Kommunalwahl 2021

Zur SP-Entscheidung: „Lieber aus der zweiten Reihe agieren“

Zur SP-Entscheidung: „Lieber aus der zweiten Reihe agieren“

Zur SP-Entscheidung: „Lieber aus der zweiten Reihe agieren“

Tondern/Tønder
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In der Wahlnacht gab Jørgen Popp Petersen (vorne) gegen 3.45 Uhr bekannt, dass er neuer Bürgermeister wird. Foto: Mikkel Berg/RitzauScanpix

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Horst Leithoff meint, dass der Kandidat mit der höchsten Stimmenzahl Bürgermeister hätte werden sollen. SP-Kommunalvorsitzender Christian Andresen erklärt die Taktik der Schleswigschen Partei.

In den dänischen Medien wird die Wahl von Jørgen Popp Petersen als neuer Bürgermeister nicht nur positiv bewertet. Der Scherrebeker Schriftsteller und Lokalhistoriker H. E. Sørensen nennt die Wahl sogar als „schweinischen“ Vorgang.

Nicht so hart in seiner Bewertung ist Horst Leithoff, Grøngårmark, der sich der deutschen Minderheit zugehörig fühlt und viele Jahre Vorsitzender des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig war. Er hegt aber Zweifel, ob das Vorgehen der Schleswigschen Partei, den Bürgermeisterposten zu beantspruchen, der Minderheit gut tue.

Windkraft-Experte Horst Leithoff bei der Einweihung der Energiehütte in Vindtved. Foto: Monika Thomsen

Aber werden die Tonderaner uns dafür Anerkennung schenken, dass wir als Minderheit Bürgermeister in Tondern sein wollen?

Horst Leithoff

„Vizebürgermeister wie damals in Sonderburg – das fand ich gut. Die vielen Stimmen der SP sollten auch Zugang zu einem oder mehreren wichtigen Ausschuss-Posten geben. Aber werden die Tonderaner uns dafür Anerkennung schenken, dass wir als Minderheit Bürgermeister in Tondern sein wollen?“, fragt sich Leithoff.

Weiter 100-prozentig für die Minderheit?

Er befürchtet auch, dass Popp Petersen als Bürgermeister sich nicht zu 100 Prozent für die Minderheit einsetzen kann. „Ein tatkräftiges Mitbestimmen aus der zweiten Reihe hätte ich lieber gesehen“, meint Leithoff. Er gratuliere ihm aber herzlich.

„Das macht stolz, es ist eine Anerkennung für viele Jahre stabile und verantwortungsvolle Stadtratsarbeit. Es sichert uns Einfluss und das ist gut. Ich ziehe den Hut vor der Bereitschaft, diese Verantwortung übernehmen zu vollen.“

Leithoff räumt in seinem Leserbrief ein, dass er das dänische Wahlgesetz nicht verstehe. Nach seiner Auffassung solle aber der Mann mit den meisten Stimmen Bürgermeister werden. 

Sein Leserbrief im Wortlaut: 

 

Mehr Einfluss als vorher

Auf die Frage von Horst Leithoff, ob er sich zu 100 Prozent für die Belange der deutschen Minderheit einsetzen könne, antwortete Jørgen Popp Petersen am Montag: „Die SP ist künftig nicht mehr mit zwei, sondern vier Mitgliedern im Stadtrat vertreten. Generell sind die Verhältnisse für die Minderheit in Ordnung. Als Bürgermeister werde ich mehr Einfluss haben als einer unter 31 Stadtratsmitgliedern".

Der Kommunalvorsitzende der Schleswigschen Partei, Christian Andresen, erklärt die Entscheidung der SP-Verhandlungsverantwortlichen. „Wer bei 31 Mandaten bis 16 zählen kann, hat die Mehrheit. Dieses konnte Henrik Frandsen von der Tønder Listen nicht. So sind die Spiegelregeln".

Sieben von acht Parteien wollten Popp

„Sieben von acht Parteien des Stadtrats meinten, dass Popp Petersen der richtige Mann für den Job war. Mit seinen vielen persönlichen Stimmen gab es ein klares Zeichen für die SP, den Bürgermeisterposten anzupeilen. Wir hatten dazu aufgrund des schlechten Verhältnisses zwischen der Tønder Listen und Venstre die beste Ausgangslage“, erläutert Christian Andresen.

Die Schleswigsche Partei ging zur Wahl, um ihr verloren gegangenes drittes Mandat zurückzuerobern. Dass es dann gleich vier Mandate wurden, sei ganz fantastisch, freute sich der Parteivorsitzende in der Kommune Tondern.

 

 

 

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