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Schulkinder erforschten Wattwürmer und Co

Schulkinder erforschten Wattwürmer und Co

Schulkinder erforschten Wattwürmer und Co

Hoyer/Højer
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Die Viert- und Fünftklässler waren unter anderem im Watt unterwegs. Foto: Monika Thomsen

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Schülerinnen und Schüler der deutschen und dänischen Minderheit erlebten in Rahmen des Life-Projekts die heimische Natur im Nationalpark Wattenmeer. Die Viertklässler aus Tondern und die Fünftklässler aus Leck nahmen als Versuchskaninchen an der ersten Tour dieser Art statt.

„Das ist ein dreistachliger Stichling“, erfuhr Lana aus der vierten Klasse der Ludwig-Andresen-Schule in Tondern, von Naturberater Hans Tonnesen, als sie im Watt vor der Wiedauschleuse einen klitzekleinen toten Fisch in der Hand hatte.

Gemeinsam mit ihren Klassenkameradinnen und -kameraden sowie  der fünften Klasse der dänischen Schule in Leck erforschte die LAS-Schülerin zum Wochenanfang im Rahmen des Projektes LIFE Wadden Sea Birds das Wattenmeer und das Umfeld in der Luft und auf dem Boden.
 

 

Lana scheute sich nicht, den dreistachlichen Stichling anzufassen. Foto: Monika Thomsen

Life Wadden Sea Birds
• Die Projektpartner: die Kommune Tondern, die Stiftung Naturschutz Schleswig Holstein, der Nationalpark Wattenmeer, Den Danske Naturfond und die Naturbehörde Wattenmeer.
• Hauptziel ist es, die Lebensbedingungen für die Vögel im dänischen und deutschen Teil des Wattenmeeres zu verbessern, entsprechend wie es im südlichen Teil des Margrethen Koogs der Fall ist.
• Der Fokus ist dabei auf Wat- und Wiesenvögel gerichtet.
• Der Einsatz, der sich auf die 248 Hektar Landwirtschaftsfläche im nördlichen Teil des Margrethen Koogs konzentriert, wird mit Maßnahmen im Rahmen des Klimawandels kombiniert. Um bei anhaltendem und kräftigem Regen das Überschwemmungsrisiko zu reduzieren, soll das Gebiet  als Reservoir genutzt werden. Wenn die Schleusen bei Sturm geschlossen werden, staut sich das Wasser in der Wiedau im Hinterland.
• Das Projekt setzt auf einen freiwilligen Flächentausch mit den Landwirten und Grundbesitzern.
• Der Margrethen Koog und der Rickelsbüller Koog (auf deutscher Seite) entstanden im Zuge des Bau des vorgeschobenen Deichs vor 40 Jahren.
• Die Ausgaben für das Gesamtprojekt im nördlichen Margrethen Koog betragen 69 Millionen Kronen.
• Es fließen bis zu 41 Millionen Kronen an EU-Mitteln an das Projekt.
• Die Initiative Tonderner Marsch und die weiteren Partner bringen sich mit 28 Millionen Kronen ein.
• Das Projekt läuft seit 1. September 2020 bis zum 31. August 2026.

Lanas Klassenkamerad Martin spürte bei der Wattwanderung unter anderem eine tote Krabbe auf und streckte auch die Hand aus, um einen von Naturberater Bo Tonnesen ausgegrabenen fetten Sandwurm zu halten.

Tipps für die Suche

Tonnesen veranschaulichte den Kindern, dass sie den Wurm auf der Grundlage seiner Sandtürme ausfindig machen konnten.

Anschließend beobachteten sie, wie er sich wieder in den Meeresboden einbuddelte.

Martin sah sich den fetten Sandwurm genau an. Foto: Monika Thomsen

„Das ist eine riesige Kraftleistung. Warum denkt ihr, dass er sich wieder eingräbt? Was könnte passieren?“, so Tonnesen.

 „Dass die Vögel ihn fressen“, meinte eine Schülerin.

 „Genau, das wäre für die ein gefundenes Fressen“, so der Naturberater, während den barfüßigen Kindern der Schlick durch die Zehen quoll. Andere wiederum gaben den Gummistiefeln den Vorzug.

Im Watt gab es zahlreiche Spuren der Vögel zu sehen. Foto: Monika Thomsen

Bo Tonnesen berichtete, dass aus dem Lister Tief bei jeder Tide eine halbe Milliarde Kubikmeter Wasser hereinfließt.

„Es kommen jede Menge Tiere, die die Vögel fressen, und Sand mit. Jetzt stehen wir hier auf dem Meeresboden, und es ist schwer vorstellbar, dass wir in sechs Stunden hier wegen Hochwassers überhaupt nicht stehen könnten“, so Bo Tonnesen.,

Die Barflüßler erlebten, wie sich das Watt anfühlt. Foto: Monika Thomsen

Seeadler spielte mit

Nachdem sein Bruder Hans bei der theoretischen Lektion auf einem Banner die natürliche Größe des größten dänischen Raubvogels veranschaulicht hatte, zeigten sich später gleich mehrere Exemplare Seeadler in echt am Himmel im Umfeld der Wiedauschleuse.

In Natura und ausgestopft

Die Mädchen und Jungen hatten auch die ausgestopften Exemplare von einem Alpenstrandläufer (ryle), einem großen Brachvogel (store regnspove), einem Austernfischer (strandskade), der gerne Herz- und Blaumuscheln frisst, die er öffnen kann, gesehen.

Bo Tonnesen zeigte den Mädels, wie Löwenzahn-Stengel sich zu einer Flöte umfunktionieren lassen. Foto: Monika Thomsen

Auch ein Löffler (skestork) und eine Pfuhlschnepfe (lille kobbersneppe) wurden vorgestellt. Im Watt, das für die Vögel eine große Speisekammer bildet, wurden nachfolgend Säbelschnäbler (klyder) gesichtet.

Auf den Geschmack kommen

„Das schmeckt wie Gurke“, meinte eine Schülerin, als sie die Strandpflanze Salzmiere (strandarve) probierte. Das Wermutkraut (malurt) wurde zwischen den Fingern zerrieben, um den Duft zu erschnuppern.

Es gab viele Details zu sehen. Foto: Monika Thomsen
Die Exkursion fing bei der alten Schleuse an. Foto: Monika Thomsen

An der alten Hoyer Schleuse hatten sie zum Auftakt davon erfahren, was es mit den Gezeiten auf sich hat und wie die Schleusen funktionieren. Danach ging es im Fußmarsch an der Wiedau entlang zur Naturschule an der Wiedauschleuse.

Versuchskaninchen für Vermittlung

„Die beiden Klassen heute sind quasi Versuchskaninchen im Rahmen des EU-Projekts, bei dem der grenzüberschreitende Aspekt gewichtet wird. Anstatt eine deutsche Schule aus Deutschland und eine dänische Schule aus Dänemark zu nehmen, kam uns die Idee, die zwei Minderheitenschulen zusammen einzuladen“, erläutert Bo Tonnesen den kostenlosen Vorstoß inklusive Transport im Bus.

Die Pflanzen- und Tierwelt wurde genau inspiziert. Foto: Monika Thomsen

Ein Angebot, das die Klassenlehrerinnen Angela Kittel von der Ludwig-Andresen-Schule und Britta Lähn von Læk Danske Skole mit ihren Schützlingen gerne annahmen.

„Wir werden die nächste Tour dieser Art im Herbst und dann vermutlich drei- bis viermal im Jahr durchführen“, so Bo Tonnesen mit Blick auf das Life-Projekt.

Bewährtes Angebot

Zu dem bewährten Angebot der kommunalen Naturschule Tøndermarskens Naturskole gehört, dass alle dritten Klassen aus der Kommune Tondern zum Nulltarif im Bus zur Naturschule an der Wiedauschleuse gefahren und dort drinnen und draußen in Natur pur unterrichtet werden können.

Hans Tonnesen bei seinen Ausführungen Foto: Monika Thomsen

„Für die Vorklassen haben wir das Angebot, dass wir sie besuchen und ihnen die Natur in ihrem Nahbereich näherbringen“, berichtet Hans Tonnesen.

Der Rickelsbüller Koog bildete an diesem Tag die letzte Station für die Delegationen aus Leck und Tondern.

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