das erste Mal als Coach dabei und stehe somit zum ersten Mal außerhalb des Spielfeldes. Selber bin ich Spieler der A-Nationalmannschaft und hatte immer die Perspektive des Spielers. Das Coaching eröffnet mir eine vollkommen neue Perspektive auf den Sport. Es ist zwar auch viel Stress involviert aber der Spaß kommt nicht zu kurz. Nach der WM ist unser nächstes Ziel das Halbfinale bei der Weltmeisterschaft 2023 in Mannheim.“

In Chile wird Faustball nur im Süden des Landes gespielt. Foto: Weber/IFA

Wie der Coach berichtet, wird Faustball nur im Süden von Chile gespielt, wobei es nur noch 2 von 5 Vereinen gibt, die die Pandemie überstanden haben. Grund sind die fehlenden finanziellen Mittel. Faustball hat nur zwei Hochburgen und diese liegen 1.000 Kilometer voneinander entfernt. Dies macht Trainingslager sehr zeitaufwendig, teuer und umständlich, da das Terrain in Chile auch sehr bergig ist und somit am besten mit dem Flugzeug vorankommt, erklärt Werner.

Es werde versucht, den Sport in den Schulen zu integrieren, aber dies sei ein sehr harter Konkurrenzkampf mit anderen Sportarten, wo Faustball oft zu kurz komme. Auch die finanzielle Förderung sei sehr schwierig und man sei von Sponsoren und vom privaten Budget abhängig und das habe es in der Corona-Krise für viele noch schwieriger gemacht.

„Faustball kam durch deutsche Einwanderer nach Chile. Ich noch heute einen deutschen Nachnamen, aber untereinander sprechen alle Spanisch und das Deutsche ist leider verloren gegangen“, berichtet Joaquin Werner. „Meine Großeltern sprechen fließend Deutsch und auch meine Eltern wissen mit der Sprache umzugehen. In meiner Familie und in vielen anderen auch stirbt die deutsche Sprache in der dritten Generation oftmals aus.“

 

 

 

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