NRV-Rudern

Minilager als Ersatz für die ausgefallenen Regatten

Minilager als Ersatz für ausgefallene Regatten

Minilager als Ersatz für ausgefallene Regatten

Hoyer/Højer
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In malerischer Umgebung wird auf der Wiedau gerudert mit der Hoyer-Schleuse im Hintergrund. Foto: Brigitta Lassen

Auch die Ruderer mussten wegen der Coronakrise die Boote stehen lassen. Zudem wurden Regatten abgesagt. Als kleine Kompensation führt der Nordschleswigsche Ruderverband jetzt Sommerlehrgänge durch.

„Die rechte Hand über die Linke, die zumindest bei Rechtshändern stärker sein soll. Die Blätter früher aufdrehen und sie schön weit über dem Wasser halten. In der Auslage ausstrecken, mehr aus dem Handgelenk und du sitzt zu steif, du musst das Becken weiter nach vorne kippen. Und in der Auslage ausstrecken“.

Manöverkritik, Pause und Essen sind im Klubhaus des Rudervereins Hoyer angesagt. Die technischen Korrekturen kommen von Marc-Oliver Lages, Lehrer des Nordschleswigschen Rudervereins (NRV), während er einen Film von einem chinesischen Frauenvierer zeigt.

Nach der ersten Trainingseinheit geht es zur Manöverkritik ins Bootshaus. Foto: Brigitta Lassen

Ich will noch mit 90 Jahren rudern

Seine Schüler sind gesetzteren Alters, allen voran Flemming Mathiesen (Flobbe). Der 74-Jährige hatte sich schon als Jugendlicher als einziger Däne in die Ruderboote des deutschen Vereins gesetzt. Er ist gemeinsam mit seiner Frau, Eva Weitling, in den Verein zurückgekehrt. Die beiden nehmen an dem zweitägigen Minilager teil. „Und es macht so viel Spaß, und ich will noch als 90-Jähriger rudern. Das kann man auch im hohen Alter“, strahlt Mathiesen.

Das sieht schon sehr gut aus, was Flemming Mathiesen und Kim Schauer Boysen dort machen. Foto: Brigitta Lassen
Ghita Beck Svensen und Eva Weitling haben viel Spaß. Ghita Beck Svensen hat auch als Kind beim RV Hoyer gerudert. Foto: Brigitta Lassen

Die Minilager werden als Ersatz für die wegen der Coronavirus-Krise abgesagten Regatten vom NRV in allen angeschlossen Vereinen angeboten. Der Ruderverein Hoyer war als Zweiter dran, nachdem ein entsprechendes Minilager schon in Hadersleben durchgeführt worden war. Weitere folgen in den anderen Vereinen und zum Abschluss geht es in die Norderharde zum Sommertrainingslager.

„Wer noch teilnehmen will, kann sich auch noch kurzfristig ein paar Tage vorher bei mir anmelden.“

Jugendliche interessieren sich scheinbar nicht mehr für diese Sportart. Das ist auch schwierig, da es hier keine deutsche Schule mehr gibt.

Marc-Oliver Klages

Der Ruderverein Hoyer ist heute ein reiner Erwachsenenverein. „Jugendliche interessieren sich scheinbar nicht mehr für diese Sportart. Das ist auch schwierig, da es hier keine deutsche Schule mehr gibt“, bedauert Klages, der vor sechs Jahren Ruderlehrer beim NRV wurde. Freuen kann er sich aber über die rege Aktivität, die in den Verein zurückgekehrt ist.

Susanne Klages macht Kurzsiesta in ihrem aus Sonderburg mitgebrachten Einer. Foto: Brigitta Lassen

 

Kajaks auf dem Vormarsch

Wie in Hoyer und den anderen angeschlossenen Vereinen spielen die Kajaks heute eine größere Rolle als die Ruderboote. Allein in Hoyer stehen 19 Boote dieser Gattung zur Verfügung. Nur in bei Germania in Sonderburg/Sønderborg und dem DRH in Hadersleben/Haderslev hat das Rudern das Oberwasser.

Aber zurück nach Hoyer und die Wiedau, wo sich acht Ruderer inklusive Klages Frau Susanne als Fortgeschrittene dazu gesellt hat. Unter den Teilnehmern befinden sich Geübte aber auch Anfänger. Während man bei Flemming Mathiesen und Kim Schauer Boysen vom ARV in Apenrade/Åbenrå und natürlich bei Marc-Oliver Klages Frau Susanne, Rudererfahrung beobachten kann, gibt es Potenzial nach oben in den anderen zum Teil historischen Wasserfahrzeugen aus Holz.

„Aber es wird daran gearbeitet, den alten Vierer Berlin gegen ein Kunststoffboot auszutauschen“, freut sich Marc-Oliver Klages, der auf ein bewegtes Berufsleben vor seiner Station in Nordschleswig mit Trainerstellen in unter anderem China, USA, Neuseeland und Kanada zurück blicken kann.

Auch das Einsteigen will gelernt sein. Anders Gass und Torben Beck bekommen Anweisungen vom Ruderlehrer. Foto: Brigitta Lassen

Erstmals kann Marc-Oliver Klages die Boote oder vielmehr ihre Insassen vom Wasser aus beobachten, denn der Ruderverein verfügt jetzt auch über ein Motorboot. Aus der Nähe kann er jetzt anschauen und technische Ratschläge bei der anschließenden Manöverkritik anbringen.

Und keiner ist beleidigt, sondern es wird viel gelacht und die guten Ratschläge angenommen. Vergleichen will sich keiner mit dem vier chinesischen Ruderinneren im Video. Hier geht es nur um Spaß und Training an der frischen Luft in schönster Umgebung.

 

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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