Team Nordschleswig

100 Tage im Trainer-Amt: Dalichau will Frauenfaustball auf neues Level heben

100 Tage im Trainer-Amt: Dalichau will Frauenfaustball auf neues Level heben

Daniel Dalichau will Frauenfaustball auf neues Level heben

Apenrade/Aabenraa
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Daniel Dalichau hat ein Konzept zur Entwicklung des Frauenfaustballs in Dänemark erstellt. Foto: Team Nordschleswig/Team Denmark Faustball

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Faustball als Leistungssport? Mehrere Spielerinnen des Team Nordschleswig und Team Denmark können sich das vorstellen. Ihr neuer Coach freut sich darüber – und hat ehrgeizige Ziele für den Frauenfaustball in Nordschleswig und Dänemark.

Im November 2022 hat Daniel Dalichau den Trainerposten der Frauen-Faustballmannschaften des „Team Nordschleswig – Æ Mannschaft“ und des „Teams Denmark Faustball“, der dänischen Frauenfaustball-Nationalmannschaft, übernommen. Rund 100 Tage ist er damit im Amt – und in denen ist schon einiges passiert.

„Ich habe eine Mannschaft übernommen, deren bisheriges Training durch viel Eigenregie geprägt war, eine Mannschaft, die oft unterschiedliche oder gar keinen Trainer am Spielfeldrand hatte. Durch diese fehlende Konstanz ist sowohl die technische als auch die taktische Schulung zu kurz gekommen“, so Dalichau über seinen Start.

Frustration bei den Spielerinnen

Er berichtet, dass sich dadurch auch Frustration bei den Spielerinnen breit gemacht habe. So hätten beispielsweise viele beim ersten gemeinsamen Spiel ein Fragezeichen im Gesicht gehabt, als der Trainer eine Taktiktafel hervorholte, um Laufwege und Spielzüge zu besprechen.

„Es ging für mich in den ersten Wochen jetzt erst einmal darum, Grundwissen zu vermitteln“, sagt der Trainer.

Um Fortschritte für die Zukunft messbar zu machen, wurde die Mannschaft bereits beim zweiten Training einem dokumentierten Leistungstest unterzogen. Dabei mussten die Spielerinnen etwa zu geworfene Bälle an einen bestimmten Bereich einer Wand spielen. „Viele haben damals die einfachsten Grundübungen nicht bestanden“, erzählt Dalichau.

Zwei Leistungstests haben die Spielerinnen bereits hinter sich. Foto: Team Nordschleswig/Team Denmark Faustball

Doch weder der Trainer noch die Spielerinnen ließen sich davon demotivieren. Sie begannen mit dem Training, denn alle neun Wochen wird der gleiche Leistungstest wiederholt.

Stellungsspiel, Bewegungsabläufe, Taktik: Jedes Training hat seitdem andere Schwerpunkte.

2025 wollen wir in der 2. Bundesliga spielen

Daniel Dalichau, Frauenfaustballtrainer des Team Nordschleswig

„Das Ziel dieser ersten 100 Tage war es, ein Fundament zu legen, auf dem wir dann aufbauen können. Wir haben die Grundtechniken geübt. Wie muss ich den Arm halten, wenn der Ball kommt? Wie stehe und bewege ich mich richtig bei einer Flugannahme, und ganz wichtig, wie rolle ich mich richtig ab, um mich dabei nicht zu verletzen“, so der Trainer über einige der Übungen.

Keine halben Sachen

Daniel Dalichau ist ambitioniert, halbe Sachen sind nicht sein Ding, wie er sagt. Entweder macht man etwas richtig oder gar nicht, so das Motto des Zugewanderten aus Berlin.

Sein Ziel für das Team Nordschleswig: „2025 wollen wir in der 2. Bundesliga spielen.“

Doch jeder Trainer kann so ehrgeizig sein, wie er möchte, wenn seine Mannschaft diesen nicht teilt, bleiben gesteckte Ziele schnell Luftschlösser.

Der neue Trainer hat große Ambitionen. Foto: Team Nordschleswig/Team Denmark Faustball

Diese Angst hat Dalichau allerdings nicht. „Wir haben uns zusammengesetzt. Ich habe 19 Frauen, die am Spielbetrieb teilnehmen möchten, und 11 Frauen, die darüber hinaus Leistungsfaustball spielen wollen. Leistungsfaustball bedeutet: Ich bin sehr oft anwesend, ich bin super engagiert, ich gebe immer 100 Prozent, und ich komme nur nicht, wenn ich krank bin oder es einen anderen wirklich wichtigen Grund gibt."

Die Mannschaft steht aktuell zweimal pro Woche je zwei Stunden auf dem Trainingsplatz. Zusätzlich trainieren die Spielerinnen auch privat in den Bereichen, in denen sie Defizite haben, sagt der Trainer.

Der Wow-Moment

Neun Wochen nach dem Start stand dann der zweite Leistungstest an. Was hatte das Training gebracht? Waren schon Fortschritte zu sehen?

„Viele von den Frauen hatten einen richtigen Wow-Moment und waren überrascht, wie viel besser sie geworden waren. Die Aufgaben fühlten sich durch das Training auf einmal viel einfacher an als noch beim ersten Test. Ich sehe definitiv eine Entwicklung und bin mehr als zufrieden mit dem, was wir bisher geschafft haben.“

Neben dem Team Nordschleswig ist Dalichau auch der Trainer der Frauenmannschaft des Team Denmark Faustball, der dänischen Nationalmannschaft.

Nur wer Leistung bringt, kann es in die Nationalmannschaft schaffen. Foto: Team Nordschleswig/Team Denmark Faustball

Dies ist, wie er betont, ein vollkommen eigener Bereich und losgelöst vom Team Nordschleswig, auch wenn sie unter dessen Dach organisiert ist.

Das bedeutet, dass eine Faustballerin, die nicht beim Team Nordschleswig mitspielen möchte, trotzdem die Möglichkeit hat, Nationalspielerin zu sein, vorausgesetzt, sie schafft es in die Mannschaft.

Sichtungslehrgang entscheidet

Dies entscheidet sich einzig und allein an zwei Tagen, dem 22. und 23. April. Dann findet der sogenannte Sichtungslehrgang statt, bei dem, wie beim Leistungstest, diverse Übungen in den Bereichen Fitness, Faustballspiel und Spielverständnis absolviert werden müssen. Zusätzlich wird es eine medizinische Einschätzung eines Physiotherapeuten geben, ob diejenige auch körperlich in der Lage sein wird, ein großes Turnier zu spielen.

Wer den Sichtungslehrgang besteht, ist im Nationalteam dabei

Daniel Dalichau

„Bei der Nationalmannschaft zählt einzig und allein das Leistungsprinzip. Es ist egal, ob jemand bereits vorher regelmäßig trainiert hat oder nicht, oder aus welchem Teil Dänemarks jemand kommt. Wer den Sichtungslehrgang besteht, ist im Nationalteam dabei“, so Daniel Dalichau.

Pflichten einer Nationalspielerin

Diejenigen, die den Sichtungstest bestehen, werden sich an drei Wochenenden im Mai, Juni und August auf die Europameisterschaft vorbereiten, die im August in Österreich stattfindet. Neben alten Trainerkollegen aus Berlin, die das Team bei den großen Turnieren mitbetreuen sollen, hat Daniel Dalichau ein Konzept ausgearbeitet, wie die Entwicklung des Frauenfaustballs in Nordschleswig und Dänemark in Zukunft vorangetrieben werden soll. Unter anderem schwebt ihm die Installation eines eigenen Teammanagers vor, der sich um alle Belange der Mannschaft außerhalb des Platzes kümmert. Zudem soll es eine dauerhafte physiotherapeutische Begleitung des Teams geben.

Die Nationalspielerinnen sollen laut neuem Konzept nicht nur auf dem Platz Präsenz zeigen. Schulungsprogramme für Nachwuchsspielerinnen und -spieler, um Erfahrungswerte an die Jugend weiterzugeben, sowie die Beteiligung an sozialen Projekten, wie die Unterstützung von bedürftigen Menschen, sollen künftig auch Pflichten der Spielerinnen sein.

„Die Nationalflagge auf dem Trikot zu tragen, verpflichtet einen auch, etwas zurückzugeben“, sagt Daniel Dalichau.

Sein gesamtes Konzept hat er den Verantwortlichen des Team Nordschleswig und des Team Denmark Faustball vorgelegt, die bei ihrer nächsten Vorstandssitzung in der kommenden Woche darüber beraten werden.

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