Geschichte

Schock: Umzug nach Tondern

Schock: Umzug nach Tondern

Schock: Umzug nach Tondern

Tondern/Tønder
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Foto: Archivbild: DN

Vor 40 Jahren kam die Fernmeldetruppe in die Tonderner Kaserne. Abneigung verwandelte sich in Zuneigung.

Wie für das Lehrerseminar und Krankenhaus bäumten sich die Bürger der Stadt auch mehrfach gegen die drohende Schließung der Tonderner Kaserne auf. Doch Ende 2002 war die letzte Schlacht geschlagen. Das Militär verließ die Wiedaustadt. Die letzte in Tondern stationierte Einheit war das 2. Fernmeldebataillon, das heute vor genau 40 Jahren seinen Einzug in Tondern hielt. Wenn auch anfänglich nicht ganz zur Freude der Soldaten. Sie fühlten sich wohl in Aarhus und wollten dort auch bleiben.

Daran erinnert sich der pensionierte Major Søren P. Sørensen, der 2002 das zweifelhafte Vergnügen hatte, im buchstäblichen Sinne die  Pforten der Kaserne zu verschließen. Eigentlich hätte die Kaserne bereits bei der Stilllegung des Luftwaffenregiments im Jahr 1973 geschlossen werden sollen. Der Beschluss wurde dank der Bürger und des Stadtrats vom Folketing rückgängig gemacht, sodass die Fernmelder fünf Jahre später Tondern einnehmen konnten. Der damalige Verteidigungminister Orla Madsen verkündete dem Bataillon im November 1975 den Umzug nach Tondern. „Meines Wissens wusste nicht einmal der Regimentschef von diesem Wechsel“, erzählt Sørensen, dem die Nachricht von seiner Frau übermittelt wurde, die sie im Radio gehört hatte.

Die Soldaten hätten sich,  ungeachtet des Dienstgrades, in einem Schockzustand befunden, da den Berufssoldaten  ihr Dasein in der Garnisonsstadt Aarhus gefiel. Die Stimmung wurde in keinster Weise besser, als die Stadt bei der Sturmflut im Herbst 1976 evakuiert werden musste (später gehörte das Militär zum festen Stamm bei Sturmflutbereitschaften). Dank einer  guten Informationspolitik seitens der Kommune über das Leben in Tondern, die familiären Angebote und Jobmöglichkeiten wurde die anfängliche Abneigung zum Teil schon abgelegt. Einen weiteren Trumpf landete die Kommune mit einer Einladung an alle Soldaten mit ihren Familien zu weiteren Informationsveranstaltungen mit abschließenden Tanzvergnügen. Nach einer Fahrt durch die Marsch landeten die Gäste der Stadt zu einem Umtrunk im Calle-Geschäft in Aventoft, wo sie von Calle und Magda Andresen persönlich willkommen geheißen wurden.

 

Major Søren P. Sørensen „durfte“ 2002 als letzter Mann den Schlüssel umdrehen. In Spitzenzeiten waren in der Kaserne etwa 470 Personen beschäftigt. Foto: Archivbild: DN

Soldaten und ihre Familien lebten sich schnell ein

So konnte am 8. August 1978  mit ca. 140 Fahrzeugen und 240 Mann Kurs auf Tondern genommen werden.   Bei der Ankunft zog ein Flugzeug am Himmel den Banner „Velkommen til Tønder, 2. Telegrafbataillon“.  Beim abendlichen Zapfenstreich durch die Fußgängerzone wurden die Soldaten von etwa 1.000 Bürgern begleitet. Die Soldaten und ihre Familien lebten sich schnell ein, und fast jeder Partner fand schnell einen neuen Job.
Søren S. Sørensen arbeitete  anfänglich an einer Rückversetzung nach Aarhus. Dies wurde ihm sechs Jahre später mit einer Beförderung in Aussicht gestellt. Doch Sørensen blieb in Tondern und ist dort auch heute noch  wohnhaft, war Venstre-Stadtratsmitglied und ist seit vielen Jahren Mitglied des Orchesters der Freiwilligen Feuerwehr Hoyer. Auch die beiden ersten Garnisonskommandanten B. E. Løwenstein und J. B. Nielsen kehrten nach Auslandsmissionen nach Tondern zurück.

Dies gilt auch für weitere, die nach Ableistung ihrer Wehrpflicht in Tondern blieben und dort auch noch heute wohnhaft sind. Heute sagen noch mehrere Offiziere der Kaserne, dass sie ihre besten Berufsjahre in Tondern verlebt haben. So schlimm wie befürchtet ist die Versetzung dann wohl doch nicht gewesen.

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