Grenzschließung

Einreise für Aufnahmeprüfung: Chaos und viele Fragen

Einreise für Aufnahmeprüfung: Chaos und viele Fragen

Einreise für Aufnahmeprüfung: Chaos und viele Fragen

dodo
Apenrade/Aabenraa
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Wer darf rein und wer nicht? Foto: Claus Fisker/Ritzau-Scanpix

Dürfen Schüler aus Deutschland von ihren Eltern über die Grenze zur Aufnahmeprüfung nach Apenrade gebracht werden oder nicht? Eine Frage, auf die es derzeit keine eindeutige Antwort zu geben scheint und die Marianne Kötter aus Harrislee viele Nerven kostet.

Wer darf über die Grenze, wer nicht? Was ist ein anerkennungswürdiger Grund und was nicht?

Zwei Fragen, die sich viele Grenzlandbewohner seit der Schließung der Grenze zur Eindämmung der Corona-Pandemie stellen.

Auch in der Familie von Marianne Kötter aus Harrislee ist es derzeit ein brandaktuelles Thema. Ihr Sohn Julian und dessen Freund Benjamin sollen nämlich in der kommenden Woche bei der Aabenraa Statsskole zur Aufnahmeprüfung erscheinen. Doch ob das klappt, ist noch völlig ungewiss:

Bei der Polizei an der Grenze nachgefragt, ob der Vater des Freundes oder Mariannes Mann ihren Sohn nach Apenrade bringen dürfen, gab es eine Absage. Als deutscher Staatsbürger ohne einen Arbeitsplatz sei das Überqueren der Grenze nicht gestattet.

Keine Einreise trotz Staatsbürgerschaft

Daraufhin fragte Marianne, die selbst dänische Staatsbürgerin ist und in Pattburg/Padborg arbeitet, einen Grenzbeamten in Krusau/Kruså, ob es möglich sei, dass sie ihren Sohn und dessen Freund zu der Aufnahmeprüfung nach Apenrade fahre. Auch darauf bekam sie eine Absage. Nach Aussage des Grenzpolizisten sei es ihr trotz dänischer Staatsbürgerschaft nur gestattet, zu ihrem Arbeitsplatz nach Pattburg zu fahren.

„Ich war völlig empört und konnte es kaum glauben“, sagt Marianne.

Sie griff zum Telefon und landete nach Anrufsversuchen beim Konsulat bei der Hotline des Außenministeriums und schließlich wieder bei der Polizei. Dort bekam Marianne wie zuvor bereits die Auskunft, dass ihr Mann oder der Vater des Freundes als deutsche Staatsbürger die beiden Jungen nicht nach Apenrade bringen dürfen, allerdings dürfe Marianne als dänische Staatsbürgerin selbstverständlich mit den beiden Jungen, wenn diese eine Bescheinigung der Schule haben, mit diesen nach Apenrade fahren.

„Es ist vollkommen undurchsichtig, jeder sagt etwas anderes. Ich glaube mittlerweile, es kommt einfach darauf an, wer gerade an der Grenze steht“, so Marianne, die dennoch froh ist, dass es nun möglich sein wird, ihren Sohn zur Aufnahmeprüfung zu bringen.

„Ich kann es leider nicht machen, weil ich arbeiten muss, aber die Oma von Benjamin ist auch dänische Staatsbürgerin. Wir hoffen, dass es dann klappt“, sagt Marianne.

Zweiter Termin

Dass es funktionieren wird, davon geht auch Klaus-Jørgen Møller, Ausbildungsleiter der Aabenraa Statsskole, aus. „Wir haben extra Passierscheine angefertigt, damit sollte es klappen. Ist dies nicht der Fall, gibt es im Juni noch einen Ausweichtermin für die Prüfung“, so Møller.

Er glaubt auch, dass vieles, was derzeit an der Grenze passiert, von der Interpretation der Grenzbeamten abhängt. „Wir hoffen, dass sie einen guten Tag haben. Wir schreiben auf die Passierscheine extra drauf, dass die Schüler nur für einen Tag in Apenrade sind“, so der Ausbildungsleiter.

DGN-Rektor will zur Not selbst aktiv werden

Auch am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig (DGN) sollen am 18. Mai sechs Schüler ihre Aufnahmeprüfung machen. Schulleiter Jens Mittag will erst einmal abwarten, was vonseiten der Regierung bis dahin beschlossen wird, macht sich aber bereits erste Gedanken: „Die geltenden Beschränkungen gelten bis zum 10. Mai. Wir warten erst einmal ab, was dann passiert. Wenn es erforderlich ist, werden wir Bescheinigungen ausstellen“, so Mittag.

Doch was ist, wenn diese nicht reichen und die Schüler nicht von ihren Eltern nach Apenrade gebracht werden dürfen?

„Wir werden auf jeden Fall eine Lösung finden, da braucht sich niemand Sorgen zu machen. Zur Not fahre ich selbst zur Grenze und hole die Schüler dort ab, wenn die Eltern nicht weiterfahren dürfen. Und wenn selbst das nicht umsetzbar ist, versuchen wir vielleicht, die Aufnahmeprüfung in Deutschland zu machen. Wir kriegen das schon hin“, so der Schulleiter des DGN.

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