Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag zum 1. August 2020“

Das Wort zum Sonntag zum 1. August 2020

Das Wort zum Sonntag zum 1. August 2020

Pastorin Dorothea Lindow
Dorothea Lindow
Nordschleswig
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Foto: Adobe Stock

Das Wort zum Sonntag zum 1. August 2020 von Pastorin Dorothea Lindow, Tondern

Besuch von einer Freundin; wir sind im Gespräch über Corona und die Einschränkungen des Lebens. Wie schwer ist es immer wieder, keinen Garten zu haben. Die Sonne scheint, der Wunsch wächst ins Unermessliche: raus, in die Sonne, im Bikini das Licht in sich aufnehmen, spüren, wie es mich durchdringt, mich verändert.

Wo soll ich hin?
Etwa im Bikini im Park liegen? In meinem Alter? Was denken die Leute? Was tuscheln die wohl miteinander, wenn die mich da sehen?
Und ich male es mir aus, wie die Menschen über meine Falten reden, den zu dicken Bauch, die zu dicken Oberschenkel, alles, was nicht makellos an mir ist.

Es ist klar: Im Park kann ich nicht im Bikini liegen. Das kann ich mir in meinem Alter nicht mehr erlauben. Aber wo dann?

Ich wäge die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten ab. Eigentlich kommt nur der Strand in Frage. Aber so weit fahren, nur um in der Sonne zu liegen? Ist es das wert? Der Weg ist mir zu weit. Ich habe keine Lust, mich aufzuraffen, aber zufrieden bin ich trotzdem nicht. Dann raffe ich mich doch noch auf. Die Grenze ist ja offen. Ab ins Nolde Museum. Da war ich dieses Jahr noch nicht. Ausgestellt sind auch Gemälde über Menschen. Kleine Formate: mancher sieht ganz schön düster aus. Manch Gesicht sieht verzerrt aus. Schöner als ich sind die auch nicht! Was wollte Nolde damit sagen?

Und mein Blick verliert sich in den Landschaftsbildern Noldes. Die Weite des Himmels und des Meeres, die Vielfalt und Buntheit der Blumen. Wie schön! Mir geht das Herz auf!

Einen Tag später blättere ich das Kalenderblatt um. Der Monatsspruch für den Monat August springt mir ins Gesicht:

Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

Ja, das nehme ich mir vor:
Jeden Morgen im August, wenn ich in den Spiegel schaue, dann will ich mir das zusprechen.
Jeden Morgen im August, wenn ich zerknittert aufwache, lese ich mir das Wort des Psalmisten vor. Und vielleicht nehme ich einen knallroten Lippenstift und schreibe mir das Wort auf meinen Spiegel:

Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

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