Gesundheit

Das Tonderner Krankenhaus ist schon jetzt gut aufgestellt

Das Tonderner Krankenhaus ist schon jetzt gut aufgestellt

Das Tonderner Krankenhaus ist schon jetzt gut aufgestellt

Tondern/Tønder
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Das Krankenhaus in Tondern hat viele ambulante Behandlungen übernommen. Foto: Sygehus Sønderjylland

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Regionsratsmitglied Mette Bossen Linnet freut sich, dass der bürgerliche und sozialdemokratische Block das Modell Tondern für gut befunden haben. Aber Funktionen wie Krebsbehandlung oder Entbindungen werden nicht nach Tondern kommen. Auch kritische Töne werden zum Regierungsvorschlag laut.

Die sozialdemokratische Bürgermeisterkandidatin Barbara Krarup Hansen reagierte am Mittwoch in einem Leserbrief begeistert, als Gesundheitsminister Magnus Heunicke (Soz.) bekannt gegeben hatte, dass die Regierung 20 neue bürgernahe Krankenhäuser einrichten will und dass in Tondern das eine liegen wird. 

Für die baulichen Maßnahmen will die Regierung 4 Milliarden Kronen zur Verfügung stellen, so die Mitteilung des Ministers. Dieses Geld könne von den Kommunen beantragt werden. Betriebsmittel würden nicht aus der staatlichen Kasse fließen.

Die politischen Vertreter bürgerlicher Parteien sehen im Vorschlag zumindest für Tondern nichts revolutionäres Neues. Mit der Initiative und den Reaktionen ist der Vorschlag auch Thema des Wahlkampfs geworden. 

In dem Papier der Regierung wird zwar mitgeteilt, dass die ausgebauten Krankenhäuser weitere Funktionen übernehmen sollen. Welche, das entscheide die Gesundheitsbehörde, die schon die Bereiche EKG, Röntgen und Kontrollen ausgewählt hat.

Der Vorschlag freut die Lokalpolitikerinnen und -politiker aus der Kommune Tondern, da man vor Jahren um den Fortbestand des Krankenhauses hart hat kämpfen müssen, zuletzt 2015/2016. Zweifel kommen aber unter anderem wegen des bestehenden Pflegenotstands und fehlender Finanzierung auf.

Stephanie Lose bei einem Besuch im Tonderner Krankenhaus. Rechts von ihr die Vorsitzende des kommunalen Gesundheitsausschusses, Irene Holk Lund Foto: Archivfoto: Elise Rahbek

Die Regionratsvorsitzende Stephanie Lose (Venstre), die im Tonderner Krankenhaus geboren wurde, meint wie ihre Amtskolleginnen und -kollegen, dass die Regionen keine weiteren Mittel für den Betrieb eines Nahkrankenhauses bereitstellen könnten.

Primär ist es ein Sieg und eine Anerkennung, dass in Tondern das richtige Modell gefunden worden ist, das weiter ausgebaut werden soll.

Mette Bossen Linnet, Regionsratsmitglied (Venstre)

Etwas zurückhaltend reagiert auch das amtierende Regionsratsmitglied Mette Bossen Linnet, ebenfalls Venstre. Das Tonderner Krankenhaus sei seiner Zeit weit voraus. Es könnten vermutlich weitere Funktionen ins Tonderner Krankenhaus oder dank der neuen Technik in die heimischen Stuben der Patienten verlagert werden.  Wegen des begrenzten Inhalts des Regierungsvorschlags, was ein Nahkrankenhaus bieten solle, sei das meiste davon vermutlich schon in Tondern vorhanden. Mette Bossen Linnet, die wieder für den Regionsrat kandidiert, ist auch Mitglied des Tonderner Stadtrats.

Gelegen in Wahlkampfzeiten

„Primär ist es ein Sieg und eine Anerkennung, dass in Tondern das richtige Modell gefunden worden ist, das weiter ausgebaut werden soll. Und es ist ein Sieg, da sowohl der bürgerliche als auch der sozialdemokratische Block das Modell befürworten", unterstreicht die Politikerin. Es tue ihr aber leid, wenn die Bürgerinnen und Bürger jetzt glauben würden, dass zum Beispiel Krebsbehandlung oder Geburtenstation nach Tondern zurückkehren würden.

„Das wird nicht der Fall sein. Die Funktionen für Nahkrankenhäuser, die die Gesundheitsbehörde schon ausgesucht hat, wie zum Beispiel EKG, Röntgen und Kontrollbesuche, sind in Tondern schon vorhanden. Aber nun ist Wahlkampf, und damit kommt ein solcher Vorschlag gelegen. Wir haben zwei Jahre auf einen Vorschlag seitens der Regierung gewartet”, so die Politikerin.

Erst Anfang der Woche hatte der Regionsrat entschieden, dass ab 2022 auch Kontrollbesuche für Patientinnen und Patienten mit Herzleiden angeboten werden.

Die Ärzteschaft, Patienten und Experten meinen auch nicht, dass die Regierung mit ihrer Idee den Stein der Weisen erfunden hat. Die Nahkrankenhäuser würden eigentlich den heutigen Gesundheitshäusern entsprechen, so die einhellige Einschätzung.

Die Sozialdemokraten hatten bereits bei der Folketingswahl 2019 proklamiert, dass sie die Gesundheitsangebote näher an den Bürger zurückbringen wollten, nachdem Jahre zuvor die Einrichtung sogenannter Superkrankenhäuser mit allem Fachpersonal den Vorrang hatte. Jetzt können die Kommunen Gelder aus dem 4-Milliarden-Kronen-Topf für bauliche Maßnahmen beantragen.

Nach einer schrittweisen Amputation hat die Westküste mehrfach für das Überleben des Tonderner Krankenhauses demonstriert. Foto: Archivfoto: Elise Rahbek

Die Region Süddänemark hat in Tondern schon mehrere Ambulatorien mit Funktionen eingerichtet, die sonst in den großen Krankenhäusern in Apenrade (Aabenraa) und Sonderburg (Sønderborg) hätten ausgeführt werden müssen. Auch Spezialärzte haben sich dort mit ihren Privatpraxen eingerichtet. Gleiches gilt für Allgemeinmediziner. Die Region und die Kommune haben auch ihre Physiotherapie-Abteilungen dort angesiedelt, und im vergangenen Jahr wurde die Abteilung eröffnet, wo schwache Personen, beispielsweise nach einem Krankenhaus-Aufenthalt für einen gewissen Zeitraum (korttidscenter) gepflegt werden, bis sie nach Hause oder in ihre Pflegeheime zurückkehren können.

 

Das gibt es im Krankenhaus

 

  • Medizinisches Tageshospital

Ambulatorien für

  • Zuckerkrankheit
  • Magen-Darm-Trakt
  • Frauenkrankheiten
  • Osteoporose
  • Ab 2022: Herzleiden

Blutproben und EKG

Röntgen und Scannen

Hals-, Nasen- und Ohrenarzt

Augenarzt

Hautarzt

Praxis für Allgemeinmediziner

Reha-Maßnahmen von Region und Kommune

Notfallklinik

Großküche der Kommune Tondern

Plätze für kurzzeitige Aufenthalte für schwache Bürgerinnen und Bürger (korttidscenter)

Kein Bettenabschnitt, keine Operationen

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