Coronavirus

Ärzte wollen Honorare nicht zurückzahlen

Ärzte wollen Honorare nicht zurückzahlen

Ärzte wollen Honorare nicht zurückzahlen

Jonas Kristensen, Jydske Vestkysten/nb
Nordschleswig
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Im Zeitraum von Juni 2020 bis März 2021 haben praktizierende Ärzte in der Region Süddänemark insgesamt 96.000 Mal ein Honorar für eine spezielle Corona-Leistung ausgezahlt bekommen. Und das sei viel zu oft gewesen, meint die Region. Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

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Die Region Süddänemark verlangt, dass die in der Region Süddänemark praktizierenden Ärztinnen und Ärzte 3,2 Millionen Kronen für eine spezielle Corona-Leistung zurückzahlen, da sie nach Auffassung von Danske Regioner verkehrt und zu oft angewandt wurde. Die Rückforderung hat viele von ihnen veranlasst, mit scharfen Worten dagegen zu protestieren.

Ein Corona-Testergebnis hat die Gemüter unter den praktizierenden Ärztinnen und Ärzten in Nordschleswig in Wallung versetzt. Die Region Süddänemark verlangt 3,2 Millionen Kronen für eine spezielle Corona-Leistung zurück.

Von Juni vergangenen Jahres bis März dieses Jahres konnten praktizierende Ärzte nämlich ein Honorar von fast 46 Kronen geltend machen, wenn sie eine negative Corona-Testantwort an einen ihrer Patienten per E-Mail verschickt hatten.

Testantwort ohne Mehrkosten abrufbar

Obwohl die Bürgerinnen und Bürger ihre Testantwort ohne Mehrkosten für die öffentliche Verwaltung auf sundhed.dk finden können, wurde von der Leistung fleißig Gebrauch gemacht, so dass die Region Süddänemark Ausgaben von 4,4 Millionen Kronen für den Zeitraum Juni 2020 bis Februar 2021 hatte.

Leistung zu oft in Anspruch genommen

In allen fünf Regionen des Landes zusammengenommen beläuft sich der Betrag auf 24,5 Millionen Kronen. Der Verband „Danske Regioner“ meint jedoch, dass die praktizierenden Ärzte die Leistung zu oft in Anspruch genommen haben, und deshalb haben die fünf Regionen zusammen eine Rückzahlung von 19,5 Millionen Kronen der abgerechneten Steuergelder gefordert.

In Nordschleswig und Süddänemark beläuft sich der Betrag auf 3,2 von insgesamt 4,4 Millionen Kronen. Mit der Rückzahlforderung hat die Region mehrere Ärzte gegen sich aufgebracht. Das geht aus einer Akteneinsichtnahme von „Jydske Vestkysten“ in die Antwortschreiben der Ärzte hervor.

„Ihr wendet euch an uns, als wären wir Gauner – das finde ich unanständig. Eure Rhetorik und die Art und Weise, auf die ihr euch an uns wendet, finde ich grob. Hier bei uns arbeiten wir eifrig daran, ein hohes fachliches Niveau aufrecht zu erhalten und ein gutes Serviceniveau in einer schweren Zeit mit einer Epidemie. Nichts liegt mir ferner als Mehrarbeit zu erfinden, um noch mehr Honorar-Kronen von der Region zu fordern“, schreibt einer der Ärzte an die Region.

„Angriff auf die fachärztliche Beurteilung“

Vor Ablauf der Frist, bis zu der sich die Ärzte zu den Rückzahlungsforderungen äußern konnten, sagte Birgitte Ries Møller, Vorsitzende für die Organisation praktizierender Ärtze (Praktiserende Lægers Organisation, PLO) in Süddänemark, dass die Organisation ihre Mitglieder dazu aufgefordert hat, Einspruch gegen die Rückzahlungsforderung zu erheben.

Davon haben sehr viele Gebrauch gemacht. Der Region Süddänemark zufolge hat nur eine Handvoll Praxen darin eingewilligt, Geld zurückzuzahlen, während etwa 45 überhaupt nicht auf die Rückzahlungsforderung reagiert haben.

So soll es in der Angelegenheit weitergehen

Der Region Süddänemark zufolge hat nur eine Handvoll Arztpraxen eingewilligt, Geld zurückzuzahlen.

Etwa 45 Prozent haben gar nicht auf die Rückzahlforderung reagiert. Die Region hat in diesen Fällen ein Mahnschreiben versandt und eine Antwort erbeten. Sofern diese ausbleibt, geht die Region davon aus, dass die betroffenen Ärzte die Rückforderung akzeptieren.

Eine Reihe an Ärzten hat jedoch Einspruch gegen die Rückzahlungsforderung erhoben. Die Einsprüche sollen dem Zusammenarbeitsausschuss zwischen den Regionen und der PLO nach dem Sommer vorgelegt werden.

Zusammen mit der Rückzahlforderung hat die Region um Dokumentation dafür gebeten, dass die versendeten E-Mails fachlich begründet waren, sofern die Ärzte die Rückzahlungsforderung nicht anerkennen wollten. Allerdings hat keine Praxis eine solche Dokumentation zusammen mit dem Einspruch an die Region gesendet, weshalb diese im Grundsatz an der Rückzahlungsforderung festhalten will.

In mehreren Einsprüchen schreiben die Arztpraxen an die Region Süddänemark, dass sie es als unangenehm empfinden, „für als unehrenhaft kritisiert“ zu werden, und andere sind der Auffassung, dass die Region ihre fachlichen Einschätzungen nicht akzeptiert.

„Wir haben gesellschaftliche Verantwortung übernommen, ärztliche Umsicht und Gewissenhaftigkeit – entsprechend dem ärztlichen Eid. Wir interpretieren den Wunsch nach Rückzahlung vonseiten der Region als einen Angriff auf unsere fachärztliche Einschätzung“, schreibt ein Arzt.

Viele Fragen

In der Vereinbarung, die im März gekündigt wurde, stand, dass die E-Mail-Leistung nur dann angewendet werden sollte, wenn es „fachlich angezeigt“ war, die negative Testantwort an die Bürgerinnen und Bürger zu versenden. Im September schrieb die Region an die Ärzte, dass sie der Auffassung sei, die Leistung würde in zu großem Umfang angewandt. Im Dezember erging eine weitere Nachricht an die Ärzte, in der unter anderem stand, dass Praxen, die eine hohe Zahl von Leistungen abgerechnet hatten, von der Region kontaktiert werden würden, um ihre Abrechnung und Honorierung künftig korrigiert zu bekommen.

Viele Einsprüche verweisen auf genau diesen Zeitraum, und sie wundern sich deshalb darüber, weshalb die Region Geld für die ganze Periode zurückfordert.

„Als man sehen konnte, dass das etwas war, das aus dem Ruder lief, kamen einige Anleitungen im September, aber es war von Beginn an vorgesehen gewesen, dass von der Leistung nur dann Gebrauch gemacht werden sollte, wenn dies auch fachlich relevant war. Deshalb lautet die Einschätzung, dass dies von dem Zeitpunkt an gilt, zu dem die Vereinbarung eingegangen wurde. Ungeachtet dessen, dass dies nicht genauer verdeutlicht wurde, musste man dennoch voraussetzen, dass die Leistung in einem vernünftigen Umfang genutzt würde“, sagt Frank Ingemann, Praxischef der Region Süddänemark.

„Schädlich für die Zusammenarbeit“

Insgesamt wurde die Leistung gut 96.000 Male in der Region angewandt. Einige Arztpraxen haben gar keinen Gebrauch davon gemacht, während der Spitzenreiter 148.355 Kronen als Honorar für 3.236 versendete E-Mails erhalten hat.

Als Grundlage dafür, wie hoch der zurückzuzahlende Betrag ausfallen soll, haben Danske Regioner einen Durchschnitt angelegt, nachdem jeder Arzt während der Dauer der Vereinbarung zwei E-Mails mit einer negativen Testantwort pro Woche versenden durfte. Diese Grenze hinterfragen jedoch viele Ärzte.

„Das ist eine Grenze, die Danske Regioner gezogen hat. Man meint, dass die Grenze reichlich Luft nach oben gibt, so dass alle relevanten Fälle umfasst seien. Die Grenze ist am oberen Ende gezogen“, sagt Frank Ingemann.

Frank Ingemann, Praxischef der Region Süddänemark, hält daran fest, dass die Ärzte einen Teil des Geldes zurückzahlen sollen, obwohl sich viele von ihnen gegen eine solche Rückforderung ausgesprochen haben. Archivfoto Foto: Anders C. Østerby
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