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Pfingstgottesdienst: Erinnerung an Ruderer-Unglück 1952

Pfingstgottesdienst: Erinnerung an Ruderer-Unglück 1952

Pfingstgottesdienst: Erinnerung an Ruderer-Unglück 1952

Hoyer/Højer
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Umgeben von Ruderbooten, Kajaks und der herrlichen Natur an der Wiedau leitete Pastor Matthias Alpen den Pfingstgottesdienst im Vereinshaus des Rudervereins Hoyer. Foto: Volker Heesch

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Erstmals seit drei Jahren feierte die Nordschleswigsche Gemeinde wieder einen Gottesdienst im Vereinshaus an der Wiedau in Hoyerschleuse. Zahlreiche Angehörige der vor 70 Jahren im Wattenmeer tödlich verunglückten Wassersportler waren anwesend.

Bei schönem sommerlichen Wetter versammelten sich am Pfingstsonntag um die 50 Personen zum Gottesdienst der Nordschleswigschen Gemeinde im Bootshaus des Rudervereins Hoyer.

 

Schon vor dem Beginn des Gottesdienstes saßen am Bootshaus der Rudervereins Hoyer viele Gemeindemitglieder zusammen und genossen das schöne Wetter. Foto: Volker Heesch

 

„Erstmals seit drei Jahren kommen wir wieder im Bootshaus zusammen, beschenkt mit herrlichem Wetter“, sagte Pastor Matthias Alpen zu Beginn des Gottesdienstes, den Barbara Mathies am elektronischen Tasteninstrument begleitete.

Unglück vor 70 Jahren

Alpen wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass der Gottesdienst auch im Zeichen des Gedenkens an die fünf jungen Männer stehe, die am 8. Juni 1952 unter nie geklärten Umständen mit ihrem Boot im Wattenmeer zwischen den Inseln Sylt (Sild) und Röm (Rømø) gekentert und umgekommen sind.

Im Mittelpunkt des Gottesdienstes standen Bibeltexte zum Pfingstfest. Kirchenvertreterin Veronika Bjørn las einen Text zum Turmbau zu Babel, an den Pastor Alpen in seiner Predigt anknüpfte.

Pastor Matthias Alpen sprach in seiner Predigt auch aktuelle Themen an. Foto: Volker Heesch

 

Er ging auf das Thema Sprachenwirrwarr in der biblischen Geschichte ein, um an die Mehrsprachigkeit im heutigen Grenzland anzuknüpfen, die trotz zuweilen auftretender Sprachblüten heute als Gewinn betrachtet werde. „Jemanden verstehen, ist mehr, als jemanden nur in der Muttersprache zu hören“, so Alpen, der während des Gottesdienstes auch mehrfach die aktuelle Lage mit dem Krieg in Europa ansprach. In der Fürbitte standen Frieden für die Völker und Volksgruppen im Mittelpunkt.

Gottesdienst mit Wiedau-Natur

Die Gemeindemitglieder saßen bei geöffneten Bootshaustoren zwischen den Booten mit Ausblick auf die Wiedau. Die Predigt wurde nicht nur vom gemeinsamen Gesang bekannter Lieder umrahmt. Unablässig sang im Hintergrund ein Schilfrohrsänger, flötete eine Mönchsgrasmücke, und ein Kuckuck umstreifte das Bootshaus.

 

Im Faltblatt zum Gottesdienst waren Erinnerungen an das Unglück der jungen Ruderer im Jahre 1952 zu finden. Foto: Nordschleswigsche Gemeinde

 

Ernste Stimmung kam während des Gottesdienstes auf, als Matthias Alpen das traurige Geschehen im Juni 1952 in Erinnerung rief. Aus dem Gesangbuch war das Lied Christian von Stöckens „Wenn wir in Wassernöten“ aus dem Jahre 1651  ausgewählt worden. „Wir erahnen, der Verfasser wusste von den Gewalten der Natur“, so der Pastor. Er erklärte, dass es in den Jahren nach der Sturmflutkatastrophe 1634 entstanden ist, die damals die gesamte Küstenregion verwüstet hat.

 

Zahlreiche Angehörige nahmen am Gottesdienst teil, bei dem der 1952 im Wattenmeer verunglückten Ruderer gedacht wurde. Foto: Volker Heesch

 

Alpen, der zahlreiche Angehörige der vor 70 Jahren umgekommenen Ruderer begrüßte, berichtete über das Leid in den Familien, nachdem das Verschwinden des Bootes bemerkt orden war. „Es war damals üblich, mit den Ruderbooten das Wattenmeer zu durchkreuzen“, so Alpen, der angesichts der Tragödie an das Zusammenrücken aller Hoyeranerinnen und Hoyeraner nur sieben Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erinnerte, als noch deutsch-dänische Gegensätze Nordschleswig prägten.

Das Faltblatt zum Gottesdienst zeigt unter anderem Fotos von Zeitungsausschnitten und des 1952 ertrunkenen 19-jährigen Fritz Pörksen als lebensfrohen Akkordeonspieler. Alpen erwähnte, dass Pastor Andreas Schau vor 70 Jahren in Hoyer Familien und Freunden der Verunglückten zur Seite gestanden habe, einer der Verunglückten wurde nach einer Trauerfeier unter Leitung des dänischen Pastors N. P. Nielsen begraben.

 

Nach dem Gottesdienst saßen zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem Imbiss am Rudererhaus an der Wiedau zusammen. Foto: Volker Heesch

 

Nach dem Gottesdienst, bei dem neben Kirchenliedern wie „Geh aus mein Herz und suche Freud“ auch die deutsche Fassung des Westküstenliedes von A. Egeberg Jensen „For en fremmed barskt og fattigt“ gesungen wurde, saßen die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher bei einem Imbiss zusammen am Bootshaus. Die deutsche Fassung des bekannten Liedes, das 1922 entstanden ist, hat Hertha Holm aus Hoyer getextet.    

 

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