Kommentar

„Würdig sieht anders aus“

Würdig sieht anders aus

Würdig sieht anders aus

Tondern/Tønder
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Als es im Stadtrat um die Ehrung für den verstorbenen Bürgermeister ging, brillierten drei führende Venstre-Vertreter nicht gerade mit ihrem Auftreten. Als kleiner Denkanstoß: ein sachlicher Dialog wäre vielleicht auch ein gangbarer Weg gewesen.

Ehre wem Ehre gebührt. Im Stadtrat in Tondern stand es somit auch außer Zweifel, dass der im Mai 2016 plötzlich und zu früh verstorbene Bürgermeister Laurids Rudebeck (Venstre) ein öffentliches Andenken verdient hat.

 Zu einem außergewöhnlichen Schlusspunkt entwickelte sich dennoch der letzte Tagesordnungspunkt auf der Sitzung des Kommunalrats. Die Tatsache, dass die Schleswigsche Partei mit dem Vorschlagsrecht die Idee anschob, Rudebeck zu ehren, indem eine Straße, ein Platz, oder ein Pfad nach ihm benannt werden sollte, löste in der Venstre-Fraktion einen emotionsgeladenen Sturm der Entrüstung aus.

 

Nicht nur Fraktionssprecher Preben Linnet ergriff das Wort, sondern es gab Schützenhilfe von den Parteikollegen Irene Holk Lund und Bo Jessen. Linnet sprach von altem Wein in neuen Schläuchen und hielt den Vorschlag für überflüssig, da man sich 2016 Handschlag darauf gegeben hätte, dies zu machen. Holk Lund titulierte es als eine unschöne Art diese emotionale Sache vorzubringen, da wohl keiner der Auffassung sei, dass es sich als Politikum eigne.

Da sollten sie und ihre Kollegen sich aber an die eigene Nase fassen, denn gerade mit ihrem Agieren machten sie die Sache zum Politikum. Bo Jessen erhob den Vorwurf des unangemessenen Populismus, wenn die SP vom Vorschlagsrecht Gebrauch mache, um die Ehre für die Ehrung des Bürgermeisters einzustreichen.

Wie heißt es doch sprichwörtlich so schön: „Man soll nicht von sich auf andere schließen".

Eigentlich sollte es doch eher positiv zu bewerten sein, wenn die Ehrung von der „politischen Konkurrenz" vorgeschlagen wird.

Wir haben volles Verständnis dafür, dass Gefühle im Spiel sind. Umso mehr mag es verwundern, dass nicht zumindest einer, der drei Venstre-Sprecher im Vorfeld mit Popp auf sachliche Weise den Dialog gesucht hat. In der Regel kennt man ihn eigentlich als einen Mann, mit dem es sich (gut) reden lässt.

Der öffentliche Auftritt in der besten Sendezeit, der wohl nicht nur vereinzelt Erstaunen auslöste, kann jedenfalls nicht in die Kategorie „würdig“ eingestuft werden.

Da hätte wohl auch die dänische Vorreiterin der guten Etikette, Emma Gad, 99 Jahre nach ihrem Tod mit Blick auf Takt und Ton, mehr als nur die Stirn gerunzelt.

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