Mensch und Umwelt

Wachgänge für bedrohte Fischart

Wachgänge für bedrohte Fischart

Wachgänge für bedrohte Fischart

Osterhoist/Øster Højst
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Die Arnau zwischen Oster- und Westerhoist Foto: Monika Thomsen

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Vor einigen Jahren nahm die Zahl der Äschen in dänischen Auen stark ab. Forschende vermuten als Ursache Fischfresser, vor allem Kormorane. Ein Projekt an der Arnau soll den Fischen helfen, und das ganz ohne Schrotkugeln.

Der Kormoran frisst Fisch. Anfang der 1980er-Jahre noch ein seltener Anblick, hat er sich in Dänemark inzwischen wieder verbreitet. Was das Fressen angeht, schaut der Vogel naturgemäß nicht danach, welcher Fischart er nachstellt. Das macht ihn einerseits bei Anglerinnen und Anglern, Fischern und Teichwirten unbeliebt, andererseits steht der Kormoran in Verdacht, den Bestand der Äsche zu gefährden. Ein Projekt an der Arnau (Årnå) soll nun die unter Druck geratene Fischart vor dem Kormoran schützen – ohne dass dieser aufs Korn genommen wird. Denn der große schwarze Vogel ist geschützt, allerdings darf er in bestimmten Fällen geschossen werden.

Bo Tonnesen, in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Sportfischervereins Wiedau, erklärt, worum es geht. An der Arnau bei Osterhoist sollen im Zeitraum von Mitte August bis Ende März Freiwillige an der Au entlanggehen, um die Kormorane zu vergrämen. Wer nicht da ist, kann auch keine Fische fressen.

„Es ist ein Versuchsprojekt“, sagt Tonnesen. „Es gilt herauszufinden, ob die Patrouillen dazu dienen können, den Bestand an Äschen zu schützen.“ Tonnesen verweist auf den dänischen Sportfischerverband, einen der Zusammenarbeitspartner, die hinter dem Portal „Fishing in Denmark“ stehen.

Äsche auf dem Speiseplan

Das Fischereiministerium, die Fischereibehörde, der Tourismusverband und DTU Aqua, ein Institut der Dänischen Technischen Universität, sind bei „Fishing in Denmark“ mit im Boot. Dort wird das Projekt Äsche beschrieben. Die Äsche ist ein lachsartiger Fisch, dessen Bestand laut DTU Aqua seit 2010 stark gesunken ist, sodass nur noch wenige Äschen in den Wasserläufen schwimmen. Das Institut nimmt vor allem die Zunahme von fischfressenden Raubtieren, darunter Otter und Kormorane, als Grund für die Dezimierung an. Zudem könnten Kormorane – anders als früher – das ganze Jahr hindurch an den Oberläufen der Auen beobachtet werden.

Auf Facebook wird ebenfalls von einer Privatperson auf die Aktion hingewiesen. In einem Kommentar wird die Frage gestellt, ob derartige Patrouillen nicht auch andere Tiere vergrämen könnten als nur die Kormorane. Bo Tonnesen, der auch Naturführer in der Kommune Tondern ist, schließt das nicht vollkommen aus, entgegnet aber, dass es aus diesem Grund ein Versuchsprojekt sei. Es gelte herauszufinden, welche Effekte diese Art von Fischschutz habe. Es müsse natürlich auch mit den Grundeigentümern abgesprochen werden. Wer Interesse hat, kann sich an den Vorsitzenden des Sportfischervereins Wiedau, Torben Kjær, wenden.

Das Nationale Zentrum für Umwelt und Energie (DCE) an der Universität Aarhus hat im vergangenen Jahr 30.767 Kormorannester gezählt, die von Brutpaaren „betrieben“ werden – 1,6 Prozent mehr als 2022, aber im Rahmen der Population seit 2014. Um die Jahrtausendwende waren es rund 40.000 Paare; der Dänische Ornithologische Verein (DOF) zählte um das Jahr 2000 etwa 42.500 Paare.

Bedrohen Kormorane Fischarten, dürfen sie in Dänemark im Zuge einer Ausnahmegenehmigung geschossen werden. Über den Umfang der Regulierung gibt es Diskussionen. DOF wehrte sich 2022 gegen Forderungen seitens der Fischerei, den Bestand an Kormoranen in größerem Umfang zu regulieren. Die bestehenden Maßnahmen reichen aus, findet der DOF.

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Leitartikel

Gerrit Hencke
Gerrit Hencke Journalist
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