Deutsche Minderheit

„Balanceakt“ Deutscher Tag

„Balanceakt“ Deutscher Tag

„Balanceakt“ Deutscher Tag

Jon Thulstrup
Jon Thulstrup
Nordschleswig
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Die Festveranstaltung des Deutschen Tages 2019 Foto: Karin Riggelsen

Kuchen, Reden, Blasmusik und viel graues Haar: Wird der deutsche Tag noch zeitgemäß gefeiert – und wo bleiben die jungen Leute? Wir haben beim Koordinator und beim Kulturkonsulenten des BDN nachgefragt.

Der Deutsche Tag in Tingleff ist auch noch über eine Woche nach den Festlichkeiten ein Gesprächsthema. Wie ist er verlaufen, gab es gute Vorträge und wie war das Kulturprogramm? Im vergangenen Jahr hatte der Kulturkonsulent des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Uffe Iwersen, in unserer Zeitung im Kulturkommentar erwähnt, dass die Festveranstaltung mit einem Lottospiel modernisiert werden könne.

„Das war selbstverständlich ein Beispiel, wie man die Festveranstaltung radikal verändern könne. Ich bin aber dafür, dass man mehr Unterhaltung in die Veranstaltung integriert“, so Iwersen. Er ist sich dessen bewusst, dass es schwer ist, dies in einer dreistündigen Veranstaltung in die Tat umzusetzen.

„Die vielen Reden sind richtig und wichtig. Für mich ist es aber zu wenig Fest für eine Festveranstaltung“, betont er und stellt die Frage: „Wieso soll ein junges Ehepaar, womöglich mit Kindern, drei Stunden ihres Sonnabends in der Tingleffer Halle verbringen? Was haben sie davon? Ich kann kein gutes Argument finden“, erklärt er. 

Seit Jahren dabei

Wie viele Gäste des Deutschen Tages ist er schon seit Jahren mit dabei und kann demnach auch sagen, dass der Deutsche Tag sich im Laufe der Jahre verändert hat. „Die Grußworte und Reden sind kürzer und insgesamt ist die Veranstaltung lockerer geworden“, sagt er.

Das sieht sein Kollege und Organisator des Deutschen Tages, Thore Naujeck ähnlich. „Die Festveranstaltung zeitgemäß und moderner zu gestalten ist ein Balanceakt. Es soll attraktiv für unsere Gäste sein, ohne den politischen und offiziellen Charakter zu verlieren“, so Naujeck. Manche Gäste kämen nur aufgrund ihres Pflichtbewusstseins. „Es sollte aber anders sein. Man soll kommen, weil man Lust dazu hat und es eine Freude ist.“

Bei der Festveranstaltung kämen bisher Gäste „gehobenen Alters“. „Mehr Kultur könnte vielleicht auch die jüngeren Generationen anlocken. Dabei muss man auch wieder beachten, dass der Deutsche Tag keine Kulturveranstaltung ist und kein Knivsbergfest 2.0 sein soll“, betont er. Das Modernisieren sei ein Prozess, der nicht von heute auf Morgen durchgeführt werden kann. Auch bei der Vermarktung gebe es Verbesserungspotenzial.

Kein neues Thema

Der BDN-Generalsekretär Uwe Jessen verweist derweil darauf, dass  das Thema „Frischer Wind beim Deutschen Tag“ nicht neu ist. „Das wurde auch schon in meiner Jugend diskutiert. Meiner Meinung nach wird der Deutsche Tag heute weniger formell gestaltet. Wir setzen zudem beim Kulturprogramm auf unsere eigenen Leute aus der Minderheit“, erklärt Jessen, der zudem unterstreicht, dass der BDN das Problem der immer weniger werdenden Gäste erkannt hat.

„Wenn wir das goldene Rezept hätten, wie wir die jüngeren Generationen zum Deutschen Tag bekommen, dann hätten wir das schon verwendet. Wer Ideen hat, darf sich gerne bei mir melden“, sagt er.

Für die Zukunft ist der dennoch optimistisch. „Wir haben das auch beim Knivsbergfest hinbekommen und werden das auch mit dem Deutschen Tag tun. Im nächsten Jahr wird das Fest noch größer und prominenter“, betont er.

 

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Cornelius von Tiedemann
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