Corona-Virus

DSSV: Lehrkräfte sollten Schnelltests nicht selber durchführen

DSSV: Lehrkräfte sollten Schnelltests nicht selber durchführen

Lehrkräfte sollten Schnelltests nicht selber durchführen

Apenrade/Aabenraa
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Wenn es nach den Vorstellungen der Kommunen geht, sollen sich die Lehrerinnen und Lehrer gegenseitig einem Covid-19-Schnelltest unterziehen. Foto: Mufid Majnun, Unsplash

Ab Montag werden die Jüngsten von der 0. bis zur 4. Klasse wieder unterrichtet. Nach Wunsch der Kommunen soll sich das Lehrpersonal zweimal wöchentlich gegenseitig einem Covid-19-Schnelltest unterziehen. Unter den Lehrerinnen und Lehrern der Deutschen Schulen in Nordschleswig sowie beim DSSV stößt dies auf Skepsis.

Am Montag beginnt für die Kinder der Klassenstufen 0 bis 4 wieder der Präsenzunterricht in der Schule, nachdem sie seit Ende der Weihnachtsferien von zu Hause aus unterrichtet wurden.

Aus diesem Anlass haben das Justizministerium, das Gesundheitsministerium, die fünf Regionen des Landes sowie die Kommunen ein Modell für das Testen von Lehrkräften, Pädagogen, Schulleitern und anderen fachlichen Gruppen in den Schulen vorgestellt. Demnach sollen sich diese Personengruppen zweimal wöchentlich einem Covid-19-Schnelltest unterziehen.

Dabei kann jedoch nicht auf die mobile Schnelltestkapazität zurückgegriffen werden, die derzeit den Pflegeheimen, der häuslichen Pflege, den sozialen Institutionen und Tageseinrichtungen zur Verfügung steht. Das Modell sieht vielmehr vor, dass die Schnelltests des Schulpersonals an den Schulen selbst durchgeführt werden. Verantwortlich für die Umsetzung sind die Kommunen.

Kommune hat um Rückmeldung bis Freitag gebeten

Dementsprechend hat Schulleiterin Heike Henn-Winkels von der Deutschen Schule Hadersleben eine E-Mail von der Kommune erhalten, aus der hervorgeht, dass die Schule bis Freitag, 5. Februar, eine Person auswählen sollte, die in der kommenden Woche an einem Schnellkursus teilnehmen will, um sich zum Schnelltester ausbilden zu lassen.

Bisher hätten drei Pop-Up Zentren in Hadersleben, Woyens und Gramm zur Verfügung gestanden, an denen die Corona-Tests vorgenommen werden konnten. Ob diese auch in Zukunft zur Verfügung stehen werden, ist für die Schulleiterin derzeit noch unklar. Aus der E-Mail der Kommune Hadersleben gehe jedoch eindeutig die Absicht hervor, dass die Schulen das Testen selber in die Hand nehmen sollen.

Keiner war bereit, an den Kollegen Schnelltests durchzuführen

„Ich habe eine ehemalige Krankenschwester, unsere Sekretärin, einen Medizinstudenten und unter den Kollegen gefragt, aber keiner war bereit, an den Kollegen den Test durchzuführen. Ich finde das auch grenzwertig. Wir sind alle anatomisch anders gebaut“, gibt Heike Henn-Winkels zu bedenken. Außerdem seien die meisten von Schnelltests in der Nase nicht sehr begeistert.

Keiner war bereit, an den Kollegen den Test durchzuführen. Ich finde das auch grenzwertig.

Heike Henn-Winkels, Schulleiterin Deutsche Schule Hadersleben

Zwar handele es sich um eine Aufforderung; eine Pflicht, jemanden als Person unter dem Lehrerkollegium für die Durchführung der Schnelltests auszuwählen, gäbe es deshalb nicht. „Und ich kann ja niemanden zwingen. Somit konnte ich der Kommune auch niemanden zurückmelden“, sagt sie.

Ihr Wunsch wäre, dass die Schule weiterhin die drei Testzentren nutzen könnte.

DSSV: Keine glückliche Entscheidung

Beim Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig (DSSV) hat Schulrätin Anke Tästensen am Freitag die Situation mit den Schulleitern in einer Online-Konferenz besprochen. Gegenüber dem „Nordschleswiger“ macht sie klar, dass sie die Absicht der Kommunen, die Schulen selbst mit der Durchführung der Tests zu beauftragen, für keine glückliche Entscheidung hält.

„Ich denke, es ist nicht zumutbar, dass Lehrkräfte ausgebildet werden und dann an anderen Kollegen die Tests vornehmen. Ich sehe das als grenzwertig an, Kollegen testen zu müssen“, sagt Tästensen. Sie habe die Devise an die Schulen herausgegeben, dass an den PCR-Tests festgehalten werden sollte und dafür auch weiterhin die Testzentren benutzt werden.

„Ich habe bisher von keinem Kollegen gehört, der bereit ist, das zu machen, und ich kann es sehr gut verstehen, dasss man das nicht möchte. Dafür sind unsere Lehrkräfte nicht ausgebildet, und ich sehe das auch nicht als ihre Aufgabe an“, gibt sie zu bedenken.

Aufgabe der Lehrkräfte ist die Durchführung des Unterrichts

Die Aufgabe der Lehrkräfte und Pädagogen sei, vor Ort die notwendige Sicherheit zu schaffen, so dass die Kinder in den Unterricht kommen können und der Unterricht dann dort stattfinden kann und nicht, dass sie Schnelltests durchführen sollen.

Die Haderslebener Kommune habe zwar angeboten, einen Testwagen vorbei zu schicken, aber dann müsse eine private Schule auch dafür bezahlen.

In einem am Freitag zusammen mit den anderen Privatschulverbänden geführten Gespräch mit dem Ministerium herrschte unter den Verbänden Einigkeit darin, dass es nicht die Aufgabe der Lehrkräfte sein könne, selber derartige Schnelltests durchzuführen. Die Hoffnung sein nun, dass die Maßnahmen geändert würden.

Ich finde nicht, dass man im Gesundheitsbereich einen Unterschied zwischen privaten und öffentlichen Schulen machen kann.

Anke Tästensen, Schulrätin

„Für mich wäre eine optimale Möglichkeit, wenn man von den Schnelltests spricht, dass unseren Lehrkräften die Möglichkeit gegeben wird, dass sie an die öffentlichen Schulen gehen können, wenn dort ein Testwagen hinkommt, um sich dort testen zu lassen. Ich finde nicht, dass man im Gesundheitsbereich einen Unterschied zwischen privaten und öffentlichen Schulen machen kann“, sagt Anke Tästensen.

Gut vorbereitet für den erneuten Schulstart

Für den bevorstehenden Schulstart am Montag seien alle Schulen gut vorbereitet. Zwar habe es eine Debatte gegeben, ob es Sinn mache, die Schüler für eine Woche zurück in die Schule kommen zu lassen, da sie anschließend für eine Woche in die Winterferien gehen. „Aber die Schulen freuen sich auf die Kleinen, es wird ein Einstieg für eine Woche sein. Es ist ein Schritt nach vorne, und wir freuen uns darauf, die Kleinen wieder begrüßen zu können“, so Tästensen.

Die Wiederaufnahme des Präsensunterrichts für die Kinder der Klassenstufen 0 bis 4 hatte das Gesundheitsministerium am Montag, 1. Februar mitgeteilt. Die Rückkehr der Schülerinnen und Schüler wurde mit der gesunkenen Zahl an Covid-19-Neuinfektionen, dem geringeren Infektionsrisiko bei Kindern, der Notwendigkeit für eine Ankurbelung der Wirtschaft sowie dem Wohlbefinden der Kinder begründet.

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