Deutsche Minderheit

Die Tücken von Snapchat und Co. im Fokus

Die Tücken von Snapchat und Co. im Fokus

Die Tücken von Snapchat und Co. im Fokus

Tondern/Tønder
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Autor Manfred Theisen war vor etwa zehn Jahren schon mal in Tondern. Foto: Monika Thomsen

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Soziale Medien und Suchmaschinen standen in der Ludwig-Andresen-Schule in Tondern mit Autor Manfred Theisen auf dem Stundenplan. Auch Cybermobbing wurde thematisiert.

„Das Ding weiß sogar mehr über mich als früher meine Mutter. Das Handy kriegt alles mit“, erklärte Autor Manfred Theisen in der Aula der Ludwig-Andresen-Schule in Tondern den Mädchen und Jungen aus den Klassenstufen fünf bis sieben.

Büchereileiterin Marie Medow hieß den Kölner im Rahmen der Kinder- und Jugendbuchwoche bei seinem Gastspiel in Tondern willkommen.

Die Suchmaschinen und ihr Innenleben

Der Politologe, der zwei Jahre für das deutsche Innenministerium in der ehemaligen Sowjetunion geforscht hat, ging auf die verschiedenen Suchmaschinen ein.

Google merkt sich alles von euch.

Manfred Theisen, Autor

Theisen, der früher leitender Redakteur gewesen ist, veranschaulichte anhand von Beispielen, wie die Suchmaschinen funktionieren.

Das Gedächtnis von Google

„Google merkt sich alles von euch“, so Theisen, der auch selbst Apps entwickelt hat. Er ist seit rund zwei Jahrzehnten als freier Autor tätig.

„Versucht selbst euer digitales Verhalten zu verändern, und versucht auf unterschiedliche Suchmaschinen auszuweichen. Die sind nicht in eurem Denken drin“, so einer seiner Tipps an die Jugendlichen.

Kinder- und Jugendbuchautor Manfred Theisen widmete sich dem Umgang mit dem Handy. Foto: Monika Thomsen

Glücksgefühle im Blick

Der Autor des Sachbuches „Social Media – Cybermobbing, deine Daten im Web“ weihte die Zuhörenden über die Rolle des Frontallappens im Gehirn ein, der das für Glücksgefühle zuständige Dopamin ausstößt.

„Das junge Hirn kann Dopamin nicht unterdrücken und man wird als Kind abhängig“, so Theisen bezüglich der sozialen Medien. Er ging auf verschiedene Verhaltensmuster ein.

Was vielleicht im System des Erwachsenen falsch sei, könnte aus der Warte des Kindes richtig sein, da das Hirn in einem anderen Entwicklungsstadium sei.

Mädchen und Jungen aus den Klassen fünf, sechs, und sieben hatten in der Aula Platz genommen. Foto: Monika Thomsen

Snapchat als Zeiträuber

Er brachte den Kindern auch den Begriff Soziabilität mit dem Aufnehmen und Pflegen von Beziehungen näher. Das mache sich auch die Fotografie- und Chatapp Snapchat zu eigen.

Auf seine Frage, wer aus dem Publikum Snapchat nutze, streckten sich viele junge Zeigefinger in die Höhe.

„Für euch sind Freundschaften extrem wichtig. Das nutzt die App aus“, sagte er mit Blick auf das Snapchat-Belohnungssystem mit „Flammen“. Snapchat belohnt die Nutzerinnen und Nutzer mit „Flammen“, wenn diese tagtäglich miteinander kommunizieren, ohne dabei einen Tag auszulassen. 

„Ihr vergeudet damit unheimlich viel Zeit. In drei Jahren werdet ihr es selbst nicht nachvollziehen können“, so Theisen.

„Hände hoch“, als es um die App Snapchat ging. Foto: Monika Thomsen

Der Kreislauf mit Mobbing

„Beim Mobbing geht es darum, andere auszuschließen und es löst in den anderen Menschen sehr viel aus“, so Theisen. Er veranschaulichte mit einem Beispiel in Kinderhöhe, wie ein Kreislauf von Mobbenden sich entwickelt.

„Das ist ganz übel, und das Opfer lernt, Täter zu werden. Das Problem ist für euch das Gehirn. Ihr müsst aber zusammenhalten und euch moralisch umstellen und sagen: ,Ich will das nicht‘“, erklärt der Autor.

Er riet den Schülerinnen und Schülern, sich bei Mobbing immer an die Eltern und Lehrkräfte zu wenden.

„Mobbing auf dem Handy ist immer nachweisbar. Dann könnte man es genauso gut auf die Tafel schreiben“, verdeutlichte der Autor.

Büchereileiterin Marie Medow begrüßte Manfred Theisen. Foto: Monika Thomsen

Nächtliche Aktion während Corona

Er präsentierte den drei Schulklassen auch ein Beispiel mit professionell erstellten Fake News.

Zum Abschluss las er aus seinem Buch „Uns gehört die Nacht“ einige Passagen vor.

Das neue Werk handelt von einer seiner vier Töchter und weiteren Jugendlichen, die während des Corona-Ausgehverbots von 21 bis 5 Uhr in Köln heimlich nachts ausbüxten.

Ahnungslose Eltern

Während die Eltern sie im Bett wähnten, trafen die jungen Menschen sich, um Geschichten zu erzählen.

Die Schar der 20 bis 30 Jugendliche wuchs später auf 200 bis 300, die im nächtlichen Köln auf E-Scootern Rennen fuhren.

Nach dem abschließenden Abstecher in die Großstadt ging es für die Mädchen und Jungen im nordschleswigschen Tondern nach etwa 90 Minuten wieder zurück in ihre Klassenzimmer.

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