Ferienaufenthalt

Mit russischen Nichten auf Achse

Mit russischen Nichten auf Achse

Mit russischen Nichten auf Achse

Tondern/Tønder
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Maren R. Petersen hat viel Spaß gehabt mit ihren beiden Nichten Sofia (links) und Veronika. Foto: Brigitta Lassen

Die beiden Schwestern Sofia und Veronika verbrachten einen Teil ihrer Ferien bei ihrer Tante Maren Rowald Petersen in Tondern.

Die beiden Schwestern Sofia und Veronika verbrachten einen Teil ihrer Ferien bei ihrer Tante Maren Rowald Petersen in Tondern.

Mittlerweile sind die beiden wieder zu Hause bei ihren Eltern, Frank und Anna Rowald, im russischen Perm. Mit im Gepäck hatten die  Mädchen Veronika und Sofia  viele Erlebnisse von ihren Ferien bei ihrer Tante Maren Rowald Petersen in Tondern.
Fünf Wochen verbrachten die Schwestern  dort. Möglich war dieser lange Aufenthalt, da in Russland  die Monate Juni, Juli und August schulfrei sind. Doch wer meint, die Schüler könnten sich drei Monate einen faulen Lenz machen,   täuscht sich. Aufgaben und Bücher lesen während der Ferien sind Pflicht. Die 10-jährige Veronika muss z. B.  16 Bücher schaffen.  Und nach der Zeit in Dänemark warten zuhause  drei Wochen in einem Ferienlager. Die Lust ist nicht groß, und die Zeit, das schulische Ferienpensum zu schaffen, würde damit auch kürzer, meinen die beiden, die den Rest der Ferien   in der Datscha der Familie verbringen.

Maren  Petersen hat ihren  Gästen viel von Nordschleswig gezeigt. Sie begleitete sie zum Beispiel zum Knivsbergfest, nach Röm, nach Flensburg  und Husum oder nach Mögeltondern,  wo sie im Park picknickten. Auch beim Musikschultag in Tondern waren sie dabei und nahmen regelmäßig am SG-West-Familienschwimmen teil. Während ihrer Zeit bei der Tante haben sie  dem Unterricht in der  5. und 6. Klasse der Ludwig-Andresen-Schule beigewohnt. Sie fanden die Schule und den Unterricht sehr interessant, erklären sie höflich. Und besonders schön sei, dass es dort nicht so viele Kontrollarbeiten (Tests) und Hausaufgaben gab wie in Russland, erzählen sie. Zu Hause müssten sie in der Freizeit „freiwillig“ Senioren, elternlose Kinder oder Haustiere betreuen. Viel Freizeit bliebe da nicht, meint die 13-jährige Sofia.

Sie genossen  während ihres Aufenthalts die große Freiheit, die Kinder und Jugendliche in Dänemark im Gegensatz zu ihrer Heimat haben. Zu Hause  müsse in einer Leistungsgesellschaft sehr viel gelernt werden. Zumal geht man in Russland auch am Sonnabend noch in die Schule.
In Dänemark  waren die Schwestern auch  von den vielen  Windrädern und Schafen begeistert. Sie kommen aus einer Millionenstadt direkt im Ural und leben mit ihren Eltern in einer kleinen Wohnung.

Ein kleines Eis vor dem Schlafen

Bei ihrer Tante  gab es viel mehr Platz im großen Haus und im Garten.  Es war so groß, dass sie beide ein eigenes Zimmer bekommen konnten. Zum Schlafen – vorher gab es jeden Abend um 20 Uhr ein kleines Eis – wollte Veronika dann  doch lieber zur großen Schwester.
 Auch im Garten ihrer Tante war immer viel los. Für ihre Gastgeberin lasen die  kreativen Mädchen  russische Märchen vor und machten dazu  Pantomime, trugen  lange russische Gedichte vor und  sangen Volkslieder aus ihrer Heimat.   Ihre Tante verstand kein Wort, während die Nichten gut Deutsch sprechen und alles verstehen.

Vor ihrer Abreise nach Dänemark mussten ein  Teil Formalitäten geregelt werden. Die Eltern mussten z. B. notariell beglaubigen, dass ihre Töchter, die  einen russischen und einen deutschen Pass haben,  auch nach Russland zurückkehren würden, erzählt Maren Petersen. Sie sieht ihre russische Familie nur selten. Der Bruder der gebürtigen Flensburgerin („er war immer ein eingefleischter Junggeselle“) ging vor 16 Jahren der Liebe wegen nach Russland und heiratete ein Jahr später seine Frau Anna, die Deutsch studiert hat und Lehrerin ist. 

Er unterrichtet an einem  Gymnasium im Fach Deutsch. Vor acht Jahren besuchte Maren Petersen und ihre drei Kinder nebst Freundin zum letzten Mal  die Familie  in Perm, das Jahr vorher kam sie nach Tondern. Ihren Bruder hat sie die letzten vier Jahre nicht gesehen, aber Skype und Mails helfen da schon weiter. „Das Witzige ist, dass die beiden Mädchen ihren Vater, mit dem sie Deutsch sprechen, Frank oder Franki nennen, während ihre Mutter die Mama ist“, erzählt Maren Petersen, die sich erst daran gewöhnen musste, wieder verhältnismäßig kleine Kinder im Haus zu haben. „Und die haben Hummeln im Hintern und haben gefuttert wie die Scheunendrescher. Wenn ich nach der Schule geschafft nach Hause kam, fragten sie  sofort, was wir denn  gemeinsam unternehmen konnten“, erzählt die 60-jährige LAS-Lehrerin. „Aber vermissen werde ich sie doch“.

Nach Russland zum Unterrichten

Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit. Die  Mädchen haben  ihrer Tante  vorgeschlagen, für ein Jahr nach Russland zu kommen, um am Gymnasium Deutsch zu unterrichten. „Für ein paar Wochen vielleicht interessant, aber meine drei  Kinder haben es mir verboten“,  lacht sie.

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